Bürger, Kommunen und Verbände können sich aktuell zu den Windkraftstandorten äußern
Energiewende vor der Haustür

Der Verband Region Stuttgart hat kürzlich bekannt gegeben, welche Standorte für den Bau von Windrädern infrage kommen. In den kommenden Wochen können Kommunen, Bürger und Verbände Stellung nehmen. Besonders bei den Standorten am Albtrauf rechnen die Planer mit Gegenwind.

Standortsuche: Die Region prüft in den nächsten Monaten, welche Gebiete für die Windkraftnutzung in Frage kommen.Archivfoto: Den
Standortsuche: Die Region prüft in den nächsten Monaten, welche Gebiete für die Windkraftnutzung in Frage kommen.Archivfoto: Deniz Calagan
Kirchheim. Im Voralbland und am Albtrauf bläst es mitunter ganz ordentlich. An einigen Stellen weht sogar genügend Wind, um daraus Strom zu erzeugen. „Am Albtrauf gibt es die besten Gebiete in der ganzen Region“, sagt Thomas Kiwitt vom Verband Region Stuttgart, der für die Planung von Windkraftstandorten verantwortlich ist. Allerdings ist der Albtrauf für ihn auch der komplizierteste Bereich, weil dort viele Vogelschutzgebiete liegen – häufig Tabuzonen für Windräder. Für den Chefplaner zeichnet sich deshalb schon vor Ende des Beteiligungsverfahrens ab, dass das Windpotenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann. „Die Zahl der Standorte wird sich vermutlich reduzieren“, sagt Thomas Kiwitt.

In den Kommunen ist der Diskussionsprozess in vollem Gang. Bürgermeister Johannes Züfle hat im Namen der Verwaltungsgemeinschaft Weilheim dafür plädiert, den Standort Schafbuckel aus der Planung herauszunehmen. Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann hat beim Standort Käppele „erhebliche artenschutzrechtliche Bedenken“. Bis Ende November können Bürger, Behörden, Umweltverbände, Städte und Gemeinden Stellung nehmen. Sie werden beim Verband Region Stuttgart gesammelt und geprüft. „Die Gemeinden können gegen Standorte protestieren und werden auch gehört“, sagt Thomas Kiwitt. Man werde aber nicht allem Rechnung tragen können.

Thomas Kiwitt glaubt, dass die Windkraft heute nicht mehr so rigoros abgelehnt wird wie vor zehn oder 15 Jahren. 1996 hat er seine Dip­lomarbeit über das Thema geschrieben. „Damals wurde Windkraft kontrovers und emotional diskutiert. Heute ist die Emotionalität raus“, sagt er. Die Menschen hätten begriffen, dass die Energiewende irgendwo stattfinden muss. „Es gibt kein Menschenrecht darauf, in eine unberührte Landschaft blicken zu dürfen. In einer so dicht besiedelten Region muss man mit Eingriffen leben“, sagt er. Optische Kriterien stellen also keinen Ausschlussgrund dar.

Lärmschutzrechtliche dagegen schon. Wer Windräder bauen will, muss bestimmte Abstände einhalten, zum Beispiel 700 Meter zu Wohngebieten. „Niemand muss Angst haben, dass in seine Eigentumsrechte eingegriffen wird“, beschwichtigt Thomas Kiwitt.

Der Verband Region Stuttgart bemüht sich darüber hinaus, die Eingriffe ins Landschaftsbild so gering wie möglich zu halten. „Landmarken wie die Teck sind ohnehin ausgeschlossen“, sagt Thomas Kiwitt. Da­rüber hinaus sollen Anlagengruppen gebildet werden, um zu verhindern, dass überall einzelne Windräder stehen. Zwischen diesen Gruppen muss ein Abstand von fünf Kilometern eingehalten werden. In diesem Vorgehen sieht Kiwitt die Stärke des Verbands Region Stuttgart. „So etwas schafft man nur mit Planung“, sagt er.

Laut Thomas Kiwitt stehen einige Investoren bereits in den Startlöchern. „Es laufen bereits Grundstücksverhandlungen“, sagt er, ohne einen konkreten Standort zu nennen. Auch Stadtwerke hätten Interesse angemeldet. „Das Thema regionale Wertschöpfung scheint populär zu sein“, sagt Thomas Kiwitt. Das gibt ihm Hoffnung für die Akzeptanz der Standorte. Investoren müssen sich allerdings gedulden. Erst wenn die Regionalversammlung in Stuttgart die Änderung des Regionalplans beschlossen hat, kann gebaut werden. Ein Datum will Thomas Kiwitt nicht nennen. Geplant ist, das Verfahren 2013 abzuschließen. Garantieren kann er es jedoch nicht. „Wir sind uns der notwendigen Eile bewusst, wollen aber keine Abstriche bei der Qualität der Planung machen“, sagt Thomas Kiwitt. An Standorten, die unstrittig sind, könne jedoch früher mit dem Bau von Windrädern begonnen werden.

Der Verband Region Stuttgart informiert Bürger bei öffentlichen Veranstaltungen über mögliche Standorte und das weitere Verfahren. Die Informationsveranstaltung im Land­kreis Esslingen findet am Donnerstag, 4. Oktober, um 19.30 Uhr im Quadrium in Wernau statt.