Filderstadt. Die beiden Spaten, die Manfred Kopp, Abteilungsleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises (AWB), mitgebracht hatte, waren überflüssig. Im Schubkarren lagen etwa 20 Zentimeter lange Steckhölzer. Die daumendicken Pappelstöckchen konnten Kopp und Filderstadts Erster Bürgermeister Dieter Lentz problemlos in den aufgelockerten Boden stecken. Drei Zentimeter sollen noch herausragen, leitete Gartenbauer Markus Klein die beiden Starthelfer an. Die Denkendorfer Firma wird mit acht Mann zwei Wochen beschäftigt sein, bis die 36 000 Stecklinge an den Hängen der stillgelegten Mülldeponie verteilt sind. Etwa 33 000 Quadratmeter Fläche sind vorzubereiten und zu bepflanzen.
In vier oder fünf Jahren werden die schnell wachsenden Pappeln erstmals geerntet. Sieben bis acht Meter werden sie dann hoch sein. Die Stümpfe schlagen wieder aus. So kann im Wald noch zwei oder drei Mal gesägt werden, bis er im Jahr 2028 endgültig verschwindet. Dann läuft auch der Vertrag für die Fotovoltaikanlage aus. Diese wird von einem Investor betrieben, der für diese Nutzung an den AWB zahlt. Über die höhere Pacht profitiert auch die Stadt Filderstadt als Eigentümerin des Areals von der Sonnenernte. Die Hänge der Deponie waren bislang ungenutzt. Richtig aufforsten kann man erst, wenn sich der Müllberg nicht mehr setzt und eine endgültige Abdeckung aufgebracht werden kann. Um die brachliegenden Flächen zu nutzen, kamen die Abfallexperten, die schon etliche Fotovoltaikanlagen betreiben und in Owen ein Holzhackschnitzel-Projekt für Streuobstwiesen betreuten, auf die Idee mit der „Kurzumtriebsplantage“. Im Ruhrgebiet und in Norddeutschland gibt es schon einige solcher Energiewälder.
Die Pappeln liefern pro Jahr etwa zwölf Tonnen Holzschnitzelchen. Im Holzkraftwerk kann damit so viel Strom produziert werden, dass etwa 35 Haushalte versorgt sind. In Heizöl umgerechnet, entspricht der Energiegehalt des Ramsklingen-Waldes etwa 280 000 Litern. Ein beachtlicher Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und damit zum Klimaschutz.
Die Investition von 48 000 Euro werde sich bestimmt rechnen, meint Manfred Kopp. Aber die Rendite sei hier nicht der ausschlaggebende Grund. Ein weiterer Vorteil der Pappeln: Sie verbrauchen Niederschlagswasser und stabilisieren so die Deponiehänge zusätzlich. Der Beginn eines Booms ist der Filderstädter Energiewald wohl nicht. Zwar sei es sinnvoller als Mais zur Gewinnung von Benzin anzupflanzen, aber auf der Deponie habe man eine Sondersituation, meint Bürgermeister Lentz. Für richtige Waldflächen gälten andere Regeln, und die Filderbauern würden sicher weiterhin Salat anbauen. 2028 wird die Deponie endgültig abgedeckt und richtig aufgeforstet.
Info
Hinter dem Bernhäuser Forst diente die Ramsklinge von 1961 bis 1971 als Deponie für Erdaushub und Bauschutt aus Stuttgart. 1966 bis 1975 lagerten Bernhausen und Stetten ihren Hausmüll ab, bevor 1976 der Kreis Esslingen die Deponie erweiterte. Bis 1987 wurde etwa eine Million Kubikmeter Hausmüll deponiert. Seit April 1987 ist die Ramsklinge nur noch Umladestation.
