Wohin geht die Reise für die Landesliga-Handballer des VfL Kirchheim? Durch die bevorstehende Spielklassen-Reform haben die Teckstädter nach dem Aufstieg 2018 in die Landesliga die große Chance zum nächsten Coup. Nötig wäre für den letztjährigen Siebten dafür allerdings am Saisonende ein Tabellenplatz unter den ersten vier Mannschaften.
Die Ausgangslage ist klar: Ab der Saison 2020/21 gibt es mit der Württembergliga (bisher zwei Staffeln) nur noch eine Topliga mit 14 Teams im gesamten Verbandsgebiet, darunter sind dann zwei neue Verbandsligen mit jeweils 14 Mannschaften angesiedelt, gefolgt von vier Landesligen-Staffeln. Hintergrund für die neuen Überlegungen war sowohl der präsidiale Auftrag, Relegationsspiele über mehrere Wochen nach der Saison zukünftig zu vermeiden, als auch der zunehmend sinkenden Anzahl von Schiedsrichtern Rechnung zu tragen. Durch die Reform fallen bei den Männern voraussichtlich 104 Spiele weg, bei den Frauen sind es 88.
Dass die Verlockung groß ist, zu den vier besten Teams zu gehören, um künftig in der Verbandsliga an den Start zu gehen, daraus macht VfL-Trainer Engelbert Eisenbeil kein Geheimnis: „Wir waren vergangene Saison Siebter, da kann ich jetzt doch nicht nur Platz sechs oder fünf als Ziel ausgeben. Ich will ganz klar unter die ersten vier.“
Kader ist breiter aufgestellt
Optimistisch stimmt den Kirchheimer Coach vor allem die neue Kadersituation: Ziel war es, das Team nach den Abgängen von Roman Keller, Peter Sadowski und Oliver Latzel zu verjüngen und flexibler aufzustellen. Dies sei mit den taktisch variablen Neuzugängen Jakob Klein (vom TSV Weilheim) und Dominik Burkhardt (TV Jahn Göppingen) auch gelungen. „Wir sind von den finanziellen Möglichkeiten her in der Liga sicherlich sehr weit hinten anzusiedeln, aber dafür stellen wir dieses Jahr einen richtig starken Kader“, ist der VfL-Trainer überzeugt.
Ebenfalls zu den Neuen zählt Eisenbeil Rückraumspieler Benjamin Sott. Der 25-Jährige gehört der goldenen Generation an, die den TSV Wolfschlugen vor sieben Jahren in der A-Jugend-Bundesliga vertraten. Nachdem Sott berufsbedingt ein Jahr pausierte, war er bereits zum Ende der vergangenen Saison für den VfL am Ball. Nun soll er zu einer der tragenden Säulen im Kirchheimer Spiel werden.
Nicht zu vergessen Thimo Böck: Das Toptalent steht nach seinem Jochbeinbruch und knapp einjähriger Pause endlich wieder zur Verfügung. Sehr zur Freude von Eisenbeil: „Ihn zähle ich beinahe auch als Neuzugang. Seine Rückkehr wird uns sehr gut tun.“
„Fifty-fifty“ sei die Chance, unter die ersten vier zu kommen - zumindest mathematisch. Denn mit Reichenbach, Biberach, Bad Saulgau, Steinheim, Hohenems, Vöhringen, Herbrechtingen und eben dem VfL kämpfen laut Eisenbeils Einschätzung acht Teams um die Aufstiegsplätze. „Wer die Saison über konstant bleibt, schafft es.“
Konstanz erfordert allerdings auch, regelmäßig in fremden Hallen zu punkten. Etwas, was den Kirchheimern in der vergangenen Saison aber so gut wie gar nicht gelang. Die eklatante Auswärtsschwäche zieht sich inzwischen wie ein roter Faden durch den Handball-Alltag des VfL. Für Eisenbeil hat dies einen eindeutigen Grund: „Das ist weder Pech noch Kopfsache. Wenn es auswärts mit Harz zur Sache geht, sind das unsere Jungs einfach nicht gewöhnt.“ Dieses Jahr soll‘s besser werden, „deshalb haben wir in der Vorbereitung auch extra viele Spiele auswärts bestritten“.
Klar ist: Wer einen Aufstiegsplatz ins Visier nimmt, hat Großes vor. Wenn es mit der Verbandsliga klappen soll, müssen die Kirchheimer aber unbedingt ihre Auswärtsschwäche hinter sich lassen. Gelingt das, ist für die Teckstädter einiges möglich. Denn der Kader, der in einem guten Mix aus erfahrenden Haudegen und hungrigen Talenten aufgestellt ist, ist zumindest auf dem Papier eher oben anzusiedeln.