Nürtingen. Wenn Elke Maisch Zahnarztbohrer, Mundschutz und ihren „Inhalationsboy“ aus den Schränken holt, hat sie keine Operation an
ihren Mitmenschen vor. Dann geht es um
Die Idee mit den Lochmustern hatte die 58-Jährige vor vier Jahren. „Ich hatte mal eine Straußenei-Lampe gesehen, die Löcher hatte.“ Zuvor hatte sie etwa sechs Jahre lang Eier bemalt, mit Blumen, Hasen oder einer Nürtinger Stadtansicht. Früher zauberte sie winterliche Motive auf Glaskugeln. Denn seit ihrer Kindheit – aufgewachsen ist die gebürtige Kirchheimerin in Echterdingen – hat sie die Malerei nicht losgelassen. In Kursen lernte sie den Umgang mit Ölfarben, spezialisierte sich dann auf Aquarelle. 20 Jahre lang beschäftigte sie sich mit den Glaskugeln, die sie auf dem Nürtinger Weihnachtsmarkt verkaufte. Dann war erst mal Schluss mit dem Hobby – einer der drei Söhne eröffnete ein Restaurant und brauchte zuverlässiges Personal.
Fertigte Elke Maisch früher 1000 Glaskugeln im Jahr, bearbeitet sie nun ungefähr 600 Eier. Im Frühjahr, wenn Gänse, Enten und Schildkröten Eier legen, hortet sie die seltenen Eier. Die Kontakte hat sie inzwischen aufgebaut. Die etwa zehn Zentimeter großen Gänseeier holt sie von der Alb, die nur vier Zentimeter großen Schildkröteneier, die sich sehr rau anfühlen, liefert ein Ehepaar aus Kirchentellinsfurt. „Nach Taubeneiern habe ich jahrelang gesucht.“ Dann lernte sie einen Mann aus Berkheim kennen, der damals in Esslingen die Taubenplage dezimieren half, indem er die Eier gegen Attrappen austauschte. Zu ihren Verkaufsständen bei den Ostermärkten in Nürtingen, Wannweil und im Schloss Urach bringen ihre Stammkunden exotische Eier vorbei. Für alle Variationen ist die Hobbykünstlerin dankbar. So hat sie ein braunes „Hexenei“ mit welliger Schale. „Da war das Huhn krank.“
Zartgrüne bis türkisfarbene Eier stammen von den Grünleger-Hennen, chinesische Laufenten produzieren lindgrüne Schalen, italienische Kampfhühnchen liefern hübsche kleine weiße Eier. Für die etwa einen Zentimeter kleinen Blaumeisen-Eier hat Katze Bärle gesorgt: „Sie hat das Nest vom Baum geholt.“ Vier Eier konnte Elke Maisch retten. Das Ausblasen macht zwar Arbeit, doch die findige Künstlerin konnte dicke Backen und Kopfschmerzen immer umgehen: Zuerst setzte sie eine kleine Handpumpe ein, um Eigelb und Eiweiß aus der Schale zu bekommen. Dann suchte sie einen Kompressor – und fand einen, der zu einem Inhalationsgerät für die Atemwege gehört.
Geduld und Ausdauer gehört bei ihrem Hobby dazu, sagt Elke Maisch. Nach zwei Stunden mit dem Zahnarztbohrer und Mundschutz braucht sie eine Pause, die Finger schmerzen vom starken Drücken. Denn manche Schalen sind sehr hart. Und in die großen Exemplare setzt sie bis zu 1000 Löcher. Bislang kennt die Nürtingerin keine weitere Anbieterin, die die Eier löchert.