Fussball
Durch die Lenninger Fußballvereine geht ein Riss

Fußball Der Rückzug des TVU droht das Verhältnis zum TSV Oberlenningen zu spalten. Im Sommer werden alle Jugendspielgemeinschaften abgemeldet. Von Klaus Schlütter

Die Situation der Fußballvereine im Lenninger Tal liest sich wie die tragische Geschichte von den beiden Königskindern im Mittelalter - sie konnten zusammen nicht kommen. Zahlreiche Versuche, die Kräfte zu einer „SG Lenningen“ zu bündeln, sind endgültig gescheitert. Wegen Spielermangels musste sich die Kreisliga-Mannschaft des TV Unterlenningen bekanntlich unlängst vom Spielbetrieb verabschieden. Mehr noch: Im Sommer werden alle fünf Lenninger Spielgemeinschaften von den Bambinis bis zur C-Jugend abgemeldet. Die Partnerschaft der A-Jugend ist bereits beendet.

„Eine Katastrophe, vor allem für den Nachwuchs“, bedauert Bürgermeister Michael Schlecht, einst selber beim SC Geislingen, den VfB-Amateuren, beim FC Eislingen und in Großbettlingen aktiv am Ball. „Ich hatte mehrfach darum geworben, sich anzunähern. Unsere Handballer sind ja auch zusammengekommen, trotz der sportlichen Rivalität. Dass es im Fußball nicht geklappt hat, bedaure ich außerordentlich.“

Für den TV Unterlenningen ist es nicht der erste Super-Gau: Bereits 1999, ein Jahr nach dem Aufstieg in die A-Klasse, ruhte der Spielbetrieb sechs Jahre, auch damals wegen Spielermangels. „Schlimm, dass es wieder so weit kommen musste. Das hat viel Kraft und Nerven gekostet und tut sehr weh“, bedauert Marc Schmohl, ab März nach acht Jahren im Amt Abteilungsleiter a. D. Zumal das Rumpfteam aus der kleineren Teilgemeinde („unten“ 2280, „oben“ 2800 Einwohner) zuletzt gut drauf war. Nach einem 3:0-Sieg im Ortsderby am 3. November 2019 und der Herbstmeisterschaft bestand sogar eine reelle Aufstiegschance.

Inzwischen sind die TVU-Spieler in alle Winde zerstreut (siehe Info-Kasten). Oder sie haben frustriert die Kickstiefel an den Nagel gehängt. Der heimatlose Unterlenninger Nachwuchs hat nun nur noch die Möglichkeit, künftig das rote Trikot des TSV Oberlenningen zu tragen oder den Verein zu wechseln, entweder ganz oder mit einer Gastspielerlaubnis.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Bei der Suche nach den Gründen für die mehrfach gescheiterten Bemühungen um eine Gemeinsamkeit gibt es unterschiedliche Darstellungen. „An uns lag es nicht. Wir haben uns in der Sache nichts vorzuwerfen“, sagt TSVO-Abteilungsleiter Patrick Häussler. „Wir haben drei Versuche für eine SG unternommen und dafür ein Konzept erstellt. Aber der TVU konnte das nicht mit Leben füllen. Er war kein Partner auf Augenhöhe.“ Kein Wunder, der größere TSVO ist breiter aufgestellt, hat mehr Manpower. Um den üppigen Kader mit rund 40 Spielern kümmern sich gleich drei Abteilungsleiter. „Ich bin der Meinung, wir hätten die SG trotzdem stemmen können. Aber die Chance wurde schon viel früher vertan“, sagt TVU-Boss Marc Schmohl.

In Bezug auf die partnerschaftliche Nachwuchsarbeit weist der Unterlenninger Jugendleiter Frank Holder den Vorwurf, sich zu wenig einzubringen, entschieden zurück: „Das ist beleidigend, eher trifft das Gegenteil zu.“ Obwohl es in seinem Verein bald keine Jugendmannschaften mehr gibt, bleibt er im Amt. „Der Nachwuchs muss doch trotzdem einen Ansprechpartner haben“, betont er.