Auferstehungskirchengemeinde feierte mit einem Festgottesdienst ihr 50-jähriges Bestehen – „Das Christentum ist aktueller denn je“
„Eine innere Geschichte des stillen Segens“

50 Jahre Auferstehungsgemeinde und 40 Jahre Auferstehungskirche: Diese runden Geburtstage wurden am Sonntag mit einem Festgottesdienst gefeiert. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker nutzte die Gelegenheit, um auch nachdenklich stimmende Worte anzubringen.

Kirchheim. Wer war damals bei der Einweihung der Auferstehungskirche dabei? Auf die Frage von Prälat Ulrich Mack meldeten sich etwa 15 Gottesdienstteilnehmer. Und wer war vor 50 Jahren beim „Montagegemeindehaus“, dem Vorläufer der heutigen Auferstehungskirche, dabei? Sogar bei dieser Frage erhoben sich vereinzelte Arme. Mit Eberhard Braun und Albrecht Daiss waren auch zwei Pfarrer gekommen, die jeweils etwa ein Jahrzehnt die Gemeinde geprägt hatten.

„Es geht um eine Segensgeschichte“, sagte Mack in seiner Predigt. Hinter der äußeren Geschichte eines Kirchengebäudes stehe „eine innere Geschichte des stillen Segens“. Bibelworte, Predigten oder Liedtexte hätten in Menschen weitergewirkt. „Wer kann ahnen, welcher Segensfluss aus dieser Kirche in den Stadtteil von Kirchheim hineingeflossen ist?“

„Auferstehungskirche, der Name ist Programm“, sagte Mack. Er verwies auf das große Kunstwerk von Ingrid Seddig über dem Altar, bei dem der auferstandene Jesus seine Arme ausbreitet. Dazu passend schuf Architekt Robert Ackermann einen halbrunden Kirchenraum. Mack sprach über einen Text aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 20, in dem Jesus nach seiner Auferstehung durch die verschlossenen Türen zu seinen verängstigten Jüngern kommt. „Jesus kommt durch die Türen unserer Frustrationen und Misserfolge, unserer Ängste und Zweifel. Weil er auferstanden ist, sind unsere Gottesdienste keine Totengedenkfeiern, sondern Feste, weil Christus mitten unter uns ist.“ Er sende seine Leute zu den Menschen: „Wir sind nicht Endverbraucher der Liebe Gottes. Eine Kirchengemeinde ist nie nur für sich selber da.“

Das befand die Auferstehungsgemeinde von Anfang an. In den 1960er-Jahren waren bei der Evangelischen Landeskirche in Württemberg 15 „Montagegemeindehäuser“ im Einsatz. Ein schlichter, aber würdiger Raum bot 200 Sitzplätze, in einem der beiden Nebenräume gab es eine Teeküche. Über dem Eingang hing an einem Glockenstuhl eine kleine Glocke. Sie ist noch heute im Einsatz, friert im Winter aber manchmal ein. Der für die Auferstehungskirche geplante separate Turm mit drei Glocken wurde nie gebaut, seine Fundamente wurden zum Sandkasten.

Den Kirchbau beschloss eine Gemeindeversammlung im Oktober 1963. Vier Jahre später wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Das große Grundstück ermöglichte eine barrierefreie Bauweise.

„Letztlich gratuliere ich mir selbst, als Mitglied dieser Gemeinde“, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in ihrem nachdenklichen Grußwort. Einerseits kehrten immer mehr Menschen der Kirche den Rücken zu, doch andererseits setzten sich immer mehr mit religiösen Fragen auseinander. Mittendrin in der „Ego-Gesellschaft“ werde nach Sinn und nach anderen Werten gesucht, es herrsche Empörung über soziale Notstände. „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Christentum aktueller ist denn je“, sagte Matt-Heidecker.

Im Gottesdienst stellte sich Anita Casper vor, die ab November mit einem 25-Prozent-Auftrag als Jugendreferentin in der Gemeinde tätig ist. Zu weiteren 25 Prozent arbeitet sie in der Thomaskirche, außerdem unterrichtet sie Religion. Für die neue Stelle will die Auferstehungsgemeinde jährlich 2 000 Euro an Spenden aufbringen. Das Gottesdienstopfer bildete den Startschuss. Als Pfarrer Gerrit-Willem Oberman Heidi Hahne danken wollte, die für das anschließende Gemeindeessen ein Großkontingent an Maultaschen mitgebracht hatte, gab es ein kurzes Rätselraten: „Wo ist sie?“ Die Antwort lag auf der Hand – in der Küche. Andere Gemeindemitglieder hatten für das Fest eine Modenschau zur Gründungszeit der Gemeinde vorbereitet. Außerdem gab es eine humoristische Einlage „Was es damals noch nicht gab“.

Eine Festschrift gibt interessante Einblicke in die 50-jährige Geschichte der Auferstehungsgemeinde. Sie ist kostenlos in der Auferstehungskirche und im zentralen Gemeindebüro am Kirchheimer Widerholtplatz 4 erhältlich.