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Eintauchen in eine künstliche Welt

Ausstellung Virtuelles Säge-Training oder imaginäre Raumbegehungen – der Thementag „Augmented und Virtual Reality“ der Volkshochschule im Neckar Forum hatte viel zu bieten. Von Jakob de Santis

Bestimmt die wenigsten haben Erfahrung damit, einen Baum zu fällen. Sollte man aber doch einmal in eine entsprechende Situation kommen, so reicht es, eine überdimensionierte Brille anzuziehen, um die grundlegenden Handgriffe zu erlernen. Der Motorgeräte-Hersteller Stihl bot den Besuchern des Thementags „Augmented und Virtual Reality“ der Volkshochschule Esslingen im Neckar Forum genau dieses Erlebnis an.

Möglich macht dies eine Technik namens Virtual Reality (VR). Die VR-Brille vermittelt einem das Gefühl, in einer am Computer erschaffenen Welt zu sein. Hat man die Brille auf, bekommt man das Plastikmodell einer Motorsäge in die Hand gedrückt, die auch in der virtuellen Welt zu sehen ist. Anschließend im Menü eine bestimmte Sägetechnik ausgewählt und schon geht‘s los. Das System erklärt genau, worauf beim Umgang mit der Motorsäge zu achten ist. „Es ist als Training gedacht, bevor man in den Wald geht“, sagte Marbod Lemke von Stihl.

Der Motorgeräte-Hersteller war einer von über 30 Ausstellern bei der Veranstaltung im Neckar Forum. An den verschiedenen Ständen wurde erklärt und gezeigt, wie VR und Augmented Reality (AR) in ihren jeweiligen Bereichen Anwendung finden. Mit großem Interesse wurde der Stand der Firma Bertrandt umringt. Dort machte es die VR-Technik möglich, den Innenbereich eines Fahrzeugs zu erleben, bevor es ihn überhaupt gibt. „So kann ich zum Beispiel überprüfen, ob ich aus meiner Sitzposition an alle Knöpfe herankomme“, erklärte Mitarbeiter Markus Schlachtmeier. Auch hier durften Interessierte die Technik am eigenen Leib erfahren. Dank sensibler Sensoren an den Fingern konnte der Innenraum des Autos ertastet werden. Auf Knopfdruck erstrahlte dieser in einem neuen Design. „Das ist zur Kundenvorführung optimal“, sagte Schlachtmeier. Vor allem wird diese Technik jedoch in der Entwicklung angewandt. Verschiedene Autokonzerne testen damit die Funktionalität einer Konstruktion.

Entwicklung muss nachziehen

Neben VR kam auch AR im Neckar Forum zum Einsatz. Mit dem Anziehen einer Brille von Microsoft, genannt „HoloLens“, erschien am Stand der Firma Madness plötzlich eine Statue und ein Planetensystem. Der Unterschied zwischen VR und AR - bei AR befindet man sich nicht in einer imaginären Welt, sondern virtuelle Dinge werden in die Realität projiziert.

Die Erlebnisse an den verschiedenen Ständen wurden von einigen Vorträgen im großen Saal des Neckar Forums begleitet. Direkt im ersten Wortbeitrag ließ Professor Christoph Runde aufhorchen, indem der Geschäftsführer des Virtual Dimension Centers (VDC) aus Fellbach klar machte, dass die Begeisterung für besagte Techniken nun am vorläufigen Höhepunkt angelangt sei. „Größer wird sie erst einmal nicht mehr werden.“ Das sehe man auch an den Verkaufszahlen. „Die Gamer haben sich ausgerüstet und sind nicht bereit, für eine verbesserte Technik noch einmal Unmengen an Geld in die Hand zu nehmen“, sagte Runde. Das bestätigte Ove Tetens von der Firma Madness. Er sagte: „Die Begeisterung ist unglaublich in die Höhe geschossen, die Technik kommt da bis heute nicht ganz hinterher.“ Er betonte: „Wir dürfen noch viele tolle Sachen erwarten, aber die Entwicklung muss jetzt erst einmal nachziehen.“

Der Thementag „Augmented und Virtual Reality“ ist nach dem Tag zur Wirtschaft 4.0 vor zwei Jahren die zweite große Veranstaltung der Volkshochschule (VHS) in diesem Bereich. „Damit wollen wir unser Image ein wenig aufbessern“, sagt Andreas Beck, Fachbereichsleiter an der VHS und Koordinator des Tages. In die gleiche Kerbe schlug Mit-Veranstalter Christian Schroth: „Manchmal werden wir als VHS noch ein wenig belächelt. Das soll sich durch derartige Veranstaltungen ändern.“