Interkulturelle Wochen in Kirchheim – Migrantenvereine laden ein
Einblicke in andere Kulturen

In Kirchheim leben Menschen aus 110 Nationen. Viele haben Vereine gegründet, in denen sie ihre Religionen, ihre Sprachen und Traditionen unter Gleichgesinnten pflegen können. In den kommenden vier Wochen sind Interessierte eingeladen, die Vereine zu besuchen und mit den Mitgliedern ins Gespräch zu kommen.

Kirchheim. Die Arbeit mit Migranten hat in Kirchheim eine lange Tradition. Seit 21 Jahren gibt es in der Stadt einen Integrationsausschuss, der sich um interkulturellen Dialog bemüht. Er setzt sich aus Gemeinderäten sowie Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund zusammen.

Eben diese Bürger haben den Anstoß für die „Interkulturellen Wochen“ in Kirchheim gegeben. „Wir wollen damit bewusst machen, dass wir in Kirchheim Menschen haben, die aus verschiedenen Kulturen, Traditionen und Religionen kommen“, nennt Willi Kamphausen, Mitglied des Integrationsausschusses, ein Ziel der Interkulturellen Wochen. „In Kirchheim hat ein Viertel der Menschen Migrationshintergrund“, ergänzt Roland Böhringer, Leiter des Amts für Familie und Soziales. Menschen aus 110 Nationen lebten in der Stadt zusammen. Indem die Migrantenvereine und -organisationen ihre Türen öffneten, zeigten sie: „Wir gehören dazu, wir sind ein Teil dieser Stadt.“

„Miteinander leben“, ist das Programmheft der Interkulturellen Wochen überschrieben. Das Angebot ist so vielfältig wie es die Organisationen selbst sind. Einige Vereine warten mit kulturellen Veranstaltungen wie Lesungen, Film- oder Musicalaufführungen auf. Bei den anderen bekommen die Besucher ein leckeres Frühstück. Auch die Teilnahme an religiösen Zeremonien oder Gottesdiensten, zum Beispiel im Hindu-Tempel oder in der italienischen katholischen Kirchengemeinde, beziehungsweise der Besuch der Moschee in der Lohmühlegasse oder des Tibetisch-Buddhistischen Zentrums sind möglich. Im Mittelpunkt, so Renate Hirsch vom Integrationsausschuss, stehe aber immer die Einladung zur Begegnung. „Die Besucher sollen sich Zeit nehmen, ins Gespräch zu kommen“, sagt auch Roland Böhringer. Nur durch die Moschee oder den Tempel hindurchzulaufen, bringe nicht viel.

Im vergangenen Jahr hatte es einen „Tag der offenen Tür der Mig­rantenvereine“ gegeben, der allerdings nicht übermäßig gut besucht war. An einem Nachmittag hatten die Vereine ihre Türen geöffnet – für viele Besucher offenbar ein zu kleines Zeitfenster. Daraus haben die Mitglieder des Integrationsausschusses gelernt. „Wir hoffen, dass die Interkulturellen Wochen durch die Streuung auf mehr Resonanz stoßen“, so Böhringer.

Dass viele Menschen Hemmungen haben, mit einer anderen Kultur in Berührung zu kommen, ist den Mitgliedern des Integrationsausschusses klar. „Die Hemmschwelle ist immer da. Ein evangelischer Mensch läuft ja auch nicht einfach so in eine katholische Kirche hinein, um an der Messe teilzunehmen“, sagt Willi Kamphausen. Gundhard Racki, ein weiteres Mitglied des Integrationsausschusses, ist aber zuversichtlich, dass die Offenheit sich durchsetzen wird. „Das Interesse der Menschen ist da. Wenn die Moschee in der Vergangenheit einen Tag der offenen Tür gemacht hat, sind immer Menschen gekommen“, sagt er. Auch der gut besuchte christlich-islamische Gesprächskreis zeige, dass die Kirchheimer offen für Neues seien.