Automobilzulieferer übernimmt Anteilsmehrheit der Lenninger Firma
Elring steigt bei Hummel ein

Der renommierte Dettinger Automobilzulieferer Elring-Klinger steigt bei der Lenninger Firma Hummel-Formenbau ein: Der Konzern aus dem Ermstal übernimmt 90 Prozent der Anteile der Hummel-Gruppe.

Lenningen. Die Übernahme des bekannten Unterlenninger Unternehmens mit insgesamt 240 Mitarbeitern kam für viele überraschend und sorgte nach der Betriebsversammlung in dieser Woche für reichlich Gesprächsstoff. Für die Mitarbeiter bestehe aber keinerlei Anlass zur Besorgnis, beruhigt Geschäftsführer Jochen Hummel die Gemüter: „Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten. Wir gehen nach dem Zusammenschluss sogar von einem weiteren Wachstum des Unternehmens aus.“

Seit 15 Jahren arbeiten die beiden Firmen in Lenningen und Dettingen eng zusammen, „und seit einem Jahr ist Elring-Klinger unser Hauptkunde“, erläutert Jochen Hummel die Hintergründe des Verkaufs.

Ein Drittel des Umsatzes macht Hummel-Formenbau inzwischen mit dem Dettinger Automobilzulieferer, was natürlich zu einer gewissen Abhängigkeit und entsprechenden Gefahren führt. „Sollte sich Elring-Klinger entschließen, zu einem anderen Lieferanten zu wechseln, würde dies unser Unternehmen in große Schwierigkeiten bringen“, sagt Hummel. Vor diesem Hintergrund habe man sich entschlossen, die Übernahmeangebote der Dettinger zu prüfen und schließlich 90 Prozent der Firmenanteile an Elring-Klinger verkauft. Die restlichen zehn Prozent bleiben in der Hand der Familie Hummel, und Jochen und Volker Hummel werden auch weiterhin als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens lenken. „Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten, und an der Organisationsstruktur des Unternehmens wird sich nichts ändern“, betont Jochen Hummel.

Am 10. September wurden die Verträge unterzeichnet und bis zum 1. Oktober soll die mehrheitliche Übernahme der Hummel-Gruppe in den Elring-Klinger-Konzern unter Dach und Fach sein.

Hummel-Formenbau ist spezialisiert auf den Großformenbau von Spritzwerkzeugen für Kunststoffteile vor allem im Umfeld des Motors und verfügt über Alleinstellungsmerkmale in der Kombination aus Werkzeugbau, Fertigung und Prozessentwicklung. Durch den Kauf des Lenninger Betriebs baut Elring-Klinger sein Know-how im Bereich Leichtbau aus, insbesondere bei der Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen.

„Der Ersatz schwerer Metallteile durch gewichtsreduzierte Kunststoffteile zählt aktuell zu den wichtigsten Trends in der Fahrzeugindus­trie, um den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu senken“, schreibt das Dettinger Unternehmen in einer Pressemitteilung zum Kauf der Hummel-Anteile. Darüber hinaus sichere sich Elring-Klinger bedeutsame Verfahrenspatente, deren Anmeldung aktuell läuft. Mit dem Know-how in diesen Bereichen verschaffe man sich erhebliche Wettbewerbsvorteile sowohl technologisch als auch auf der Kostenseite.

Bisher von der Elring-Klinger-Gruppe extern bezogene Werkzeuge werden zukünftig verstärkt von Hummel-Formenbau übernommen. Weitere Synergien ergeben sich durch das zusätzliche Einkaufsvolumen für Werkzeugstähle, Bearbeitungswerkzeuge und externe Dienstleistungen. Jochen Hummel sieht deshalb die Arbeitsplätze im Lenninger Tal durch den Verkauf der Anteilsmehrheit an einen starken Partner langfristig gesichert.

Hummel-Formenbau beschäftigt in Deutschland und Rumänien 240 Mitarbeiter. Im aktuellen Geschäftsjahr plant die Firmengruppe Umsatzerlöse von rund 20 Millionen Euro. Zur Elring-Klinger-Gruppe gehören 25 in- und ausländische Tochtergesellschaften mit insgesamt rund 4 700 Mitarbeiter. Der Umsatz der Aktiengesellschaft lag 2010 bei 795 Millionen Euro.

Hummel-Formen hat unter anderem das sogenannte „Joint-Melt-Verfahren“ zum Patent angemeldet. Dadurch lassen sich zwei Produktionsschritte in einem einzigen Prozess kombinieren. Die Kunststoffbauteile werden mittels Heißgasschweißen direkt in der Spritzgießform zusammengefügt. Das Verfahren ist zum einen kostengünstiger und führt zudem zu einer deutlich verbesserten Bauteilequalität.

Darüber hinaus wurde im Lenninger Tal ein neuartiger Leichtbauprozess entwickelt, bei dem besonders leichte und dennoch äußerst stabile Kunststoffstrukturteile verarbeitet und Kunststoffelemente für zusätzliche Bauteilfunktionen bereits im Werkzeug angespritzt werden.