Kirchheim. Nachdem Bundespräsident Christian Wulff auf den Vorschlag von Ministerpräsident a.D. Stefan Mappus dem in Jesingen lebenden Geschäftsmann diese hohe Auszeichnung verlieh, hatte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker nun die dankbare Aufgabe, Lorenz Baron das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ ans Revers zu heften und ihm anschließend auch die dazugehörige Urkunde auszuhändigen. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgte das Flötenensemble der Martinskirche unter der Leitung von Bezirkskantor Ralf Sach.
Den Altbundeskanzler Konrad Adenauer zitierend, stellte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zu Beginn der Feierstunde fest, dass Ehrungen wohl tatsächlich Ereignisse seien, an denen „die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat“. Dass ein solcher Tag auch untrennbar mit Dankbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung verbunden ist, machte sie anschließend unmissverständlich deutlich. Im Kreis von Tracht tragenden Vertretern der Landsmannschaft der Donauschwaben und der Heimatortsgemeinschaft Rudolfsgnad war sie ganz besonders erfreut, unter den vielen geladenen Gästen neben Lorenz Barons Ehefrau Helga auch seine Mutter Petronella begrüßen zu können, die am kommenden Samstag ihren 97. Geburtstag feiern kann.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee und der Tito-Partisanen in seinen Geburtsort im Herbst 1944 wurde Lorenz Baron im April 1945 mit Mutter und Bruder ins Internierungslager eingeliefert. Als der Vater 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, war die Familie zunächst innerhalb Jugoslawiens nach Kroatien übergesiedelt.
1953 hat der am 7. Juli 1932 in Rudolfsgnad (Knicanin) bei Neusatz (Novi Sad) geborene Lorenz Baron Jugoslawien verlassen und war nach Kirchheim gekommen, wo er 1959 auf dem Gebiet Apparate- und Formenbau den Weg in die Selbstständigkeit wagte und im Dezember 2009 das 50-jährige Bestehen seiner Firma Baron GmbH & Co. KG feiern konnte.
Wie viele der 7 000 Menschen, die nach 1945 nach Kirchheim kamen, konnte und wollte auch Lorenz Baron seine alte Heimat in Jugoslawien nicht vergessen und wurde daher schon ein Jahr später Mitglied der Landsmannschaft der Donauschwaben. 1958 wurde er dann zum stellvertretenden Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft seines Geburtsortes gewählt.
Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bestätigte Lorenz Baron, dass er schon früh entsprechenden Weitblick bewies und die Weichen stellte für seinen Weg als „Brückenbauer“ zwischen Deutschen und Serben, den er seither trotz aller Widrigkeiten in nachhaltiger Absicht beschritten habe. 1997 konnte erstmals eine Feier an den Gedenkstätten in seinem Geburtsort Rudolfsgnad stattfinden, an der auch die Gesellschaft für serbisch-deutsche Zusammenarbeit teilnahm, bei der Lorenz Baron Ehrenmitglied ist.
Im Jahr 2000 wurde Lorenz Baron zu einer Gedenkfeier an den Massengräbern des ehemaligen Internierungslagers Rudolfsgnad / Knicanin eingeladen. Seine Sprachkenntnisse waren für ihn immer unverzichtbares Rüstzeug bei der Pflege neu geknüpfter Kontakte mit offiziellen Repräsentanten. 2001 konnte die Friedhofskapelle Rudolfsgnad / Knicanin wieder aufgebaut und unter der Schirmherrschaft des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel eingeweiht werden. Ein Jahr später wurde Lorenz Baron erster Ehrenbürger seiner jetzt serbischen Geburtsgemeinde, nachdem ihn die Gesellschaft für serbisch-deutsche Zusammenarbeit schon 2001 zum Ehrenmitglied ernannt hatte. Im gleichen Jahr gründete Lorenz Baron den Verein „Gedenkstätten Rudolfsgnad“, dessen Erster Vorsitzender er seitdem ist.
Dass der 50 Jahre lang auf dem Gebiet Apparate- und Formenbau selbstständig tätige Unternehmer in seiner neuen Heimat stets auch unermüdlich ehrenamtlich tätig war, betonte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei der Feierstunde ebenfalls deutlich. Seit 1964 richtet er alle fünf Jahre die Gedenkfeier am Pannonia-Brunnen aus. 1969 wurde Lorenz Baron zum Landesvorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben in Nord-Württemberg gewählt.
Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bestätigte dem vielseitig engagierten Lorenz Baron, der 1995 auch ein Buch mit dem Titel „Rudolfsgnad, das Dorf meiner Kindheit“ herausgegeben hat, entscheidende Impulse zur Bewahrung der donauschwäbischen Kultur geleistet und erkannt zu haben, dass die Untaten der Vergangenheit „nicht durch Abrechnung, Aufrechnung oder Revanche aufzuarbeiten sind“. Sie dankte ihm dafür, „dass er die Botschaft der Aussöhnung immer und immer wieder ausgesendet“ und sich durch sein ehrenamtliches Engagement dafür verdient gemacht habe, „den Gedanken des gedeihlichen Miteinanders vieler Völkergemeinschaften in einem Lebensraum zu leben und zu unterstützen“.