Ostern 2012 kälter als Weihnachten 2011 – Keine Frostschäden an den Kirschbäumen
Ein Hauch von Schnee auf der Teck

Kalt und ungemütlich: So lässt sich das Osterwetter heuer wohl am ehesten beschreiben. Wer die Flucht in den sonnigen Süden nicht rechtzeitig schaffte, musste wohl oder übel wieder die dicke Winterjacke herauskramen. Auf Teck und Alb lag am Morgen des Ostersonntag und -montag sogar ein Hauch von Schnee.

Kreis Esslingen. Der April macht, was er will: Das wurde einmal mehr über die Osterfeiertage deutlich. Zwar präsentierten sich Ostersamstag und -sonntag weitestgehend trocken, und die dichte Wolkendecke lichtete sich ab und an, sodass die Sonne ein wenig durchblinzeln konnte – doch es war empfindlich kalt. So musste man den eigentlich schon verstauten dicken Wintermantel wieder aus dem Kleiderschrank holen, um im Garten auf Ostereisuche gehen zu können. Und auch die Ausflügler, die zum Beispiel die Teck erwanderten, waren dick eingepackt und trugen teils sogar wärmende Mützen.

„Am Morgen des Ostersonntag und -montag hat es auf der Teck geschneit. Es war zapfig kalt“, erzählt Uwe Bogner, der zusammen mit seiner Frau Speranza Bogner seit 15. Januar die Gaststätte auf der Teck in 775 Metern Höhe betreibt. „Ich hätte nicht gedacht, dass nochmals so ein Kälteeinbruch kommt und dass es weiße Ostern auf der Teck gibt“, sagt er schmunzelnd. Vom Schnee sei zwar im Laufe des Ostersonntag und -montag nichts mehr zu sehen gewesen, die Kälte jedoch blieb. Deshalb entschied sich der Gastwirt kurzerhand dazu, Glühwein auf die Getränkekarte zu setzen. „Das kam gut an bei den Gästen“, erzählt Uwe Bogner.

Kein Wunder – schließlich war Ostern 2012 kälter als Weihnachten 2011, informiert Clemens Steiner von der Wetterstation in Stuttgart. So notierten die Experten an Heiligabend eine Höchsttemperatur von 7,3 Grad, während sie am Ostersonntag eine Höchsttemperatur von 6,8 Grad registrierten.

Ostern 2012 war laut Clemens Steiner außerdem „das zweitkälteste Ostern“ seit dem Jahr 1970 – also seit die Stuttgarter Wetterstation ihre „Feiertagsstatistik“ führt. Kälter als in diesem Jahr war es demnach nur an Ostern 2008: Damals musste man die Ostereier bei einer Höchsttemperatur von 1,5 Grad und einer zwei Zentimeter hohen Schneedecke wohl eher im warmen Wohnzimmer als im Freien suchen. „Allerdings fiel Ostern im Jahr 2008 auf den 23. März“, fügt Clemens Steiner hinzu und betont, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen darf. Weil Ostern immer an einem anderen Datum stattfindet, sei die Osterstatistik mit Vorsicht zu genießen.

Apropos: Genießen wollen alle Kirschenliebhaber auch in diesem Jahr die süßen kleinen Früchtchen. Doch hat das ungemütliche Wetter dieser Tage Auswirkungen auf die Kirschblüte? „Es ist momentan eine kritische Situation“, sagt Michael Veit, Mitglied des Obst- und Gartenbauvereins Owen und Fachwirt für Obst- und Gartenbau. „Optimal wäre jetzt ein richtig schönes Wetter ohne Niederschlag und mit Temperaturen von 15 bis 20 Grad.“ Die früh blühenden Kirschbäume stünden derzeit in voller Blüte. „Sie brauchen dringend warmes Wetter.“

Das bestätigt Albrecht Schützinger, Obst- und Gartenbaufachberater des Landkreises Esslingen: „Die Blüten der Kirschbäume sind teilweise schon offen. Von der Vegetationsentwicklung her sind wir in diesem Jahr früh dran.“ Das hänge mit dem relativ milden Winter und dem herrlichen Frühlingswetter im März zusammen. „Dies hat zu einem frühen Austreiben geführt.“ Die momentane Wetterlage allerdings sei nicht gerade ideal.

Zwar habe es bislang zum Glück noch keine Frostschäden gegeben, fügt Michael Veit hinzu. „Aber es findet keine Befruchtung statt, weil die Bienen bei den Temperaturen nicht fliegen.“ Die Tierchen benötigten mindestens zehn Grad – erst dann würden sie die Kirschblüten aufsuchen.

Minus zwei oder drei Grad seien für die Kirschbäume noch nicht dramatisch, sagt der Experte weiter. Bei vier oder fünf Grad minus allerdings werde es schon kritischer. Dann könnten Frostschäden auftreten. Michael Veit blickt deshalb auch etwas sorgenvoll auf die nächsten Tage. „Ein beständiges Frühlingswetter ist nicht in Sicht“, konstatiert er.

Das bestätigt Wettermann Clemens Steiner: „Es bleibt sehr kühl und unbeständig.“ So sollen heute im Lauf des Tages Schauer aufziehen, eventuell treten auch kurze Gewitter auf. „Dabei wird es bei Höchsttemperaturen von 15 Grad etwas milder“, informiert Clemens Steiner. Am Mittwoch und Donnerstag sollen die Temperaturen dann wieder auf maximal zwölf Grad sinken. „Auch dann ist es stark bewölkt, und es gibt immer wieder Schauer.“

Der langfristige Trend verspricht laut Clemens Steiner ebenfalls keine Wetterbesserung: „Am Wochenende liegen die Temperaturen zeitweise wieder nur bei einstelligen Werten.“

Immerhin hat Clemens Steiner auch eine gute Nachricht, über die sich vor allem die Obstbaumbesitzer freuen dürften: „Frostgefahr besteht in den kommenden Tagen und Nächten nicht mehr.“