Lenningen. Unübersehbar ist der rund 3,20 Meter hohe, teilweise senkrecht unterspülte Böschungsabbruch in Oberlenningen auf Höhe der Obdachlosenunterkünfte. Hier hat das Hochwasser ganze Arbeit geleistet. „Wenn hier nichts gemacht wird, geht die Erosion weiter und die Grundstücke werden immer kleiner. Das Ufer ist schon ein bis eineinhalb Meter zurückgewichen. Auch in der Laufverlängerung frisst sich der Fluss in die Wiesen hinein“, erklärte Stefan Siepe vom Ingenieurbüro Wald und Corbe dem Gemeinderat. Er schlug deshalb vor, das Ufer deutlich abzuflachen und auch einen bequemen Weg zu der hier kaum zugänglichen Lauter mithilfe zweier Fußpfade zu schaffen. Der untere Bereich der Böschung soll durch einen Blocksatz aus Muschelkalkquadern gesichert werden. Dank ausreichendem Fugenraum können sich dort Pflanzen ansiedeln und Fische unterstehen. Die Flussbiegungen sollen dabei erhalten bleiben. Kosten entstehen hier laut Planung in Höhe von etwa 111 000 Euro.
In Brucken wurde vor der Brücke an der Oberen Straße die Ufertreppe weggespült. Hier beträgt die Abbruchhöhe einen Meter und das Ufer wurde ebenfalls zurückgedrängt. „Es grenzt eine vergleichsweise steile Rasenböschung an. Bei fortschreitender Erosion ist im Bereich des angrenzenden Privatgrundstücks eine Hangrutschung nicht auszuschließen“, so Stefan Siepe. Auf einer Länge von etwa 35 Metern ist ein zwei- bis dreireihiger Blocksatz vorgesehen, sodass die Lauter wieder auf den alten Verlauf zurückverlagert wird. Hier rechnet der Ingenieur mit Kosten von knapp 60 000 Euro.
Bürgermeister Michael Schlecht stellte klar, dass zwei der vier zwingend notwendigen Maßnahmen nicht sofort in Angriff genommen werden. Kein Gegenstand der Diskussion war deshalb die Fußgängerbrücke in der Kelterstraße in Brucken. Dabei handelt es sich um eine reine Mauersanierung, die möglicherweise auch der Bauhof umsetzen kann. Die Raue Rampe an der Stellebrücke in Oberlenningen wurde ebenfalls beim Hochwasser stark beschädigt. Dadurch liegen Rohre offen im Bachbett und die Fließgeschwindigkeit hat sich erhöht. Um diese wieder zu vermindern und auch die ökologische Durchgängigkeit sicherstellen zu können, sind Sanierungsarbeiten in Höhe von etwa 90 000 Euro notwendig. Diese Maßnahme ist eventuell wegen der Wiederherstellung der Durchgängigkeit für Fische förderfähig. „Weil wir hier in das Flussbett eingreifen müssen, sind die Arbeiten in diesem Jahr nicht mehr möglich, denn dafür ist ein umfangreiches Wasserrechtsverfahren erforderlich“, so Michael Schlecht.
Während Dieter Epple die Uferpfade im Bereich der Obdachlosenunterkünfte attraktiv findet, hat Karl Boßler diesbezüglich große Bedenken. „Wer pflegt die Wege? Wie sieht es dort in einem Jahr aus? Ohne gleich den Teufel an die Wand malen zu wollen, habe ich so meine Zweifel“, erklärte er. Er befürchtet, dass die Bauhofmitarbeiter dort ständig für Ordnung sorgen müssen. Diese Ansicht teilt Michael Schlecht nicht. „Es kann zu einem Mehraufwand für den Bauhof kommen, aber das müssen wir dann reflektieren. Einen Müllplatz streben wir in diesem Bereich nicht an. Die Lauter erlebbar zu machen, gehört in Lenningen jedoch dazu, und die Uferwege sind eine Aufwertung“, will der Schultes der Idee eine Chance geben. „Ich finde die Planung gelungen“, so sein Urteil.
Weil es sich sowohl im Bereich der Obdachlosenunterkünfte als auch bei der Brücke in Brucken um Hochwasserschäden handelt, will Michael Schlecht die Maßnahmen beim Fonds zur Finanzierung der Hochwasserschäden anmelden. Ob er damit Erfolg hat, steht jedoch in den Sternen. „Einen Versuch ist es allemal wert“, gibt sich Michael Schlecht vorsichtig optimistisch.