Kirchheim. Frenetischer Applaus für die siebzig Jugendlichen, die das Musical „Josef – Ausgeträumt!?“ auf der Stadthallenbühne zum Besten gaben. Auf Einladung des Württembergischen Christusbundes konnten
Brigitte Gerstenberger
die jungen Akteure, allesamt Teilnehmer des Action-Musical-Camps, zeigen, was sie in kürzester Zeit gelernt haben. Organisiert und ausgerichtet werden die Freizeit-Camps vom Verein Wort des Lebens (WDL).
Seit Andrew Lloyd Webbers Musical Jesus Christ Superstar (1971) erfreut sich das Musiktheater größter Beliebtheit auch in der Kinder- und Jugendarbeit der Kirchen. Mit poppiger Musik von Georg Breier und modernen christlichen Texten von Alexander Lombardi, denen das Idiom der heutigen Jugendsprache würzig beigemischt wurde, entstand ein modernes christliches Musical.
Knatsch unter Geschwistern, das ist immer wieder Alltag in vielen Familien. In einer Nebenhandlung wird der Streit zweier Schwestern, Paulina und Emilie, geschildert. Von Neid und Eifersucht geplagt, verbreitet Emilie folgeschwere Unwahrheiten per Facebook über ihre „alles könnende“ Schwester Paulina.
Parallel dazu wird musikalisch eine Brücke geschlagen vom heutigen Alltagsleben in die Zeit des Alten Testamentes zu Josef und seinen Brüdern. Josef ist der Lieblingssohn Jakobs, weil er ihm im hohen Alter geboren wurde. Jakob liebt Josef sehr und schenkt ihm einen bunten Rock. Aus Neid darüber begannen Josefs Halbbrüder ihn zu hassen und verschworen sich, ihn zu töten, verkauften ihn aber stattdessen an Kaufleute, die auf dem Weg nach Ägypten waren.
„Josef, Josef, ach mein lieber Kleiner, dich mag hier keiner“ singt spöttisch der Chor. Der Chorgesang der Teenies, zweifelsfrei die tragende Säule des Musicals, ist erfrischend souverän. Unterdessen nimmt das Facebook-Mobbing der Schwestern seinen tragischen Verlauf, während im alttestamentarischen Ägypten der Herr es Joseph wohlergehen ließ, wurde er doch Verwalter von Potifars Haus. „Josef und sein Gott sind ein gutes Team“ – so scheint es, bis Josef neues Ungemach droht in Gestalt von Potifars Frau. Josef, ein attraktiver Mann, wird täglich von Potifars Frau umworben, doch Josef bleibt seinem Gott treu: „Wie könnte ich da ein so großes Unrecht begehen und gegen Gott sündigen?“ Das kränkt ihre Eitelkeit und sie behauptet, Josef habe sie verführt. Eine Lüge, mit schwerwiegenden Folgen: Josef wird fälschlicherweise verurteilt und muss ins Gefängnis.
Als komödiantisches Talent erweist sich der Pharao, bei dem Josef zu guter Letzt gelandet ist. Über die Qualen des Regierens und die Unheil verkündenden Träume lamentiert gesanglich der Pharao, aber auch hier erweist sich Josef wieder als Heil bringender Traumdeuter. Ende gut, alles gut – dank Josefs Edelmut steht einer Versöhnung mit seinen Brüdern nichts mehr im Weg. Auch den neuzeitlichen Schwestern gelingt eine Versöhnung. „Menschen meinen es oft böse, Gott macht es gut, und durch Vergebung können Beziehungen wieder geheilt werden.“
Unter der Leitung des Jugendreferenten Alexander Lombardi wurde das Musical im Freizeitheim Diepoldsburg einstudiert. Nach gelungenen Proben ging es auf Konzertreise nach Rheinland/Pfalz, NRW und Hessen. Der Erfolg des Abschlusskonzerts, das in der voll besetzten Kirchheimer Stadthalle von den Zuhörern begeistert gefeiert wurde, war zweifellos der erquickenden Gesangs- Spielfreude der jungen Darsteller geschuldet.