Konzert zum ersten Advent in der Evangelischen Kirche Hochwang
Ein buntes musikalisches Miteinander

Lenningen. Am Ende gab es stehende Ovationen. Für Traugott Bertsch, der sich nach monatelanger Auszeit wieder an der Orgel hören ließ, und

für Karin Mühleck, die mit ihrem engagierten Dirigat einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen eines bunten und hörenswerten Adventskonzerts in der Evangelischen Kirche Hochwang leistete. Pfarrerin Goetz formulierte es so: „Es war ein solch schöner Abend, weil dieses Konzert ein Gemeinschaftsprojekt war. Die Gemeinden im Distrikt werden in Zukunft enger miteinander kooperieren müssen. Und dieses gemeinschaftliche Konzert der Gemeinden Unterlenningen und Hochwang war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“ In der Tat. Der 40 Mitglieder zählende Gemeinschaftschor füllte mit klaren und präzisen Stimmen den beinahe vollbesetzten Kirchenraum, und vor allem: Er wirkte begeistert vom eigenen Musizieren und begeisterte so auch das Publikum.

Dabei war Begeisterung zunächst gar nicht gewollt. Denn die eindringliche Bitte um das Kommen des „Redemptor gentium“, des Erlösers der Heiden, bestimmte den ersten Teil der geistlichen Abendmusik. In vielen Variationen wurde der bekannte Adventschoral „Nun komm, der Heiden Heiland“ vorgestellt, eingeleitet durch die quälenden Chromatismen der Bachschen G-Moll-Fantasie, die Traugott Bertsch auf der Orgel zelebrierte. Besonders zu Herzen gehend, weil sowohl schlicht als auch deshalb besonders anspruchsvoll, intonierte anschließend ein Frauenensemble den wohl ältesten nachweisbaren Hymnus des Kirchengesangbuchs: „Veni redemptor gentium“ des Ambrosius von Mailand.

Man wähnte sich für einen Moment wie im Stundengebet eines Benediktinerinnen-Klosters, bevor der machtvolle Satz von Samuel Scheidts Motette über diesen Choral aus den „Cantiones Sacrae“ dieser Stimmung ein Ende bereitete. Anspruchsvolle Rhythmik und deutliche Akklamationen waren gefordert und wurden gemeistert. Wenn man so will, begann ab dieser Komposition die Szenerie des Wartens auf den Befreier ungeduldiger und insistierender zu werden, bis die drei vom Instrumentalensemble der Musikschule Unterlenningen vorgetragenen „Canti“ von Samuel Scheidt endlich die Wende herbeizuführen schienen.

Dabei soll erwähnt werden, dass durch die Doppelungen von Streichern und Blockflöten ein interessanter Fülleffekt entstand, der das akustisch doch ziemlich eingeschränkte Kirchenschiff mit einem großen Klang versah. Insbesondere Cantus XXII bestach unter der Leitung von Gerlinde Korell durch inspirierende Lebhaftigkeit, die der Chor im anschließenden „Machet die Tore weit“ von Klaus Heizmann aufgriff und im Wechsel mit Vokalsolisten zu einem geglückten Zwiegespräch zwischen dem harrenden Volk („Wer ist der König der Ehren?“) und den Turmwächtern („Es ist der Herr!“) formte. Hier muss man allerdings bemerken, dass ein gestimmtes Klavier dem Gesamteindruck dieses Stücks sicher besser getan hätte – da konnte auch das virtuose Spiel von Hildegund Ljoschaj nichts mehr ausrichten.

Bevor dann die anwesende Konzertgemeinde durch den Kanon „Er ist die rechte Freudensonn“ selbst interaktiv ins Geschehen eingreifen durfte – was sie übrigens, den anderen Protagonisten um nichts nachstehend, auch stimmgewaltig tat – erklang wie von den Zinnen der Mauer Andreas Hammerschmidts „Machet die Tore weit“, das der Posaunenchor Erkenbrechtsweiler-Hochwang auf der Empore spielte. Es war der vorläufige Endpunkt eines stetigen Cres­cendos von der intimen Bitte um das Erscheinen des Erlösers bis hin zum Jubel über sein glorreiches Erscheinen. Und offen gestanden: Der Hochwanger Kirchenraum war doch auditiv etwas zu begrenzt für das vom Posaunenchor dargebotene Fortissimo. Immerhin stellte sich die Begeisterung überzeugend dar und wurde von den Anwesenden auch so aufgefasst. Zum Schluss sang die Gemeinde „Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr“. Hoffentlich weiterhin in Form solcher musikalischer Kooperationen!