Jubiläumskonzert des Gesangvereins Frohsinn Ötlingen mit Unterstützung aus Auendorf
Ehrfürchtig aufschauen zu 150 Jahren

Lange hielt man den Gesangverein Frohsinn Ötlingen für eine Geburt des Jahres 1892. Doch dann fand man 1981 auf dem Dachboden des Ötlinger Rathauses die 1862 geweihte Fahne. Also wurde der Verein nun 150 Jahre alt und feierte mit einem fröhlichen Konzert mit geschichtlichen Rückblicken.

Kirchheim. „Das Bild im Teckboten mit 100 Aktiven habe ich mit etwas Wehmut angeschaut“, meinte Wilhelm Braun bei seinem Grußwort für den Chorverband Karl Pfaff. Seit dem Jahr 1952, aus dem das Foto stammt, ist der Gesangverein Frohsinn leider erheblich kleiner geworden. Deshalb bat er für sein Konzert im Evangelischen Gemeindehaus um Unterstützung. Diese gewährten die Sänger aus Auendorf, einem Ortsteil von Bad Ditzenbach. So standen zusammen 19 Männer und 13 Frauen auf der Bühne – plus Dirigentin Elisabeth Dietze, die sowieso beide Chöre leitet.

Auf die Festhymne „Dies ist ein großer Tag“ folgten Loblieder auf den bunten Herbst und die schwäbische Heimat. Dann sprang die launige Forelle musikalisch mal nach Mozart als „kleine Nachtforelle“, mal in Anlehnung an das Wolgalied umher. Eines war den rund 50 Zuhörern sofort klar: Die Sänger waren mit Begeisterung und Dynamik dabei. Die Intonation erreichte vor allem bei schwierigeren Stücken nicht die Qualität eines Kammerchors, doch das tat der Freude an der Musik keinen Abbruch.

Ortsvorsteher Hermann Kik sprach im Namen der Stadtverwaltung. Er blickte nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft. Die Stadt arbeite derzeit mit den Vereinen an einem Konzept für die Kulturentwicklung der nächsten zehn bis 20 Jahre. Dann übergab er der Stadt einen Scheck: „Er ist im unteren vierstelligen Bereich.“ Kiks Erläuterungen zur Herkunft des Begriffs „Chor“ griff Braun, der nach Kik sprach, wieder auf und ging noch weiter zurück: „Er stammt aus dem sehr frühen Mittelalter. Im Chor im östlichen Teil des Kirchenschiffs durften die Mönche nur singen.“

Gesungen wurde im zweiten Teil des Konzerts zuerst nicht, denn in diesem gab der Musikverein Ötlingen sein Gastspiel. Das fünfköpfige Bläserensemble begann mit drei sehr ernsten Stücken, um nach Gustav Lotterers ehrwürdiger „Serenata Serioso“ zur fröhlichen „Lottchen-Polka“ zu wechseln. Bei „Kapelle hat gewonnen“, ebenfalls von Ladislav Kubes, begann das begeisterte Publikum zu klatschen und erreichte so zwei Zugaben. Wechselte der Rhythmus, hörte das Klatschen sofort wieder auf – anderswo keine Selbstverständlichkeit, doch hier saßen 30 geschulte Chorsänger im Publikum.

Mit „Jauchzet, jauchzet dem Herrn“ von Friedrich Silcher präsentierten die Sänger ein geistliches Lied. Das schwungvolle „Sing mit mir ein Halleluja“ mag mancher aus der kirchlichen Jugendarbeit kennen. Auf Manfred Bühlers „Zauber der Musik“ folgte ein weiterer Blick in die Geschichte: Im Jahr 1949 gliederte sich ein Frauenchor an. Später versuchte der Gesangverein Frohsinn, durch einen Kinderchor zu mehr Nachwuchs zu kommen, doch der Versuch überlebte nur ein paar Jahre.

Seit 1976 wird im Haus der Vereine geprobt, die Probe beginnt donnerstags um 19.30 Uhr. Als Vorsitzender lud Klaus Wiesner zum Mitsingen ein: „Die meisten Menschen haben ein gewisses musikalisches Talent. Nur in wenigen Fällen ist Hopfen und Malz verloren.“

Die Breite seines Repertoires unterstrich der Gesangverein Frohsinn am Ende mit den „Irischen Segenswünschen“ und „Ein guter Tag zu Ende geht“ nach der schottischen Volksweise „Auld Lang Syne“. Ganz das Ende war das Konzert noch nicht, denn die Auendorfer baten die Jubilare in die Zuhörerreihen. Sie hatten als Überraschung ein Ständchen und Stimmöl in Form von in Auendorf hergestelltem Schnaps und Likör mitgebracht. Mit ihren nur 87 Jahren, befanden sie, könnten sie zu den 150 Jahre alten Ötlingern nur „ehrfürchtig aufschauen“.