Kirchheim. Die Waldorfkindertagesstätte ist einer von mehreren privaten Anbietern, die derzeit in Kirchheim dafür sorgen, dass die Zahl der U 3-Plätze in Kindergärten und -tagesstätten anwächst. „Die Stadt kam auf die freien Träger zu, um gemeinsam neue U 3-Plätze zu schaffen“, sagt Edgar Wolff, Vorstandsmitglied im Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik. Von der Stadt Kirchheim gebe es entsprechende Zuschüsse. Hinzu kämen auch Gelder vom Land Baden-Württemberg. „Das insgesamt hat es uns ermöglicht zu bauen“, meint Edgar Wolff im Hinblick auf die finanzielle Situation des Vereins.
Mit den Zuschüssen deckt der Verein mehr als die Hälfte der Gesamtkosten, die auf rund 1,2 Millionen Euro veranschlagt sind. Damit liegt der Neubau am unteren Rand der Kosten für vergleichbare Bauten. Vorstandsmitglied Bernd Angelmaier spricht von einem „guten, langfristigen Finanzplan, an den wir uns halten müssen, auch wenn er uns ganz schön einschränkt in dem, was wir künftig tun“. Trotz aller Komplexität sei der Finanzplan einfach genug, „dass auch ein späterer Vorstand das nachvollziehen kann“.
Letzteres ist ein wichtiger Aspekt, denn sowohl die Mitglieder des Vorstands als auch die des „Baukreises“ verweisen auf das „gelebte Ehrenamt“, mit dem sie sich für den Verein und für den Neubau einbringen. Naturgemäß gibt es dabei einen häufigeren Wechsel im Vorstand als in anderen Vereinen. Wenn eben auch das jüngste Kind einmal zur Schule geht, müssen andere Kindergarteneltern nachrücken, die Verantwortung für den Verein übernehmen.
Für Karin Gminder, Leiterin der Kindertagesstätte und ebenfalls Vorstandmitglied, ist der Neubau ein „verantwortlicher Schritt für Generationen von Eltern“. Die jetzige Elternarbeit komme vor allem denjenigen Familien zugute, „die in Zukunft unsere Einrichtung besuchen“.
Der Neubau habe sich eigentlich schon längst aus dem Bedarf heraus ergeben: „Ob für Kinder über oder unter drei – wir hatten immer viel mehr Anmeldungen als Kapazitäten.“ Derzeit ist noch enges Zusammenrücken angesagt. Für die Ganztagsgruppe ab drei Jahren etwa wird ein Schlafraum benötigt. Diesen Schlafraum gibt es momentan nur durch einen schnellen Wechsel der Halbtagsgruppen und dadurch, dass die Betten jeden Tag extra aufgestellt werden. In der U 3-Ganztagsgruppe, der „Wiegestube“, ist das mit dem Schlafraum nicht ganz so problematisch, weil es dort weniger Kinder gibt und weil die Betten auch nicht ganz so groß sein müssen.
Trotzdem freuen sich alle Beteiligten, nach Fertigstellung des Neubaus nicht nur ein erweitertes, sondern sogar ein ausreichendes Platzangebot zur Verfügung zu haben. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die „Wiegestube“ bereits Ende Mai / Anfang Juni in den Neubau umziehen. Im neuen Kindergartenjahr ab September gibt es dort auch eine Halbtagsgruppe für die ganz Kleinen.
Den Großen, also den Kindern, die älter als drei sind, stehen dann im 20 Jahre alten „Altbau“ insgesamt drei Gruppen zur Verfügung: eine halbtags, eine mit verlängerten Öffnungszeiten und eine ganztags. Insgesamt werden es also fünf Gruppen sein – statt wie bisher drei. Was im Neubau noch hinzukommt, sind Personal- und Büroräume sowie ein Mehrzweckraum im Dachgeschoss. Angedacht ist unter anderem, diesen Mehrzweckraum auch extern zu vermieten, sagt Simone Gulde, die im Verein für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Das Vermieten wäre natürlich auch eine Einnahmequelle für den Verein. Denn auf eines legt Simone Gulde größten Wert: „Trotz der Baukosten bleiben die Beiträge der Eltern für die Kindertagesstätte gleich.“
Zur offiziellen Eröffnung mit Beginn des Kindergartenjahrs im September ist ein Tag der offenen Tür angedacht, damit sich die Öffentlichkeit ein eigenes Bild vom Bauprojekt am Veilchenweg machen kann. Die Eröffnung würde dann ein Jahr nach Baubeginn erfolgen. Und selbst bei der Planung war der Verein zügig vorangeschritten: Die konkrete Planung hatte erst nach dem Beschluss zum Neubau im April 2011 begonnen.
Dabei ist aber nichts übers Knie gebrochen worden, denn Vorstands- wie Baukreismitglieder zeigen sich allesamt zufrieden mit der Planung. Auch außerhalb sei die Planung gelobt worden, unter anderem bei den Gesprächen mit den Fraktionen des Kirchheimer Gemeinderats. Bau- und Finanzplanung ermöglichen es übrigens, vor allem mit Naturmaterialien zu bauen, was gut ins Waldorf-Konzept passt. Und auch wenn schon frühzeitig feststand, dass sich nicht alle denkbaren Wünsche realisieren lassen, stellt Bernd Angelmaier mit einer gewissen Genugtuung fest: „An der Optik des Neubaus kann man trotzdem erkennen, dass es sich um eine Waldorfeinrichtung handelt.“