Igor Perovic ist kein Trainer, der leicht aus der Haut fährt. An der Seitenlinie wirkt der 46-jährige Serbe stets kontrolliert, manchmal auch nachdenklich. Beim Zweitliga-Basketballspiel seiner Kirchheimer am Samstagabend in Heidelberg mag ihm so mancher abstruse Gedanke durch den Kopf geschossen sein. Vielleicht wie man ein Kämpferherz transplantiert, wie man Siegermentalität in Köpfe pflanzt. Die alte Halle am Olympiastützpunkt im Neuenheimer Feld liegt schließlich nur einen Steinwurf von dort entfernt, wo das Herz des Heidelberger Wissenschaftszentrums schlägt. Doch auf solche Fragen kennt auch die Spitzenmedizin noch keine Antwort. Deshalb blieb der 22-jährige Max Mahoney im Knights-Trikot an diesem Abend eine Ausnahmeerscheinung.
Der junge US-Amerikaner, der im Sommer vom College aus Boston kam, meldete sich mit 30 Punkten und 13 Rebounds nach zweiwöchiger Verletzungspause zurück. 41 Effektivitätspunkte - das sind Statistikwerte, wie es sie in keiner Liga hierzulande an jedem Wochenende gibt. Dass einer wie Mahoney den Unterschied macht, hat sein Trainer schon vor diesem Spiel betont. Da war freilich nicht von Statistiken die Rede, sondern von Eigenschaften wie Kampfbereitschaft und unbedingtem Siegeswille. Von der Fähigkeit, seine Nebenleute mitzureißen. Mahoney fehlte im Spiel der Knights zuletzt an allen Ecken und Enden. Jetzt ist er da, und es reicht trotzdem nicht. Dabei war wahrlich nicht alles schlecht bei der 86:94-Niederlage gegen einen der Titelfavoriten. Ein fulminanter Start, eine hart erarbeitete Rückkehr nach einer Schwächephase in der zweiten Spielhälfte. Doch genau das bereitet Perovic Sorge. Die Muster, die den möglichen Sieg am Ende verhindern, wiederholen sich. „Wir machen in bestimmten Situationen immer die gleichen Fehler“, sagt der Coach. Mangelnde Gegenwehr in der Defensive, schlampiges Passspiel, schlecht vorbereitete Würfe. Erneut 19 Turnover gegen Heidelberg. Elfmal sorgte die schnelle Hand des Gegners dafür, dass der Pass zur leichten Beute wurde. Fehler, die direkt in Fastbreaks mündeten. Statt nach dem erkämpften Ausgleich den Moment für sich zu nutzen, lief man dem Gegner in der Schlussphase wie schon so oft ins Messer.
Woran also liegt’s? „Wir gehen nicht an die Leistungsgrenze“, sagt der Coach und sein Sportdirektor pflichtet ihm bei. „Abgezockt auftreten, so wie andere auch mal dreckig spielen, das fehlt uns komplett“, meint Chris Schmidt und fordert: . „Jeder in der Mannschaft muss jetzt liefern.“ Eine Kritik, die sich vor allem an die erfahrenen Kräfte richtet. Langjährige Stützen wie Tim Koch oder Andreas Kronhardt bleiben seit Wochen weit unter ihren Möglichkeiten. Kochs Aufbäumen im Spiel gegen Tübingen vor drei Wochen erwies sich als Strohfeuer. Offensiv schon immer mit großen Schwankungen lässt der 31-Jährige im Moment auch die Defensivqualitäten vermissen, über die er verfügt.
Der Druck wächst. „Noch ist nichts passiert“, sagt Schmidt. „Wenn wir bis Weihnachten eine ausgeglichene Bilanz vorweisen, bin ich zufrieden.“ Dafür müssten Spiele gegen vermeintlich leichtere Gegner wie Schwenningen am Samstag und die Woche darauf in Ehingen allerdings gewonnen werden. Vor Weihnachten werden mit Nico Brauner und Karlo Miksic auch zwei Verletzte zurückkehren. Brauner trainiert inzwischen voll. Miksic wird kommende Woche ins normale Training einsteigen.