Bissingen feiert 25 Jahre Nachbarschaftshilfe gemeinsam mit seinen Senioren – Altenhilfeplan
Eine Ü 70-Party zum Jubiläum

Seit 25 Jahren sind sie in der Seegemeinde aktiv. Aktuell leisten die Bissinger Nachbarschaftshelferinnen 7 000 Pflegestunden im Jahr. Anlass genug für die Gemeinde mit dem „Geburtshelfer“-Ehepaar Uta und Wolfgang Kümmerle, den Helferinnen und den Senioren der Seegemeinde eine Ü 70-Party zu feiern.

Bissingen. 1988 hob Uta Kümmerle, unterstützt von ihrem Mann, dem damaligen Bürgermeister Wolfgang Kümmerle, und mit dem Segen des Gemeinderats das „Kind“ Nachbarschaftshilfe aus der Taufe. Mittlerweile leisten die rund 30 Nachbarschaftshelferinnen bis zu 7 000 Pflegestunden im Jahr oder rund 600 Stunden im Monat.

„Dies ist eine beeindruckende Zahl“, sagte Bürgermeister Marcel Musolf und zog den Vergleich zum „ersten Betriebsjahr“ 1989. Damals leisteten die Helferinnen 283 Stunden. „Das sagt über die seitherige Entwicklung eigentlich alles – die Erfolge sprechen einfach für sich“, so Bissingens Bürgermeister. Nicht zuletzt sei das dem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu verdanken. So bezahlt die Pflegefamilie für eine Stunde Haushaltstätigkeit 25 Euro, für den wöchentlichen Einkauf, für den zwei Stunden eingeplant werden, ebenfalls 25 Euro.

Das Preisniveau wurde bewusst niedrig gehalten, da es bei der Bissinger Nachbarschaftshilfe nicht um das Anhäufen von Gewinnen, sondern um reine Kostendeckung geht. „Wir wollen, dass es sich viele Senioren leisten können, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu wohnen“, sagte Marcel Musolf.

Die Nachbarschaftshilfe ist nicht nur „ein starkes Pfund“ für die älteren und kranken Menschen in der Seegemeinde. „Sie ist inzwischen ein Job, bei dem am Ende etwas in der Tüte sein muss“, begründete Bürgermeister Musolf, weshalb die Gemeinde den Helferinnen und Helfern seit Januar 2013 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen anbietet.

Im Jubiläumsjahr denkt der Bissinger Verwaltungschef jedoch nicht nur an die Lohntüte, sondern auch an den demografischen Wandel und die Zukunft. „Bis 2025 werden wir eine Gesellschaftsschicht von Hochbetagten haben.“

Einem enormen Mehrbedarf an Pflege stehen immer weniger Pflegekräfte gegenüber. Das bereitet auch der Gemeinde Bissingen Kopfzerbrechen, weshalb sie noch vor der Sommerpause einen Altenhilfeplan vorstellen will, um rechtzeitig gegenzusteuern.

„Wir müssen unsere Kräfte für ein Ziel bündeln und neue Ideen entwickeln“, sagte Bürgermeister Musolf. Dabei hat er nicht nur einen geänderten Betreuungsschlüssel des flexiblen sozialen Dienstes im Blick, sondern will auch über seniorengerechte Wohnformen sprechen und schließt in einem weiteren Schritt „ein kleines, feines Seniorenpflegeheim“ nicht aus. Seine Devise lautet: „Wir müssen als Gemeinde in Vorleistung gehen und den Dingen Zeit geben, sich zu entwickeln.“

Der Altenhilfeplan bietet der Verwaltungsspitze Anlass, mit allen Akteuren über das zukunftsträchtige Thema ins Gespräch zu kommen. „Was kann man mit und für die ältere Bevölkerung in Bissingen tun?“, lautet die Frage, die einer vielfältigen Antwort bedarf.

Eigene Akzente will etwa der Krankenpflegeverein Bissingen-­Och­senwang mit Veranstaltungen rund ums Thema „Älter werden in Bissingen“ setzen. Gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde begann er damit in den gut besuchten Montagsvorträgen sowie einer Seniorenrundfahrt im Jubiläumsjahr.

Dass das „Erfolgsmodell Nachbarschaftshilfe“ in fünf, zehn und 15 Jahren auch noch trägt, darauf legt es Bürgermeister Marcel Musolf an. Damit dann in einem sich stetig wandelnden Umfeld pflegebedürftige ältere Menschen in Bissingen und Ochsenwang in gewohnter Umgebung ihren Lebensabend verbringen können und sich dabei versorgt wissen.