Jürgen Völker ist Tierrettungs-Sanitäter und jeden Tag im Jahr rund um die Uhr erreichbar
Erste Hilfe für TiereInfo

Kreis Esslingen. Das Handy klingelt. „Wo sind Sie? Blutet der Hund?“ – Jürgen Völker fragt genau nach. Das muss er auch, denn der 52-Jährige ist Tierrettungs-Sanitäter, Tag und


Nacht erreichbar und muss bei seinen Einsätzen genau abwägen, ob er Erste Hilfe leisten kann. Konzentriert hört er dem Anrufer zu und notiert die Fakten. „Ich rufe kurz meine Frau an“, sagt er. Sie übernimmt den Notfall. Wie oft am Tag das Telefon klingelt, kann Jürgen Völker nicht sagen. Das sei unterschiedlich. Seit Ende Oktober 2010 betreiben Jürgen Völker, seine Frau Lenore, sein Sohn Christopher und zwei Mitarbeiterinnen einen Tierrettungsdienst und ein Tiertaxi mit Sitz in Aichwald. Rund um die Uhr kann bei Notfällen im Kreis Esslingen und darüber hinaus die Tierrettung angefordert werden. „Weiter weg liegende Orte wären aufgrund der Anfahrtszeit nicht zu bewältigen“, sagt Völker. In der Region ist das Angebot einzigartig. Das bekannte Motto „ein Herz für Tiere“ geht bei Jürgen Völker weit über das Maß hinaus.

Er hat eine besondere Beziehung zu Tieren – schon seit der Kindheit, sagt er. Besonders zu Schäferhunden. Warum das so ist, kann er selbst nicht beantworten. Die Liebe zu Tieren war für den gelernten Kaufmann und seine Familie Motivation genug, einen Tierrettungsdienst auf die Beine zu stellen – auch wenn dies nicht immer ganz einfach ist. Denn Urlaub kennt Familie Völker nicht. Sie sind 365 Tage im Jahr 24 Stunden für die Tiernotfälle da. Im Internet war Jürgen Völker auf die Seiten von Tierrettungsdiensten gestoßen und hatte Kontakt aufgenommen. In Deggendorf sei er mit der dortigen Tierrettung mitgefahren, habe Praktika bei Tierärzten gemacht. Von diesem Zeitpunkt an wusste er, dass das seine Berufung ist. Er und sein Sohn absolvierten die Ausbildung zum Tierrettungs-Sanitäter. Mehr als 560 Einsätze haben die Völkers mittlerweile hinter sich. Schützlinge seien hauptsächlich verletzte Katzen, Hunde, Hamster oder Kaninchen. Zum Transport der verletzten Tiere dient ein ehemaliges Einsatzfahrzeug des Roten Kreuzes, das zum Tierrettungswagen umgebaut wurde. Verbände aller Art, Spritzen, Vorrichtungen für Infusionen, ein EKG- und sogar ein Beatmungsgerät sind vorhanden. So kann während des Transports zum Tierarzt oder in die Tierklinik bereits eine Erstversorgung stattfinden.

Einen Unterschied gibt es jedoch: Mit Blaulicht darf Völker nicht fahren. Denn Tiere gelten immer noch als eine „Sache“ – auch wenn es ums Sterben geht. „Behandeln darf ich das Tier nicht“, sagt Völker und betont, dass er Erste Hilfe leiste und dass er keine Konkurrenz für Tierärzte ist und auch nicht sein will. Vielmehr liegt dem Tierfreund eine Zusammenarbeit mit Behörden, Tierärzten und der Polizei am Herzen – die auch teilweise jetzt schon gut klappt. Die meisten Einsätze hat Völker im Frühjahr und Sommer. „Da werden viele Katzen angefahren.“ Auch wenn ein Tier ausgesetzt werde, wähle man die Notrufnummer des Ersthelfers. „Bei gechipten und tätowierten Tieren haben wir die Möglichkeit, mittels unseres Chiplesegerätes die Chipnummer auszulesen. Ist das Tier bei einem Haustierregister registriert, können wir das entlaufene Tier mittels der Chip- oder der Tätowierungsnummer umgehend dem Besitzer zurückbringen“, erklärt Jürgen Völker. Zu jedem kranken Tier hat der Tierrettungs-Sanitäter eine Verbindung. „Sie baut sich automatisch auf.“ Manchmal nimmt er sogar ein krankes Tier bei sich zu Hause auf, das sich dann mit seiner Schäferhündin vertragen muss. „Aber da gibt es selten Probleme“, sagt er. Tierische Dankbarkeit hat der 52-Jährige schon oft gespürt. Sei es von einem verletzten Hund, den er in die Klinik brachte und der ihn vor Freude beim Wiedersehen abschleckte oder von einer Katze, deren zufriedenes Schnurren und Anschmiegen ihm zeigte, dass es ihr wieder gut geht. „Die Dankbarkeit der Tiere entschädigt für vieles.“ Gebissen sei er noch nie worden, sagt Völker und klopft auf Holz. „Ich denke, ich kann genau abschätzen, wann ich mich an ein verletztes Tier heranwagen kann und wann nicht.“

Routine sei es nie. Es gibt auch Fälle, bei denen dem gestandenen Mann die Tränen kommen. Dann, wenn beispielsweise ein Hund ausgesetzt wird oder verwahrlost in der Wohnung um sein Leben kämpft. Aber natürlich sind nicht immer nur Hunde und Katzen in Not. Anfang dieses Jahres beispielsweise wurde das Tierrettungsteam von der Polizei Nürtingen zu einem verletzten Schwan auf einem zugefrorenen See gerufen. Als das Team ankam, fand man drei Jungschwäne vor, von denen einer verletzt schien. Das Eis konnte nicht betreten werden, sodass Völker den Neoprenanzug anzog, das Eis mit einer Holzstange zerstörte und den geschwächten Schwan retten konnte. Der Schwan hatte keine äußerlichen Verletzungen. Im Tierheim Esslingen wurde er wieder aufgepäppelt. Jürgen Völker hat es sich zum Ziel gesetzt, Tieren, die in Not sind, zu helfen so gut es geht. Über eine Idee hat er schon öfter nachgedacht: „Wenn ich irgendwann mal die Möglichkeit habe, dann hätte ich ein Altersheim für Hunde.“

Tierrettung/Tierambulanz Jürgen Völker, 24-Stunden-Notruf: 1 77/3 59 09 02; E-Mail info@tierrettung-esslingen.de