Kirchheim. Bei der Einweihungsfeier für einen Kindergarten sollen schließlich auch die Kinder im Mittelpunkt stehen und nicht unbedingt Eltern, Erzieherinnen und Ehrengäste. Geduldig mussten daher die vielen Erwachsenen zunächst einmal warten, bis Verena Blaschka und ihre Mitarbeiterinnen alle für den offiziellen Auftakt zuständigen Kindergartenkinder im neuen Eingangsbereich um sich versammelt hatten.
Zimbelklänge sorgten dann für die erforderliche Ruhe und Konzentration auf die bevorstehende Vorführung. Mit ihrem zu fernöstlichen kontemplativen Klängen vorgeführten Tüchertanz konnten die Akteure die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich ziehen und den verdienten Applaus genießen.
Bärbel Kehl-Maurer, Vorsitzende der Lebenshilfe Kirchheim, begrüßte anschließend auch im Namen von Geschäftsführer Gerhard Thrun Besucher, Entscheidungsträger und alle, die mit dazu beigetragen hatten, dass dieses „Juwel in der Betreuungslandschaft“, – wie Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker die Maßstäbe setzende Einrichtung in ihrem Grußwort bezeichnete – neu erstrahlen kann.
Auch wenn der als mutiges Pilotprojekt intensiv beobachtete Kindergarten für Kinder mit und ohne Handicap nach drei Jahrzehnten gebäudetechnisch etwas in die Jahre gekommen war, hat er nichts von seiner weit in die Region hinausreichenden beispielhaften Strahlkraft und der bei jedem Besuch aufs neue faszinierenden Atmosphäre verloren. Dass sich alle Kinder hier ungemein wohlfühlen, und ihnen völlig egal ist, ob sie das nun eher einem „integrativen Konzept“ oder doch mehr dem „Prinzip der Inklusion“ verdanken, ist deutlich zu spüren. Dass sie und ihre Eltern sich in dem größer und moderner gewordenen Kindergarten weiterhin zu Hause fühlen und die hier vorherrschende Gemeinschaft genießen, ist ebenfalls unverkennbar.
Bärbel Kehr-Maurer verglich bei ihrem analytischen Blick auf den selbst in Amerika und in England unübersetzt verwendeten Begriff „Kindergarten“ den „Carl-Weber-Kiga“ mit einem echten Garten. Pflanzen mit unterschiedlichstem Pflegebedarf können dort gut nebeneinander existieren, weil sie in einer Symbiose voneinander profitieren und teilweise auch stark aufeinander angewiesen sind.
Die Ganztagesbetreuung – bisher nur für Kinder mit einer Behinderung angeboten – wird ab dem kommenden Jahr in der Senefelder Straße auf alle dort betreuten Kinder ausgeweitet. Außerdem stehen Plätze für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr, neu geschaffene Räume für Krankengymnastik und Logopädie sowie ein Gruppenraum mit Küchenzeile, ein Ruheraum für U3-Kinder und ein separater Therapieraum zur Verfügung.
Schulamtsdirektorin Waltraud Schreiber bezeichnete „die Erfahrungswelt im Carl-Weber-Kindergarten“ als „wichtige Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Integration“ und würdigte die Einrichtung als einen Ort, an dem erfreulicherweise „Unterschiedlichkeit zur Normalität wird“. Siegfried Meissner vom Büro „Köhler & Meissner“ hatte dann die Aufgabe, stellvertretend für seine Architekten-Kollegen Herbert Köhler und Joachim Janisch deren Planung vorzustellen. Da das Ergebnis für sich spreche – und er die Geduld der Kinder nicht unnötig strapazieren wollte – beschränkte er sich auf einige wenige Fakten und Zahlen, wie etwa die Vergrößerung der bisherigen Nutzfläche von 350 um weitere 150 Quadratmeter. Er lud die Besucher ein, sich ihr eigenes Bild zu machen und stand jederzeit für Fragen zur Verfügung.
Statt eines symbolisch überreichten Schlüssels hatte er ein „Schatzkästlein“ mitgebracht, dem er wünschte, dass es großzügig weiter gefüllt wird, was mit Scheinen ja am Lautlosesten vor sich gehen kann . . . Wichtig war ihm freilich, dass die Kollekte nicht dazu dienen soll, Rechnungen zu begleichen, sondern dafür, dass die Erzieherinnen mit den ihnen anvertrauten Kindern nach der anstrengenden Bauzeit auch einmal zusammen ein Eis essen können.