Ohmden. Dirk Schmidt wurde in Herford geboren, wuchs in Bad Salzuflen auf, lauschte in der Kinderkirche begeistert den biblischen Geschichten. Dass er sie später selbst erzählen und auslegen würde, konnte er damals nicht wissen. Nach einer Tischlerlehre ging er in den Kongo, um dort eine Ausbildungswerkstatt zu leiten. In Afrika entschied er sich, nach seiner Rückkehr in den vollzeitlichen Verkündigungsdienst zu gehen. Er ließ sich am Johanneum in Wuppertal dafür ausbilden. 14 Jahre lang war Schmidt als Jugendreferent unterwegs, zuerst auf den Fildern, dann in Schwäbisch Hall.
In Schwaben lernte er auch seine Frau kennen, ins Ohmdener Pfarrhaus zog er mit ihr und zwei Kindern ein. Längst fühlt er sich in seiner neuen Heimat bestens sozialisiert. Nur mit dem Dialekt, da hapert es bei dem fröhlichen und zugänglichen Nordlicht noch. Als er beim Stehempfang spontan aus der soeben erhaltenen „Bibel für Schwaben“ las, erntete er Applaus und herzliches Gelächter.
Die Ordination in der voll besetzten evangelischen Kirche Cosmas und Damian stand unter dem Motto: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Jesus hatte dies zum Zöllner Zachäus gesagt. Gott suche und finde die Menschen, sagte Schmidt zur versammelten Gemeinde. Wenn er jemanden in Beschlag nehme, gehe es um mehr als eine Aufgabe. „Dann werden ganze Lebensentwürfe in andere Bahnen gelenkt.“
Jugendreferent empfand Schmidt als „wunderbaren Beruf“. Doch man werde nicht jünger, deshalb suchte er nach den nächsten Schritten. Erste Anfragen, ob er nicht die Aufbauausbildung zum Pfarrdienst machen wolle, lehnte er noch ab – spätere dann nicht mehr. Nun sind das Pauken und die Prüfungen vorbei, Schmidt kann sich ganz auf seine Gemeindearbeit konzentrieren. Ob ihm deshalb mehr Zeit zum Drechseln, seinem Hobby, bleiben wird? „Zwischendurch muss ich Späne machen“, sagte Schmidt lachend. Er wolle als Pfarrer auf dem Boden bleiben. Sollte es jemals nötig werden, bat er seine Gemeinde, „dann erinnern Sie mich daran, dass ich ein Pfarrer bin und kein Pfarrherr“.
Dekanin Renate Kath warnte in ihrer Predigt vor falscher Sicherheit. „Was wir jetzt sind und wissen, für andere Menschen bedeuten, kann uns in verschiedenen Situationen verloren gehen.“ Krankheit könne die Gewissheit das Planens und Träumens wegwischen. „Je mehr wir uns verlieren, desto mehr brauchen wir es, von Gott gefunden zu werden.“ Aufgabe eines Pfarrers sei es, mitzusuchen. Jene, die sich im Leben selbst verlieren, solle er in der Seelsorge begleiten.
Nach dem Gottesdienst zog die Gemeinde zum Empfang in die Gemeindehalle. Dort spielte der Musikverein Ohmden, wie schon im Gottesdienst sang die Liederlust Ohmden, und es wurden Grußworte gesprochen. Vor vier Monaten habe Schmidt zu seiner Amtseinführung gesprochen, sagte Bürgermeister Martin Funk, nun sei es umgekehrt: „Ich freue mich, dass Ohmden wieder einen Pfarrer hat.“ Schmidt sei in der weltlichen Gemeinde als kontaktfreudig bekannt, bringe sich ein. „Uns trennt lediglich ein Treppenabsatz“, spielte Funk auf das im Rathaus untergebrachte Pfarrbüro an. Für die Vereine begrüßte Christine Euchner den neuen Pfarrer: „Sie haben einen besonderen Verein, dem sie hier vorstehen, es ist der größte am Ort.“
„Sie werden endlich zu einem richtigen Pfarrer ordiniert“, meinte Werner Klein, Vorsitzender der Bezirkssynode. „Die Pfarrverweserei hat ein Ende.“ Für den Frauenkreis wünschte Sigrid Dolde dem Pfarrer „jeden Tag das Gefühl, am richtigen Platz zu sein“. Wo könne das anderes sein als in Ohmden? Im Gespräch mit dem Kirchengemeinderatsvorsitzenden Bernd-Ulrich Barner gab Schmidt zu, er sei vor seiner Bewerbung inkognito zu Fuß durch den ganzen Ort gegangen. „Was ich gesehen habe, hat mir gefallen.“ Er habe Neubauten gesehen, alte Häuser und solche in der Sanierung. Daraus habe er auf eine bunte Mischung an Menschen geschlossen.
Die Kolleginnen der Grundschule Ohmden, an der Schmidt Religion unterrichtet, hatten kein Grußwort, aber einen Geschenkkoffer mitgebracht. Er enthielt Brot, Wurst und Hausschuhe – für einen neuen Pfarrer, der in Ohmden längst daheim ist.