Die ICE-Neubaustrecke Stuttgart-Ulm bekommt nun auch im Albvorland Vortrieb
Einwohner fürchten Lkw-Lärm

Die Brücke am Aichelberg ist bereits gebaut. Im Dezember soll mit der Baustelleneinrichtung für den Abschnitt „Albvorland“ der ICE-Neubaustrecke begonnen werden. Auf Einladung der Stadt Weilheim informierten Verantwortliche der Bahn in einer vollbesetzten Limburghalle über die konkrete Ausgestaltung des Projekts.

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Weilheim. Bürgermeister Johannes Züfle verdeutlichte die zeitlichen Dimensionen des Bahn-Projekts und erinnerte an die Planfeststellung am 13. August 1999. Der Bau werde die Stadt voraussichtlich bis 2020 begleiten, so der Hausherr.

Nicht alle Fragen, die den Besuchern auf den Nägeln brannten, konnten die für den fünf Kilometer langen Abschnitt Albvorland Verantwortlichen der Bahn zufriedenstellend beantworten: Offen blieb beispielsweise, auf welchem Weg radelnde Schüler während der Bauzeit nach Kirchheim kommen und über welche Straßen die Erdmassen bei Stau auf der Autobahn abgefahren werden. „Im Planfeststellungsverfahren wurde ausgehandelt, dass kein Abraum aus dem Boßlertunnel durch Weilheim transportiert wird“, betonte Hermann Bauer, der als ehemaliger Weilheimer Bürgermeister bei den früheren Verhandlungen mit am Tisch gesessen hatte.

Der Technische Projektleiter, Herwig Ludwig, sah für das Anliegen jedoch keine Grundlage: „Wir dürfen selbstverständlich das übergeordnete Straßennetz verwenden.“ Das gelte im Übrigen auch für das Anliefern von Material. Geplant ist hingegen, die Schienen auf der Neubaustrecke selbst zu transportieren. Da Weilheim bei regelmäßig auftretenden Staus auf der A 8 am Albaufstieg ohnehin ein erhöhtes Verkehrsaufkommen erdulden muss, besteht die Furcht, dass sich die Stadt auf erheblichen Lärm durch Baustellenfahrzeuge einstellen muss.

Einwohner fürchten Lkw-Lärm
Einwohner fürchten Lkw-Lärm
Herwig Ludwig versuchte den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er darauf hinwies, dass rund 2,3 Millionen Kubikmeter an Ausbruchs- und Aushubmassen, die insbesondere beim Bau des Boßlertunnels anfallen, ortsnah deponiert werden. So sind Seitenablagerungen zwischen der A 8 und der Neubaustrecke geplant. Nördlich der Autobahn und südlich der ICE-Trasse werden Erdwälle aufgeschüttet, die als Blend- und Lärmschutz dienen. 0,2 Millionen Kubikmeter Abraum müssten zur Aufbereitung dagegen abgefahren werden, sagte Ludwig. Der überwiegende Teil davon soll direkt über die Autobahn transportiert werden. Auch die bereits erstellte Brücke über die L 1214 diene dazu, den Baustellenverkehr abzuwickeln. Wie Projektingenieur Nico Hofmann erläuterte, müssten allerdings bei Arbeiten wie dem Brückenbau im Bereich der Lindach Lkw auch über die Landesstraße fahren.

Wirtschaftswege würden während des Baus etwas eingeschränkt. Es werde jedoch eine Zufahrt zu jedem Flurstück offen bleiben. „Wir müssen die Lindach nach Süden verschieben“, erklärte Hofmann weiter. Unumgänglich seien Rodungen sowohl auf Aichelberger als auch auf Weilheimer Markung. „Dafür werden wir jedoch Ausgleichsmaßnahmen erstellen.“ Geplant ist beispielsweise, Ackerflächen in Streuobstwiesen beziehungsweise in extensives Grünland umzuwandeln.

In punkto Lärm durch Züge auf der ICE-Trasse machte Ludwig deutlich, dass lediglich der Schall betrachtet werde, der durch die Neubaustrecke hinzukomme. Der Gesetzgeber sehe nicht vor, die Werte der Autobahn einzubeziehen. Der Technische Leiter des Projekts hob hervor: „Der Lärm wird geringer sein als berechnet, weil weniger Züge fahren werden als bei der Prognose angenommen.“ Das kritische Nachfragen eines Besuchers konterte Ludwig: „Falls man die Lärmproblematik noch einmal aufrollen würde, müsste manche Schallschutzmaßnahme wegfallen.“ Nach derzeitigem Stand werden stündlich sechs Züge im Fern- und zwei Züge im Regionalverkehr sowie 16 schnelle Güterzüge pro Tag auf der Trasse fahren. Den mit 280 Metern geringsten Abstand zur Hochgeschwindigkeitsstrecke hat in Weilheim das Wohngebiet Maierhöfe. Die Bebauung in Holzmaden reicht bis auf 250 Meter an die Trasse heran. Lärmschutzwände sollen neben hohen Erdwällen dafür sorgen, dass die mit bis zu 250 Stundenkilometern vorbeirauschenden Hochgeschwindigkeitszüge keine Lärmbelästigung darstellen.

„Der Abstand ist im Abschnitt so groß, dass Schallschutz während der Bauzeit genauso wenig ein Thema ist wie Beeinträchtigungen durch Erschütterungen“, sagte Ludwig. In dem Teilprojekt dürfe zudem nur tagsüber gearbeitet werden. Auf dem angrenzenden Abschnitt mit dem Boßlertunnel wird hingegen rund um die Uhr gebaut. Die Antwort auf die Frage, wo der Abraum nachts abgelagert wird, blieb Ludwig schuldig: „Dafür brauchen wir eigentlich eine Zwischenpufferung.“