18. Oldtimertreffen im Freilichtmuseum Beuren mit Sonderschau „Porsche-Traktoren“
Es muss nicht immer ein 911er sein

Der Unterschied war krass: Am Samstag war wegen des schlechten Wetters beim Oldtimertreffen im Freilichtmuseum Beuren nur wenig los. Am gestrigen Sonntag war bei herrlichem Sonnenschein um zwölf Uhr schon die 1 200-Fahrzeug-Marke erreicht. Manche Traktoren kamen bis aus der Schweiz gefahren. Mit über 11 000 Besuchern erreichte die Schau gar einen neuen Besucherrekord.

Beuren. In Beuren gibt es nicht nur eines der größten Oldtimertreffen Süddeutschlands, sondern seit 2011 auch jedes Jahr ein Sonderthema. Diesmal waren die Porsche-Traktoren an der Reihe. Sie kamen zuhauf gefahren, ihr Rot glänzte um die Wette. Helmut Unrath aus Hochdorf stattete dem Museumsdorf gleich mit vier verschiedenen Modellen einen Besuch ab: dem Junior, dem Standard, dem Super und einem AP 22. „Nur den Master, einen Vierzylinder, habe ich nicht“, sagte er. Der Junior ist schon seit 1960 in Familienbesitz, Erstbesitzer war der Opa. Die Traktoren werden bei Unrath bis heute in der Landwirtschaft eingesetzt. „Ich habe sie noch zu vernünftigen Preisen gekauft“, sagte er. „Beuren ist Pflicht“, meinte Unrath, der bisher zu fast jedem Oldtimertreffen gekommen ist. Diesmal fuhr er am Samstag im größten Regen her. Mit 20 Kilometern pro Stunde – die genügen ihm. „Einen Schnellgang einbauen, wie es Mode ist, das ist nicht mein Ding.“

Museumsleiterin Steffi Cornelius empfing die Porsche-Besitzer und erinnerte an die Geschichte der Traktoren, die Ferdinand Porsche von 1937 an als „Volksschlepper“ – parallel zum „Kraft-durch Freude“-Volkswagen – entwickelt hatte. Durch den Krieg begann die Serienproduktion erst 1950. Das erste Modell AP 17 hatte 17 PS und kostete damals 4 450 Mark. Bis 1963 wurden Porsche-Traktoren gebaut, insgesamt 120 000 Stück, zuerst bei Allgaier, dann bei der Porsche-Diesel-Motorenbau in Friedrichshafen. „Die waren damals schon sehr modern“, sagte Cornelius. Noch immer sind knapp 10 000 Exemplare zugelassen.

17 PS? Da kann wohl nur lächeln, wer einen Schlüter besitzt. Der hatte standardmäßig 95 PS und sechs Zylinder. Das schmucke rot-silberne Exemplar von Klaus-Peter Borsch, der von der Ostalb kam, hatte 1972 beim Werkstuning sogar noch fünf PS extra verpasst bekommen. Borsch hat den Traktor vor 15 Jahren gekauft und legte Wert darauf, ihn in den Originalzustand zu versetzen. „Die Kotflügel habe ich bei einem Händler am Bodensee entdeckt.“ Über den Kaufpreis schweigt Borsch genauso beharrlich wie Friedrich Schnitzler aus Weilheim. Dessen Schlüter ist grün und entspricht dem Zustand von 1972 mit eckigen Kotflügeln. Schnitzler war früher, wie zuvor schon sein Vater, Schlüter-Händler. „Ich bin als Kind auf jedem Schlüter-Treffen gewesen.“ In einem sind sich Borsch und Schnitzler angesichts von Allradantrieb, synchronisiertem Getriebe und hydraulischer Lenkung einig: „Die waren ihrer Zeit voraus.“

Immerhin mit 45 Kilometern pro Stunde waren die drei Schweizer unterwegs, die in sechseinhalb Stunden mit drei Hürlimann-Schleppern angereist waren. Mit Heimweh und Rückenwind, betonten sie, schaffe der Hürlimann sogar Tempo 50. Der Fahr D135 aus dem Jahr 1959 schafft nur Tempo 15, aber Christine Schmid kam mit ihm auch nur aus Nürtingen. Ihr Ehemann hatte schon vor ihr einen Traktor. Eines Nachts stand er jedoch um ein Uhr auf, um im Internet einen Schlepper für seine Frau zu ersteigern. „Ich bin gottfroh, dass er es gemacht hat.“ Jetzt ist in der Garage Platz für zwei Traktoren und Anhänger, der Opel Kadett für schlechtes Wetter – auch schon ein Oldtimer steht draußen. „Irgendeinen Spleen hat jeder“, meinte Schmid.

Die Schlepperfreunde aus Ötlingen-Lindorf waren genauso gut mit Fahrzeugen vertreten wie die Historische Feuerwehr Kirchheim. Andere Feuerwehroldtimer kamen aus Mägerkingen, Herbertingen und Weilheim. Auch die historischen Zweiräder hatten ausgiebig Platz – beim Historischen Radsportverein Wendlingen auch solche ohne Motor. Bei den Autos reichte die Spanne vom Lloyd und dem Goggomobil mit Wohnwagen bis zum Imperial und Chevrolet – mehr Heckflossen waren nie. Auch ein Rolls Royce mit hinten geöffneter Picknickklappe wurde auf der Streuobstwiese platziert.

Apropos Streuobstwiese: Natürlich hinterlassen die vielen Fahrzeuge dort ihre Spuren. Vor allem, wenn, wie am Samstag, wegen der Nässe sogar ein Unimog mit dem Schlepper herausgezogen werden musste. Doch die Natur erhole sich schnell, sagte der Museumsmitarbeiter Werner Unseld. „In zehn Tagen sieht man nichts mehr.“ Sein Stammpersonal hatte das Freilichtmuseum für das Oldtimertreffen um rund 40 Zusatzleute aufgestockt und an alles gedacht. So war der Tunnel in Beuren für Schlepper gesperrt. „Sonst würden die Rauchmelder Alarm geben“, sagte Unseld. Die Jahresgrenze von 1969 bleibe in jedem Jahr gleich, sagte Unseld, denn die Fahrzeuge sollten zu den Gebäuden passen. Diese und das ganze Ambiente machen für Unseld den Unterschied zu einem Treffen auf der grünen Wiese aus.

Da die Oldtimer bis auf wenige Absprachen unangemeldet kommen, ist der Besuch jedes Jahr eine Überraschung. In diesem Jahre eine rundum positive, insgesamt waren am Wochenende über 1 700 Fahrzeuge dabei. Bei den Besuchern wurde die Marke von 11 000 geknackt. Das ist laut Unseld ebenfalls neuer Rekord.