Lenningen. „Wir Eltern hängen seit Oktober in der Luft und sind sehr verunsichert“, sagt die Schopflocher Elternbeiratsvorsitzende Yvette Hempe. Einige Eltern hätten angekündigt, ihr Kind nach Oberlenningen in die Schule zu schicken, sollte die „Zwergschule“ kommen. Dort gibt es eine Schulkindbetreuung bis 17 Uhr.
Bei einem gemeinsamen Unterricht der Klassen eins bis vier in Schopfloch fürchten insbesondere die Eltern der künftigen Viertklässler, dass ihre Kinder nicht ausreichend auf den Übergang in die weiterführenden Schulen vorbereitet werden. Hinzukommt die Sorge, wie die Aufsicht gewährleistet werden kann, wenn großteils lediglich noch ein Lehrer an der Schule ist. Zudem bangen die Eltern um die vorbildliche Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule. Bislang können in Schopfloch künftige Abc-Schützen jeweils einmal pro Woche die Schule besuchen und dort am Unterricht teilnehmen.
Schon seit Jahren werden die Schopflocher Grundschüler in den Klassen 1 und 2 sowie in 3 und 4 jeweils jahrgangsübergreifend unterrichtet. Dafür stellt Yvette Hempe den Lehrerinnen hervorragende Noten aus: „Das ist super“, betont sie. Doch steht das Modell auf äußerst wackligen Beinen, denn Voraussetzung sind 16 Kinder in den Jahrgangsstufen eins bis drei. Momentan wird die geforderte Zahl zwar genau erreicht, allerdings verlassen aller Voraussicht nach zwei Kinder bis zum Beginn des neuen Schuljahrs das Dorf.
Gibt es am Ort keine Grundschule mehr, bleiben auch die Zuzüge aus, was wiederum das Überleben des Kindergartens gefährdet, so die Furcht der Eltern. Yvette Hempe baut auf eine Ausnahmegenehmigung: „Vielleicht weist uns das Schulamt ja trotzdem zwei volle Lehrerstellen zu.“
Sich von Jahr zu Jahr eine neue Konstruktion auszudenken, mache keinen Sinn, gibt der Leiter des Staatlichen Schulamts, Dr. Günter Klein, indes zu bedenken. Geplant sei, in einem Gespräch im Schulamt während der Osterferien „ergebnisoffen“ nach einer Lösung zu suchen. Eingeladen dazu sind neben den beiden Schulleiterinnen aus Schopfloch und Gutenberg die Elternbeiratsvorsitzenden, Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht sowie der geschäftsführende Schulleiter in Lenningen, Erich Merkle. „Noch ist nichts entschieden“, betont Klein. Man bewege sich im Spannungsfeld zwischen Aufsichtspflicht, Standortfragen und qualitätsvollem pädagogischen Angebot. Der Schulamtschef bringt eine andere Variante ins Spiel: Möglich wäre seiner Ansicht nach, die Grundschulen von Schopfloch und Gutenberg zusammenzuspannen. Anders als noch vor einem halben Jahr angenommen, erreicht die Grundschule im Talschluss nach derzeitigem Stand die geforderten 16 Schüler in den ersten drei Jahrgangsstufen genau. „Dadurch hat sich die Situation etwas entspannt, aber es ist keine Grundlage für eine dauerhafte, stabile Lösung“, so Klein. Pädagogisch sinnvoll sei es in jedem Fall, die Klassen 1 bis 4 unter einem Dach zu haben. „Wenn sich die Leute vor Ort aber etwas anderes vorstellen, werden wir nicht hartherzig sein.“
Für Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht liegt die Marschroute klar auf der Hand: „Wir wollen alle Schulstandorte erhalten.“ Er erinnert daran, dass die Gemeinde bereits die Außenklassen in Hochwang und Brucken verloren habe und beruft sich auf die Aussage von Landespolitikern, wonach keine Grundschule geschlossen werde. Vor zwei Jahren habe die Gemeinde erst über 40 000 Euro in die Sanierung der Toiletten an der Schopflocher Schule investiert. „Wir stehen zu den Grundschulen in Gutenberg und Schopfloch, auch wenn sie Geld kosten“, unterstreicht Schlecht.
Würden in Schopfloch die Klassen 1 bis 4 zusammengelegt, sieht der Rathauschef insbesondere haftungsrechtliche Probleme, weil über weite Strecken lediglich eine Lehrerin anwesend wäre. „Völlig ohne Lernbegleiter auszukommen, kann ich mir nicht vorstellen.“ Zwar seien die Einwohnerzahlen in Schopfloch und Gutenberg in den vergangenen zehn Jahren um über zehn Prozent auf 680 beziehungsweise 660 gesunken, doch erkennt Schlecht leichte Anzeichen einer Trendumkehr. „Wir erleben einen kleinen Run auf die Kommunen, die nicht im Speckgürtel von Kirchheim liegen.“ Wie die Eltern möchte er das Schulamt auffordern, weiterhin Lehrer für zwei Klassen in beide Dorfschulen zu schicken. Gebe es einen anderen Vorschlag, müssten seiner Ansicht nach in jedem Fall die Eltern gehört werden.
Bereits im Januar hatte er alle Familien in den zwei Ortschaften auf der Alb und im Tal mit Kindern von bis zu neun Jahren angeschrieben, um sie auf die Problematik hinzuweisen. Nicht öffentlich wird sich auch der Lenninger Gemeinderat heute Abend mit dem Thema befassen.