Esslingen. „Glauben und Handeln müssen zusammenpassen“ – dies wurde der Pfarrerstochter Dorothea Gölz-Most aus Bissingen schon als Kind vorgelebt. Von ihren Eltern, aber auch durch das mutige Vorbild des Urgroßonkels Richard Gölz, der in der Nazizeit als Mitglied der Württembergischen Pfarrhauskette Juden versteckte und dafür ins KZ kam. Dorothea Gölz-Most hat dies sowohl als Anspruch wie auch als Einladung an das eigene Leben verstanden.
Obwohl sie auch Medizin und Musik interessiert hätten, habe sie schon bei der Konfirmation gewusst, dass Theologie das Richtige sei, erzählt die Pfarrerin. In den evangelischen Seminaren in Maulbronn und Blaubeuren erlebte die gebürtige Kirchheimerin, „wie schön es ist, in Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten“. Eine Teamarbeiterin ist sie seitdem stets geblieben.
Für ihre neue Aufgabe ist sie bestens vorbereitet. Nach dem Vikariat in Kirchheim und der Zeit als Pfarrerin zur Anstellung in Deizisau legte Dorothea Gölz-Most, die mit dem Kirchheimer Rechtsanwalt Rolf-Rüdiger Most verheiratet ist, eine Familienpause für Tochter Ronja, heute 20, und Sohn Pablo (19) ein. Schon ihre zweite Zulassungsarbeit hatte sie über die Hospizarbeit geschrieben.
Dann engagierte sie sich elf Jahre lang bei der ambulanten Hospizarbeit in Kirchheim – im Besuchsdienst, aber auch in der Koordination der Einsätze. Dass ihre Mutter in dieser Zeit schwer erkrankte, habe diesem Engagement eine persönliche Dimension und Vertiefung verliehen.
Auch als ehrenamtliche Seelsorgerin am Kirchheimer Krankenhaus engagierte sich Dorothea Gölz-Most. „Es ist, als würden verschiedene Fäden sich nun bündeln“, sagt sie über ihre neue Aufgabe. „Wertvolle geistliche Begleitung für meine Arbeit bekomme ich in meiner Exerzitien-Fortbildung am Ökumenischen Institut für Meditation in Rorbas in der Schweiz.“ Zuletzt war die Theologin zwölf Jahre lang Pfarrerin in Oberboihingen.
Die Seelsorge für Kranke, Sterbende und ihre Angehörigen empfindet die Pfarrerin als Herausforderung. „Das erfordert Einfühlungsvermögen und zugleich die Fähigkeit, ein Stück weit Distanz zu wahren, um den Menschen helfen zu können.“ Weniger zu reden und mehr zuzuhören, sei oft hilfreich. „Einfach da zu sein, ist ganz wichtig. Da spüren Menschen, dass sie auch von Gott nicht allein gelassen sind.“
Zu ihren Aufgaben wird es gehören, für das erste stationäre Hospiz im Landkreis Esslingen ein Seelsorgekonzept zu entwickeln. Dies will sie jedoch im Team tun. „Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass die Mitarbeiter – ob im Hospizdienst oder im Krankenhaus – nicht ausbrennen.“
Mancher Patient erkenne im Krankenhaus, dass er ein Bedürfnis nach Spiritualität und Glauben habe. „Es reizt mich sehr, außerhalb des geschützten Raumes der Gemeinde zu sehen, was ich da einbringen kann“, sagt Dorothea Gölz-Most.
Besonders freue sie sich auch auf das ökumenische Seelsorge-Team am Krankenhaus. Dass ihr die Ökumene am Herzen liegt, dafür legte ein halbjähriger Aufenthalt am Institut für Ökumene des Ökumenischen Rats der Kirchen in Genf nach dem Abitur die Grundlagen. „Mein Anliegen ist es, dass Christen egal welcher Glaubensrichtung miteinander leben und Gemeinsamkeiten entdecken, Unterschiede stehen lassen und einander wertschätzen.“
Ausgleich vom oft anstrengenden Dienst als Pfarrerin findet Dorothea Gölz-Most in der Familie, in der Meditation, aber auch beim Sport und in der Musik. Mit ihrem Mann singt sie im Maulbronner Kammerchor.
Dorothea Gölz-Most wird am 9. September um 10 Uhr in einem feierlichen Investiturgottesdienst in der Esslinger Versöhnungskirche in ihr Amt eingesetzt..