Kirchheim. Die sehr gut von Schülern, Eltern und Unternehmern besuchte KIA-Veranstaltung in der Mensa des Schlossgymnasiums stand unter der Überschrift „Duales Studium – auch eine Chance für kleine und mittelständische Betriebe!“. Sowohl die Kanzlerin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, Dr. Gisela Meister-Scheufelen, als auch die Geschäftsführerin der IHK Esslingen-Nürtingen, Hilde Cost, und die Teilnehmer des Podiums bestätigten in ihren Ausführungen diese Aussage. „Das ist die Chance für den Mittelstand, Nachwuchs sicherzustellen“, wusste Dr. Meister-Scheufelen.
So gehören nicht nur die Großen – Daimler, Bosch und Siemens – zu den zurzeit 9 000 Partnerunternehmen und Mitgliedern der Dualen Hochschule. Auch kleinere und mittlere Hightech-Unternehmen und Firmen mit Spezialprodukten sind mit von der Partie. „Rufen sie bei uns an und erkundigen Sie sich nach den Anforderungen“, empfahl die DHBW-Kanzlerin den Betriebsinhabern unter den Zuhörern, und den Schülern versicherte sie: „Wer uns einen Ausbildungsvertrag vorlegt, erhält garantiert einen Studienplatz.“
In einem Impulsreferat stellte Dr. Gisela Meister-Scheufelen die 1974 als Berufsakademie gegründete und 2009 in die Duale Hochschule Baden-Württemberg umgewandelte Bildungseinrichtung und ihre zwölf Standorte mit rund 34 000 Studierenden vor und beschrieb das „duale System für Abiturienten“ mit den Bachelor- und Master-Abschlüssen.
Das Duale Studium, dessen Anforderungen auf die Betriebe und die Erfahrungen von Personalreferenten, Studierenden und Eltern beleuchteten die Podiumsteilnehmer Wolfgang Allmendinger, Bereichsleiter Personalmanagement der Volksbank, Regine Kauderer, Personalreferentin bei Keller Lufttechnik und selbst Absolventin der BA Stuttgart, Sarah Feugmann, DHBW-Studentin bei der Karl Fischer GmbH und Co. OHG in Weilheim, CDU-MdL Karl Zimmermann, Vater zweier ehemaliger DHBW-Absolventen, Lothar Hentschel, Berater für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur, Hilde Cost, IHK-Geschäftsführerin, und Dr. Gisela Meister-Scheufelen. Sie alle sahen in einem Dualen Studium aus unterschiedlichen Gründen Vorteile für die Studierenden und die Unternehmen.
„Qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen, die sich in kürzester Zeit einarbeiten können“, nannte Keller-Personalchefin Regine Kauderer das Plus für die Firma. Sarah Feugmann, für die nach dem Abitur klar war, es kommt nur ein Duales Studium infrage, und die in Mosbach Projektmanagement Bauwesen studiert, war die Verbindung zwischen Theorie und Praxis wichtig: „Ich bekomm‘ einen besseren Einblick und kann manchem Prof erzählen, wie‘s in der Praxis tatsächlich läuft.“ Sie riet Schülern, sich bei einem Betrieb ihrer Wahl zu bewerben, vielleicht sogar zuvor dort ein Praktikum zu absolvieren, auch wenn er noch kein DH-Studium anbietet.
Freilich bedeuten DHBW-Studenten für die jeweilige Firma einen organisatorischen Mehraufwand, darauf wies Voba-Personalmanager Wolfgang Allmendinger hin. „Doch dieses Engagement lohnt sich.“
Lothar Hentschel beschrieb die Alternativen zur DHBW, zum Beispiel die Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg für Anwärter des öffentlichen Dienstes und andere.
Aus der Sicht eines Vaters konnte Karl Zimmermann Eltern ein DHBW-Studium für ihre Sprösslinge nur wärmstens empfehlen. „Meine beiden Söhne sind sehr zufrieden, sitzen in Führungspositionen, haben beste Kontakte in alle Welt und haben ein Einkommen, da kann ein kleiner Abgeordneter nur hochschau‘n.“
Nach den Bewerbungskriterien von den Moderatoren, der Kirchheimer BDS-Vorsitzenden Bettina Schmauder und dem Teamleiter der Berufsberatung der Arbeitsagentur Göppingen, Volker Seitz, befragt, meinte Regine Kauderer: „Die Schüler sollten sich in der elften Klasse bewerben. Wir schauen uns die schriftliche Bewerbung an, ergründen die Motivation der Bewerber, achten auf die Noten, aber auch auf die soziale Komponente wie Freizeitverhalten, laden zum Vorstellungsgespräch ein und schauen, ob der Bewerber zum Unternehmen passt.“
Bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen sind laut Wolfgang Allmendinger das Zeugnis und das Einstellungsgespräch entscheidend, um Kompetenzen festzustellen. „Wir begegnen den Bewerbern mit Respekt und auf Augenhöhe. Das gibt beiden Seiten ein gutes Gefühl.“ Hilde Cost riet den Betrieben, Bewerber so früh wie möglich für sich zu gewinnen und sah in Bildungspartnerschaften mit Schulen eine gute Gelegenheit dazu. Unterstützt werden Firmen und Bewerber bei der Berufswahl von der Arbeitsagentur. „Wir bieten kostenlose Testverfahren an, um den geeigneten Beruf festzustellen, und informieren bei Elternabenden“, sagte Lothar Hentschel.
Für kleinere Betrieb lag für IHK-Geschäftsführerin Cost nicht so sehr das Problem in der dreimonatigen Abwesenheit während des DHBW-Studiums von der Firma, als vielmehr in der praktischen Anwendung des in der Theorie Gelernten: „Junge Leute wollen das im Studium Gelernte im Betrieb praktisch anwenden.“
Das bestätigte Sarah Feugmann: „Es ist wichtig, dass man im Unternehmen seine Aufgabe erhält und jemanden zur Seite gestellt bekommt.“ Sie machte die Erfahrung, dass sich Theorie und Praxis relativ gut verbinden lassen.
Auf die Vergütung während des Dualen Studiums angesprochen, nannte Dr. Gisela Meister-Scheufelen Zahlen. Im Durchschnitt bewegt sich die Vergütung zwischen 500 und 1 500 Euro im Monat. „Das ist auch Verhandlungssache“, wobei kleine Firmen durchaus Spitzenvergütungen bezahlen.
Folgende Mitglieder haben sich zur Kirchheimer Initiative für Ausbildung (KIA) zusammengeschlossen:
die Agentur für Arbeit Göppingen, das Berufliche Ausbildungszentrum (BAZ) Esslingen, der Bund der Selbständigen (BDS) Kirchheim, die IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, die Jugendagentur Kirchheim-Nürtingen und die Stadt Kirchheim.