Kirchheim. Zahlreich waren die Gäste der Feierstunde, als Kirchheims Oberbürgermeisterin sich durch die Schirmherrschaft besonders eng an die Kooperationsklasse der Raunerschule gebunden hat. Und alle Gäste kamen zu Wort – von den Schülern nach ihren Erfahrungen befragt. Lehrer, Schulleiter, der Schulrat, Vertreter von Bildungspartnern aus der Wirtschaft oder von etlichen weiteren Kooperationspartnern, sie alle attestierten den Schülern der Kooperationsklasse, dass sie etwas aus sich machen.
In zwei Schuljahren reifen die meisten von ihnen ganz enorm. Der Erfolg zeigt sich darin, dass gerade diese Schüler – die wegen unterschiedlichster Schwierigkeiten und Schwächen in der Kooperationsklasse besonders intensiv und liebevoll betreut werden – im Anschluss fast alle eine Lehrstelle erhalten und sich auch später im Berufsleben bewähren.
Ein Beispiel dafür erwähnte die neue Schirmherrin, Angelika Matt-Heidecker, gleich selbst. Bereits über etliche Jahre hinweg konnte sie den Weg einer Schülerin der Kooperationsklasse mitverfolgen: Sie war ihr erstmals an der Raunerschule begegnet und anschließend beim Gegenbesuch der Kooperationsklasse im Kirchheimer Rathaus. Später machte die Schülerin ihre Lehre beim Friseur der Oberbürgermeisterin. Inzwischen habe sie die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt, und Angelika Matt-Heidecker stellte fest: „Aus ihr ist eine Persönlichkeit geworden.“
Unter Anleitung würden die Schüler der Kooperationsklasse mit großer Kraft an sich selbst und ihrer Entwicklung arbeiten, sagte die Oberbürgermeisterin. In ihrer neuen Eigenschaft als Schirmherrin forderte sie die Schüler zu einer Gegenleistung für die Schirmherrschaft auf: Jeder Einzelne solle sein Leben in die Hand nehmen und etwas aus sich machen. Direkt an die Schüler gewandt, sagte sie: „Wir brauchen Sie, wir brauchen alle jungen Menschen.“
Das Modell der Kooperationsklasse gibt es nur zwei Mal im gesamten Kreis Esslingen. Der Name leitet sich ab von der Kooperation zwischen einer Haupt- oder Werkrealschule und einer Berufsschule. Im Fall der Raunerschule ist der berufliche Kooperationspartner die Nürtinger Fritz-Ruoff-Schule. In den beiden Jahren an der Kooperationsklasse sind die Schüler je zur Hälfte in Kirchheim und in Nürtingen an der Schule. Silvia Blankenhorn, Schulleiterin der Fritz-Ruoff-Schule, sagte über die Schüler der Kooperationsklasse: „Nicht alle Menschen lernen im gleichen Tempo. Manche brauchen einfach ein bisschen länger.“ Mit der Qualität des Abschlusses habe die Dauer der Schulzeit in diesem Fall aber nichts zu tun. Die Schüler werden hier zu eigenverantwortlichem Handeln angeleitet. Deshalb empfahl ihnen Silvia Blankenhorn, nicht nachzulassen in ihren Bemühungen und sich immer bewusst zu machen, dass sie in der Kooperationsklasse eine große Chance bekommen, dass aber nichts vom Himmel falle.
Einhellig sprachen alle Gäste davon, wie wichtig die richtige Bezugsperson für die Jugendlichen ist, und dass Christel Reichle, die Klassenlehrerin der Kooperationsklasse, genau diese richtige Person verkörpert. Mitunter sei sie etwas anstrengend, für die Schüler wie für die Schulleitung, hatte sie selbst gesagt. Gerhard Klinger, Rektor der Raunerschule, wollte diese Aussage nicht komplett verneinen, fügte aber an: „Sie ist im positiven Sinne anstrengend. An ihr und ihrer Persönlichkeit hängt sehr viel.“ Die Klassenlehrerin sowie alle übrigen Kooperationspartner, die sie regelmäßig um sich schart, hätten dafür gesorgt, dass die Kooperationsklasse zum Erfolgsmodell geworden ist. Abschließend stellte Gerhard Klinger fest, dass gerade auch die Übernahme der Schirmherrschaft durch die Oberbürgermeisterin an seiner Schule als Zeichen gesehen werde – dafür, „dass wir noch viele Jahre mit dieser Klasse rechnen dürfen, auch unabhängig von der Schulart.“ Es dürfte also auch an der Gemeinschaftsschule weitergehen.