Legau/Dettingen. Wer kennt sie nicht, die gängigen Sprüche und Vorurteile, wenn man die Frage nach der Freizeitbeschäftigung mit „Ich bin bei den Pfadfindern“ beantwortet. „Pfadfinder? Fähnlein Fieselschweif oder wie?“, heißt es da zum Beispiel.
Pfadfinder werden oft belächelt und kommen in Erklärungsnot auf die Frage: „Was macht ihr da eigentlich?“ Diese Frage galt es beim Landeslager zu beantworten. Aber nicht nur das ließ die Dettinger Teilnehmer gespannt sein, sondern auch das Kennenlernen ihrer Gastgruppe aus Simbabwe. Denn die Dettinger Pfadfinder hatten sich dazu entschlossen, fünf simbabwische Pfadfinder in ihren Stamm aufzunehmen.
Das Lager begann mit einer großen Eröffnungsfeier. Besonders begrüßt wurden die 200 internationalen Gäste aus Luxemburg, Tschechien, Indonesien, Malta, Italien, England, Schottland, Irland, Schweden, Israel und Simbabwe. An den ersten Tagen gab es die Möglichkeit, bei sogenannten Walk-in-Angeboten an verschiedene Aktivitäten teilzunehmen. Diese wurden zur besseren Übersicht in drei große Bereiche unterteilt. Jeder Bereich hatte als Wiedererkennung ein eigenes Tier.
Beim Hirsch ging es um Verantwortung, das öffentliche Leben und Gesellschaft. Dort konnte man Vertrauensspiele spielen, gemeinsam Singen oder auch einen Flashmob veranstalten. Für Glauben und Werte stand der Pinguin; das bedeutete eine Kurzandacht zu besuchen, andere Religionen kennenzulernen oder christliche Lieder zu singen. Beim Erdmännchen konnte man sich sportlich, kreativ und musikalisch ausleben, indem man zum Beispiel auf der Slackline balancierte, Jonglierbälle bastelte oder neue Spiele kennenlernte.
Der Besuchersonntag begann mit einem feierlichen Gottesdienst. Danach konnten die angereisten Familien und Freunde Lagerluft schnuppern und es sich bei leckeren Crêpes oder bei einer selbst gemachten Pizza gut gehen lassen. Eine große Attraktion war das aus Holz und Seilen selbst gebaute Karussell. Am Abend fand dann eine Talentshow statt.
Die Kanutour auf der nahe gelegenen Iller war für viele ein großes Erlebnis. Bei anfangs bewölktem Himmel brachen die Teilnehmer auf. Ihre Mühen wurden mit strahlendem Sonnenschein bei ihrer Rast belohnt.
In den darauf folgenden Tagen konnten die Teilnehmer bei Workshops in den verschiedenen Bereichen viel erleben. Das Highlight war der Besuch bei einem nahegelegenen Biobauern. Schneller als man es wollte, war auch schon der letzte Tag angebrochen. Diesen nutzten die Teilnehmer, um zu wandern und sich im nahegelegenen Naturfreibad abzukühlen. Abends fand dann die Abschlussveranstaltung statt. Gemeinsam haben die Teilnehmer erkannt, was es heißt, Pfadfinder zu sein: Es ist ein Leben in der Gemeinschaft, bei dem es neben Alltäglichem wie Kochen auch darum geht, gemeinsam Spaß und Abenteuer zu erleben.
Mit den Gästen aus Simbabwe verbrachten die Dettinger Pfadfinder nach dem Lager noch ein paar gemeinsame Tage in Dettingen und Hepsisau. Zusammen mit dem dortigen Pfadfinderstamm haben sie ein Programm gestaltet. Sie besuchten die Kirchheimer Altstadt, das Freibad der Teckstadt, die Burg Teck, das Freilichtmuseum Beuren und den Stuttgarter Fernsehturm. Außerdem wurde Mini Golf, Fußball und Frisbee gespielt. Und es gab einen Abend, bei dem Bilder von der Pfadfinderarbeit in Simbabwe gezeigt wurden, sowie eine zweisprachige Andacht. Außerdem gab es die Möglichkeit für die Gäste, Zeit mit ihren Gastfamilien zu verbringen und so das Familienleben in Deutschland kennenzulernen.
Beim Abschied war die Stimmung deutlich gedrückt. Denn aus Gästen wurden Freunde. Freunde aus einer anderen Welt und einer anderen Kultur. In nur wenigen Tagen entstand eine Verbindung zwischen den Jugendlichen und ihren Gastfamilien, die sich nur schwer wieder lösen ließ. Der Abschied wird hoffentlich nur zeitlich befristet sein – denn die Einladung, Simbabwe kennenzulernen, haben die Dettinger Pfadfinder schon erhalten. al/od