Kirchheim. Wer mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen unterwegs ist, kommt in engen Supermärkten schon mal in Bedrängnis. Nicht so im CAP-Markt in Ötlingen. Dort gilt die Devise: Einkaufen ohne Handicaps – auch für Menschen mit Handicap. Breite Gänge und niedrige Regale sorgen dafür, dass die Produkte gut erreichbar sind. Brauchen Kunden dennoch Hilfe, stehen die Mitarbeiter ihnen zur Seite: Sie holen Packungen aus den oberen Regalreihen, tragen Einkaufskörbe und bieten einen Einpackservice an. Auch ein barrierefreier Eingang, eine Sitzecke im Geschäft und eine Kundentoilette erleichtern Senioren, Eltern mit Kindern und Menschen mit Behinderungen den Einkauf.
All das sind Punkte, die den Einzelhandelsverband Baden-Württemberg dazu bewogen haben, den CAP-Markt in Ötlingen sowie die beiden anderen CAP-Märkte der Filderwerkstatt in Stetten und Neuhausen mit dem Qualitätszeichen „Generationsfreundliches Einkaufen“ auszuzeichnen. Sascha Jost vom Handelsverband überreichte die Zertifikate am gestrigen Freitag im CAP-Markt in Ötlingen an Klaus Korschinek, Leiter der Filderwerkstatt.
Eine Auszeichnung, die „sehr guttut“, wie es Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik formulierte – zumal die CAP-Märkte aus wirtschaftlicher Sicht nicht gerade gewinnbringend sind. „Wir schaffen haarscharf die schwarze Null“, sagte Klaus Korschinek. Gewinnmaximierung ist aber auch gar nicht Sinn und Zweck der Märkte: „Vor allem wollen wir Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am Leben ermöglichen“, beschrieb Korschinek das Hauptziel. So arbeiten in den CAP-Märkten zu einem großen Teil psychisch kranke und behinderte Menschen, in Ötlingen sind es in der Regel acht bis zwölf Mitarbeiter mit Handicaps.
Für sie bergen die Lebensmittelläden große Chancen. „Die meisten unserer Mitarbeiter, die den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen, kommen aus den CAP-Märkten“, berichtete Klaus Korschinek aus dem Alltag der Filderwerkstatt, die psychisch erkrankte Menschen in ganz verschiedenen Arbeitsbereichen beschäftigt. Alle drei Märkte bilden auch aus. „Bisher haben alle unsere Azubis die Prüfungen auch geschafft“, freute sich Klaus Korschinek.
Kirchheims Sozialamtsleiter Roland Böhringer lobte die kundenfreundliche, niederschwellige Einkaufsmöglichkeit im Herzen Ötlingens. „Die gute Nahversorgung hat auch eine Rolle bei unserer Altenhilfeplanung gespielt, die der Gemeinderat gerade verabschiedet hat.“
Jede Menge positive Rückmeldungen hat Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik schon zum CAP-Markt bekommen. Manchmal jedoch heiße es, der Markt sei zu teuer. Kritik, die keiner der Anwesenden am Auszeichnungstag so stehen lassen wollten.
„Wir sind kein Discounter“, räumte Klaus Korschinek ein. Die Preise des regulären Sortiments entsprächen aber denen des Handelspartners Edeka. Ein anderes wichtiges Standbein seien Bio-Waren und regionale Produkte. „Da ist teuer dann eben relativ“, so Korschinek. „Wir streben ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis an.“
Ausbaufähig sind die Besucherzahlen der CAP-Märkte: „In Ötlingen haben wir im Schnitt 450 Kunden am Tag“, berichtete Klaus Korschinek. Hermann Kik appellierte an die Bürger, auch wirklich im CAP-Markt einzukaufen. Nur so könne die Nahversorgung gesichert werden, die gleichzeitig einen Lebensmittelpunkt für Menschen mit Handicap darstellt.
Neue Pläne für den Bereich vor dem CAP-Markt in Ötlingen gibt es laut Hermann Kik auch schon: Es ist angedacht, die Parkplätze auf die andere Straßenseite zu verlegen und vor dem Markt für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen.