Am 5. Juni 2010 endete für den TSV Jesingen das Abenteuer Fußball-Bezirksliga - ein Jahrzehnt plus einen Tag später könnte das nächste beginnen. Die Aussichten des aktuellen Tabellenführers, dass am 6. Juni 2020 der Meisterwimpel durch die Hände freudetrunkener Lehenäcker-Kicker gleitet, sind verheißungsvoll.
Dass die Jesinger zum Restrundenstart am morgigen Sonntag so vorzügliche Perspektiven haben, hat nicht nur mit der Spitzenreiterrolle zu tun. In der Winterpause frischten sie den Kader mit sieben Neuen auf, darunter der reaktivierte ehemalige VfL-Oberliga- keeper Philipp Uttikal (30). Trainer Danell Stumpe kann auch deshalb seine Vorfreude auf die restlichen 14 Partien kaum verbergen. „Wir wollen unseren momentanen Tabellenplatz bis zum Schluss halten“, lautet sein eher harmlos anmutendes Credo. Doch übersetzt heißt dies: Meisterschaft und Direktaufstieg.
Eine große Warmlaufphase dürfte es für den TSVJ nicht geben. Am Sonntag rückt mit dem TSV Linsenhofen ein Neuling wie aus dem Bilderbuch an: 30 Punkte, Ligaplatz drei und eine rundum gute Stimmung im Umfeld sorgen im Egart für Verzückung. „Wahnsinn“, befindet Trainer Carlo Greco ob der bisher gezeigten Teamleistung. Auch die Linsenhofener schauten sich erfolgreich auf dem Wintertransfermarkt um, holten unter anderem Torwart Florian Jost von Young Boys Reutlingen, einen Schlussmann mit Landesligaerfahrung.
Das Jesinger Polster auf den Tabellenzweiten TSV Oberboihingen beträgt zwei Zähler - kein Grund für Jesinger Übermut also. Zumal die „Boihinger“ mit 56 Treffern die erfolgreichste Offensiv- abteilung der Liga stellen und mit Marc Brändle einen Kicker mit Torgarantie in ihren Reihen haben. Mit 30 Treffern führt der einstige Tischardter die Torjägerliste mit weitem Abstand an. „Jesingen, Linsenhofen, Grafenberg und Harthausen sind ernst zu nehmende Konkurrenten im Aufstiegsrennen“, sieht sich Oberboihingens Trainer Jochen Uhl in einer spannenden Hatz um den Titel.
Hinter dem Spitzentrio tummelt sich mit dem TSV Grafenberg, dem TSV Harthausen und Türkspor Nürtingen eine Dreiergruppe, die aber nur noch eingeschränkte Meisterschaftschancen hat. Relegationsplatz zwei scheint eher drin zu sein.
Nabern peilt Platz fünf an
Jener ist selbst für den SV Nabern, die Nummer zwei aus der Teckregion in der Kreisliga A2, theoretisch noch erreichbar. Der Liga-Achte hat lediglich acht Zähler Rückstand. Axel Maier, Sportlicher Leiter am Oberen Wasen, gibt jedoch Tabellenplatz fünf als realistisches Ziel vor. „Es fehlt nicht viel dorthin“, sagt der Klubfunktionär vor dem Jahresauftakt-Punktspiel gegen den Tabellennachbarn FV 09 Nürtingen.
Bezirksliga-Absteiger SF Dettingen startet unterdessen gegen den TSV Grafenberg in den Kampf um den Ligaverbleib. Abteilungsleiter Christian Renz hat das Saisonziel neu formuliert. „Ein Nichtabstiegsplatz“ soll es sein - eigentlich wollten die SFD ein unbeschwertes Leben jenseits der Gefahrenzone und um Platz eins bis fünf mitspielen. Die Realität beim Bezirksliga-Absteiger sieht anders aus: Tabellenelfter, nur vier Punkte Luft auf die Gefahrenzone. „Wir hinken unseren Ansprüchen hinterher“, lamentiert Renz.
Beim kommenden Gegner hat der Dauertrainer seinen Weggang verkündet: Peter Slavic hört beim TSV Grafenberg im Sommer nach rund acht Jahren auf. Zum dritten Mal in Folge will er in die Aufstiegsrelegation, zum Abschied am besten mit dem Bezirksliga-Sprung gekrönt.
Taumeln die Dettinger noch am Rande der roten Zone, befindet sich der TSV Weilheim II an deren unterem Ende. Die Lage beim Liga-Letzten: bescheiden und auf den ersten Blick hoffnungslos. Mit vier Punkten auf dem Konto hat die Mannschaft von Trainer Robert Walter mit dem punktgleichen TB Neckarhausen zumindest einen Leidensgenossen. So scheint das Rennen um das Vermeiden des letzten Tabellenplatzes der einzige Spannungsbringer für die Restrunde zu sein, obwohl Robert Walter die Mathematik bemüht. „Rechnerisch ist der Ligaerhalt noch möglich“, sagt er. Doch für die Rettung müssten einem Sieg am Sonntag gegen Neuling Türkspor Nürtingen dann noch mindestens acht bis neun weitere folgen.