Attraktive Arbeitgeber
Einzelhandel ist und bleibt ein leistungsstarker Arbeitgeber

HDE warnt aber vor Fachkräftemangel und steigenden Sozialversicherungsbeiträgen

Ein attraktiver Handel belebt Innenstädte: Wie aus aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, waren zum Stichtag 30. September mehr als 3,1 Millionen Menschen im Einzelhandel beschäftigt. Im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie (Stichtag: 30. September 2019) ist die Beschäftigung in der Branche sogar um mehr als 12.000 Stellen angestiegen. Foto: Jörg Bächle

HDE. „Der Einzelhandel ist und bleibt ein leistungsstarker Arbeitgeber, der den Menschen attraktive Jobs und Karrieremöglichkeiten auch in ländlichen Regionen verlässlich bieten kann“, so der Handelsverband Deutschland-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Allerdings gehe der Anteil der Vollzeitkräfte seit geraumer Zeit zurück – im Vorjahresvergleich um 0,7 Prozent –, was nur durch vermehrte Teilzeit kompensiert werden könne. Da viele Unternehmen offene Stellen nicht mit entsprechend qualifiziertem Personal besetzen konnten, blieben zuletzt rund 120.000 Stellen unbesetzt.

Wie aus aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, waren zum Stichtag 30. September 2024 mehr als 3,1 Millionen Menschen im Einzelhandel beschäftigt. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen blieb die Gesamtbeschäftigung im Vergleich zum Vorjahresstichtag auf hohem Niveau stabil. Im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie  ist die Beschäftigung in der Branche sogar um mehr als 12.000 Stellen angestiegen.

Zum Tag der Arbeit hob der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bedeutung des Einzelhandels als leistungsstarken und zuverlässigen Arbeitgeber sowie Ausbilder für den Wirtschaftsstandort Deutschland hervor. Gleichzeitig warnt der HDE davor, dass der anhaltende Fachkräftemangel und die Entwicklung der Sozialversicherungsbeiträge die stabile Beschäftigungssituation in der Branche gefährden könnten.

Fachkräftemangel endlich angehen

„Die Bundesregierung muss hier handeln und den Fachkräftemangel endlich angehen“, fordert Genth. Besonders für den Einzelhandel mit seinem hohen Anteil weiblicher Beschäftigter sei es wichtig, eine Kita- und Ganztagsschulbetreuung als Option an allen Werktagen bis 20 Uhr, auch samstags, bundesweit zum Standard zu machen. Dass internationale Fachkräfte künftig schneller angeworben werden sollen, begrüßt der HDE.

Zentral sei auch der im Koalitionsvertrag angekündigte Wechsel von der starren täglichen zur wöchentlichen Höchstarbeitszeit gemäß EU-Recht. Dies erhöhe die Flexibilität und verbessere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Für den angekündigten Dialog zur konkreten Ausgestaltung mit den Sozialpartnern stehen wir als HDE natürlich gern zur Verfügung“, so Genth weiter.

Die ebenfalls im Koalitionsvertrag vorgesehene Steuerfreiheit von Mehrarbeitszuschlägen lehnt der HDE mit Blick auf bestehende Tarifregelungen in nahezu allen Branchen strikt ab. Insbesondere die angedachte Definition von Vollzeit mit nur 34 Wochenstunden sei nicht nachvollziehbar. Sie setze Tarifparteien unter Druck und verfehle angesichts des Fachkräftemangels ihr Ziel. Auch steuerfreie Prämien für Teilzeitkräfte bei Ausweitung der Arbeitszeit seien abzulehnen, da Vollzeitkräfte dadurch ihre Arbeitszeit reduzieren könnten, um von den Prämien zu profitieren.

Konsequente Deckelung der Sozialversicherungsbeiträge

Damit der Handel weiterhin stabile Beschäftigung bieten kann, hält der HDE eine konsequente Deckelung der Sozialversicherungsbeiträge bei maximal 40 Prozent für unerlässlich. Eine politische Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro lehnt der Verband ab, da sie die Inflation anheizen und nicht zu realen Kaufkraftzuwächsen führen würde. Ein weiterer Anstieg der Sozialabgaben und der Arbeitskosten insgesamt wäre laut HDE fatal für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Dies könnte letztlich zu einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen führen, da Arbeitgeber – insbesondere im geringqualifizierten Bereich – zunehmend in Automatisierung investieren müssten.

„Die Zusage der neuen Bundesregierung, die Entwicklung der Beiträge und Bundeszuschüsse im Jahr 2029 zu evaluieren, ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, so Genth. Notwendig sei eine Stabilisierung der Beiträge in allen Zweigen der Sozialversicherung durch öffentliche Mittel sowie langfristig strukturelle Reformen, um die Systeme zukunftsfähig zu machen.