Dettingen. „Für mich war es kein Beruf, sondern Berufung“, sagt Karl-Hans Sablowsky, wenn er auf seine zahlreichen Berufsjahre als Förster zurückblickt. Nun gehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich muss die vielen Termine nicht mehr wahrnehmen. Außerdem habe ich gesundheitliche Probleme mit den Knien“, fügt der 63-Jährige hinzu. Dies habe die Arbeit in einem anspruchsvollen Steilhangrevier, wie er es betreute, nicht gerade erleichtert. Auf der anderen Seite aber habe ihm sein Beruf und die Arbeit in der Natur „riesig Spaß gemacht“. „Die Tier- und Pflanzenwelt hat mich schon immer interessiert. Schon als Schüler ging ich regelmäßig raus zu den Waldarbeitern“, erinnert sich der Weilheimer.
Für den jungen Karl-Hans Sablowsky war deshalb schnell klar, welchen beruflichen Weg er einschlagen wird, und so begann er als 15-Jähriger eine Ausbildung zum Forstwart im Forstrevier Weilheim. Anschließend folgten Wanderjahre: Innerhalb von zwölf Jahren war er an 16 unterschiedlichen Orten in Baden-Württemberg eingesetzt. Im Jahr 1981 übernahm Karl-Hans Sablowsky schließlich „sein“ Revier in Dettingen.
Dieses ist mit einer Fläche von 1 400 Hektar eines der größten Forstreviere im Kreis Esslingen, betont Forstamtsleiter Felix Reining. Zum Dettinger Revier gehören der Breitenstein, das Käppele, die Umgebung der Burg Hohenneuffen und das Naturschutzgebiet Teckberg. Es umfasst 700 Hektar Kommunalwälder von Dettingen, Bissingen, Erkenbrechtsweiler und Owen sowie 400 Hektar Staats- und 300 Hektar Privatwald. „Das Revier weist eine schwierige Topografie auf“, weiß auch der Forstamtsleiter. Durch die extremen Steilhänge gestalte sich die Holzernte äußerst aufwendig.
Karl-Hans Sablowsky ließ sich davon jedoch nicht abschrecken – ganz im Gegenteil. Denn er ist ein Mann, der anpackt, und zwar ohne zu murren. Das bestätigt Felix Reining: Der bescheidene Karl-Hans Sablowsky sei „kein Lautsprecher, der am liebsten sich selbst reden hört“. Er könne in der zweiten Reihe stehen und werde trotzdem nicht nur wahrgenommen, sondern respektiert. Das Geheimnis seines ehemaligen Mitarbeiters seien die Tugenden Verlässlichkeit, Kompetenz und die ständige Bereitschaft zum Engagement.
Dennoch verbrachte Karl-Hans Sablowsky auch so manche schlaflose Nacht, räumt er ein – vor allem, als Anfang der 90er-Jahre der „Wachtelberg“ an der Grabenstetter Steige durchforstet wurde. Sechs Seilkrananlagen waren damals im Einsatz. „Allein die Vorbereitungsarbeiten im Steilhang waren Schwerstarbeit“, sagt Felix Reining. Einer ganzen Förstergeneration sei das Dettinger Revier durch diesen Großeinsatz bekannt geworden, denn zahlreiche Studenten der Fachhochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg seien damals zur Exkursion auf den Albtrauf gekommen.
Ein weiteres einschneidendes Erlebnis war für Karl-Hans Sablowsky der Sturm Lothar, der im Jahr 1999 auch im Dettinger Revier seine Spuren hinterlassen hatte. Der Orkan habe den Holzeinschlag von 15 Jahren vernichtet. Doch der Dettinger Revierleiter habe aus der Not eine Tugend gemacht und auf den Orkanflächen ökologisch stabile Mischwälder aufgebaut, betont Felix Reining. Auch die Bürger aus Dettingen hatten damals bei einer großen Pflanzaktion mit Hand angelegt.
Und dies sollte nicht das einzige Mal gewesen sein, dass die Bevölkerung „ihren“ Förster unterstützte: So pflanzten im Internationalen Jahr der Wälder zahlreiche Bürger unter der Federführung von Karl-Hans Sablowsky einen Klimaschutzwald.
Unvergesslich blieb für den 63-Jährigen auch der Waldtag im Jahr 2009. Über 12 000 Besucher strömten damals auf das Käppele, wo es unterschiedliche Attraktionen rund um das Thema Wald zu erleben gab. „Ohne Karl-Hans Sablowsky hätte dieses Ereignis so nicht realisiert werden können“, unterstreicht Felix Reining. Er habe sich immer über das normale Maß hinaus engagiert und sei auch in seinem letzten Berufsjahr noch ein Projekt angegangen: Zusammen mit seinen Mitarbeitern richtete er einen Waldlehrweg im Dettinger Wald ein.
Karl-Hans Sablowsky sei ein Förster mit Herzblut, der fest verwurzelt sei in seinem Revier und sehr angesehen in der Bevölkerung, fügt der Forstamtsleiter hinzu. Das Forstrevier Dettingen habe er „nicht nur betreut, sondern geprägt, geformt und – ich würde sogar sagen – gelebt“. Das zeige auch das gute Arbeitsklima innerhalb seines Reviers.
Dass er sich auf seine Mitarbeiter verlassen konnte, wusste Karl-Hans Sablowsky – bei einem Vorfall im Winter vergangenen Jahres jedoch stellten die Mitarbeiter ihre Verbundenheit mit ihrem Chef verstärkt unter Beweis: Der Revierleiter war bei der Arbeit im Tiefenbachtal in Beuren auf einer eisglatten Fläche gestürzt und lag bewusstlos auf dem Boden. Seine Mitarbeiter haben nach ihm gesucht, ihn schließlich gefunden und ins Krankenhaus gebracht. „Sie hatten sich Sorgen um ihn gemacht. Das spricht nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für Karl-Hans Sablowsky als Chef“, sagt Felix Reining.
In seinem Ruhestand wird der Weilheimer freilich weiterhin eng mit dem Wald und der Natur verbunden sein. Zusammen mit seiner Frau will er öfter mal die Wanderschuhe schnüren. Außerdem möchte er wieder verstärkt auf die Jagd gehen. „Das habe ich in letzter Zeit vernachlässigt.“