Sommerserenade in Weilheim mit dem Trio Nobile
Eine emotionale Reise

Weilheim. Wenn das Trio Nobile seinen Besuch in der Region ankündigt, dann sind sie da – die Freunde eines gepflegten und gefühlvollen


Liederabends. Bei der Neuauflage der Sommerserenade am Sonntagabend im Evangelischen Gemeindezentrum Egelsberg in Weilheim verzauberten Christine Euchenhofer, Burkhard Seizer und Sabine Schubert-Kessler einmal mehr mit zauberhaften Stücken aus ihrem reichhaltigen Repertoire.

„Herzlicht“ hatte das Trio, das nun schon im siebten Jahr zur stimmungsvollen Abendmusik nach Weilheim kam, ihr Gastspiel überschrieben. Das Versprechen, Lieder zu präsentieren, die ans Herz gehen und den Funken überspringen lassen, schwang da mit – und wurde nicht enttäuscht.

Tief tauchte das Trio hinein in die Romantik. Mit Auszügen aus dem Goethe-Klassiker „Wilhelm Meister“ griff das Ensemble eines der Juwelen aus Franz Schuberts reich gefüllten Schatzkistlein der romantischen Liedkunst auf. Seelenvoll, leidenschaftlich und voll Herzblut sind die Gesänge, die der Wiener Komponist dem Harfner und seiner Tochter Mignon auf den Leib schrieb. All das transportierten die Sopranistin Christine Euchenhofer und Bariton Burkhard Seizer mit einer Intensität, die unter die Haut ging. Aus jedem Ton sprach die Sehnsucht Mignons nach Glück und Friede in Italien. Das Publikum litt mit den Qualen des Harfners, der nach Erlösung fleht. Und diese folgte sodann in der Schubertschen Vertonung von Matthäus von Collins Gedicht „Licht und Liebe“, das schwelgerisch, ja überbordend schwärmt: „Strebt das Herz nach Liebeswonne, denn sie ein süßes Licht“.

Doch Liedkunst ist nur ein Genre der Romantiker: Zum 50. Todestag von Hanns Eisler hatte das Trio Nobile in diesem Jahr fünf Werke des zeitgenössischen Komponisten ins Programm genommen. Die Wurzeln der zweiten Wiener Schule sind bei dem Weggefährten Brechts unverkennbar. Sein Lied „An den kleinen Radioapparat“ kennen Fans von Sting als „The Secret Marriage“ – wenn auch mit anderem Text und in einer anderen Tonart transponiert. Launig und zum Schmunzeln ist das Stück „Vom Sprengen des Gartens“, bei dem Bariton Seizer mahnt, ja nicht das Unkraut beim Gießen zu vergessen.

Wer das Trio Nobile kennt, kennt auch die Vorliebe der drei für den Komponisten Bertram Schattel. Er durfte auch bei der Sommerserenade 2012 nicht fehlen. Der Kirchheimer Musikpädagoge und Komponist steuerte ein neues Werk bei: das „Lied“ aus „Herzlicht“, einem Gedichtband der Stuttgarter Künstlerin Babette Dieterich, das mit seinen sanft geschwungenen Harmonien und seinem melodiösen Fluss gut in den Abend passte.

Sommergefühl und Wärme brachten Schattels Heyse-Vertonungen in den verregneten Sommerabend: „Auch kleine Dinge können uns entzücken“, sangen Euchenhofer und Seizer im Duett.

Ergänzt wurde das in sich stimmige Programm von drei Liedern aus der Feder von Niels Gade. Den Auftakt machte Eichendorffs Reiselied, das Lust auf eine Wanderung durch sonnendurchflutete Wälder und Wiesen machte. Und auch Gades „Spanisches Lied“ und „das Zigeunermädchen“ weckten bei so manchem Zuhörer angesichts der grauen Regenwolken draußen Fernweh.

Mit ihrer Stückauswahl, vor allem aber mit ihrer ausdrucksstarken Interpretation und hohen Musikalität brachte das Trio Nobile die Herzen seines Publikums zum Brennen. Die Musiker zeigten auf beeindruckende Weise, dass Liederabende überhaupt nicht von gestern sind. Ihre erzählerische Kraft und ihre anspruchsvolle musikalische Seite haben nichts von ihrer Faszination eingebüßt – zumal, wenn sie von solch erstklassigen Stimmen dargebracht werden. So begeisterten Christine Euchenhofer mit ihrem brillant artikulierten, glasklaren Sopran und Burkhard Seizer mit dem facettenreichen, kraftvollen Bariton. Sabine Schubert-Kessler ergänzte die beiden Stimmen am Klavier mit großer Finesse. Dabei setzte die Pianistin immer wieder kleine Glanzpunkte.

Da wunderte es nicht, dass das Weilheimer Publikum nach mehr verlangte – und sich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit dem Trio Nobile freut.