Mit 1,5 Millionen Euro Gewerbesteuer hatte die Gemeinde Neidlingen ihren Haushalt für das Jahr 2011 kalkuliert, 1,49 Millionen Euro gingen ein. Neben dieser Punktlandung gab es einige erfreuliche Abweichungen: bei den Einnahmen nach oben, bei den Ausgaben nach unten.
PETER DIETRICH
Neidlingen. Es waren viele gute Nachrichten, die Weilheims stellvertretender Stadtkämmerer Michael Nagel dem Neidlinger Gemeinderat überbrachte. Statt für das Jahr 2011 erwarteten 742 000 Euro an Einkommensteuer bekam die Gemeinde 798000 Euro, die Zuweisungen aus dem Finanzausgleich stiegen sogar noch etwas stärker. Alles zusammen nahm die Gemeinde im Verwaltungshaushalt 157 000 Euro mehr ein als erwartet. Zugleich gab sie 379 000 Euro weniger aus. Zusammen bedeutet das eine Verbesserung von 536 000 Euro. Die Folge: Mit 1,775 Millionen Euro konnte die Gemeinde dem Vermögenshaushalt mehr als jemals zuvor zuführen. Ihre Schulden hat die Gemeinde im Jahr 2011 planmäßig getilgt, gleichzeitig nahm sie keine neuen Kredite auf. Die Schulden reduzierten sich immerhin von 1030 auf 948 Euro pro Einwohner. Der Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden beträgt nur gut die Hälfte. Jeweils nicht mitgerechnet sind die Schulden, die sich in den Eigenbetrieben verstecken. In Neidlingens Wasserversorgung sind dies pro Kopf weitere 328 Euro.
Ein Teil des Überschusses ergibt sich aus Haushaltsresten aus dem Jahr 2010, unter anderem für die Sanierung des Schulgebäudes. Für die Gemeinde erfreulich ist, dass sie im Baugebiet „Steingau“ sämtliche Bauplätze verkaufen konnte. Es entstand ein Guthaben von 276 000 Euro, das aber erst dem Haushalt 2012 zu Gute kommt.
Das „Sorgenkind“, betonte Nagel, bleibe die Wasserversorgung. Zwar machte sie im Jahr 2011 einen Überschuss von gut 9000 Euro, konnte etwas mehr Wasser verkaufen als geplant und musste weniger Leitungen reparieren. Mit einem Wasserverlust von etwa neun Prozent erreichte sie den besten Wert der vergangenen 20 Jahre. Das klingt alles gut, doch schiebt die Wasserversorgung einen Verlustvortrag von fast 66 000 Euro vor sich her. Zudem gab es 2012 im strengen Winter viele Rohrbrüche, so dass das Jahr 2012 wahrscheinlich mit einem Verlust abschließen wird. Hinzu kommt noch, dass der Wasserbezugspreis in den kommenden Jahren kontinuierlich steigt – zum Teil als Folge der misslungenen Finanzgeschäfte (Cross-Border-Leasing) der Landeswasserversorgung. Daher ist beim Neidlinger Wasser ab Januar 2013 eine Preiserhöhung abzusehen, der Gemeinderat wird in Kürze darüber beschließen.
Besser sind die Aussichten für den Haushalt 2012 jenseits der Wasserversorgung. Statt eingeplanten 400 000 Euro steht das Soll bei der Gewerbesteuer derzeit bei 647 000 Euro, auch andere Einnahmen liegen leicht über der Erwartung.
Einnahmen liegen über den Erwartungen
Bleibt es bei der derzeitigen Entwicklung, muss die Gemeinde nicht gut 100 000 Euro von der „hohen Kante“ nehmen, sondern kann knapp 150 000 Euro zurücklegen. Eine gute Rücklage hat die Gemeinde auch dringend nötig. Folgt doch auf ein finanziell gutes Jahr mit zwei Jahren Abstand immer ein Jahr mit hohen Umlagen. Das Jahr 2013 wird also finanziell hart werden.