Esslingen. Handball-Talent Marvin Siemer ist mit den Füchsen Berlin deutscher Handballmeis- ter der B-Jugend geworden. Wie beim 33:26-Halbfinalsieg gegen Bayer Dormagen erzielte der 16-jährige Esslinger auch im siegreichen Endspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen (25:21) sieben Treffer und war damit der erfolgreichste Torschütze des Teams. Zeit zum Feiern gab es wenig. Das Nationalteam rief. Am Mittwochabend trat der ehemalige Spieler von JANO Filder mit der U-17-Nationalmannschaft zu einem Länderspiel gegen Frankreich an. Am Samstag folgte das nächste.
„Man kann es kaum glauben, dass man in seinem Sport zur bes- ten Mannschaft des Landes seines Jahrgangs gehört“, sagt Siemer und berichtet ganz abgeklärt davon, wie das Team zunächst nicht so recht wusste, wo es stand, im Finale dann aber ganz souverän auftrat. In der Heimat haben sie mitgefiebert. „Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um die ganzen Glückwünsche abzuarbeiten“, erzählt der Linksaußen fröhlich.
Siemer hat mit seinem Wechsel vor einem Jahr in die Nachwuchsakademie der Füchse also alles richtig gemacht. Und in der Schule läuft es auch. Aber leicht war es nicht immer. „Ich hatte echt Schwierigkeiten mit Heimweh, auch meine Freunde fehlen mir sehr“, erzählt er und auch davon, dass andere nach wenigen Wochen abgebrochen haben und nach Hause zurückgekehrt sind. Auch hat er festgestellt, „dass man ganz schön auf sich alleine gestellt ist, wenn die Eltern nicht um einem ’rum sind“. Damit hat er aber gelernt umzugehen. Auch, sich alleine in Sachen Schule anzutreiben.
Im Sommer wechselt Siemer von der B- in die A-Jugend der Füchse. Die ist ebenfalls gerade deutscher Meister geworden und war im Gegensatz zu den Jüngeren im Vorfeld auch klarer Favorit. Dann gehört er zum jüngeren Jahrgang. Dass er sich durchsetzen kann, hat er schon bewiesen.
Und dann? Siemer denkt nach. „Natürlich will ich Bundesliga- spieler werden“, sagt er. „Aber ich brauche eher kurzfristige Ziele, um mich zu motivieren, wenn ich sie erreicht habe.“ Das klingt ganz schön reif für einen 16-Jährigen. Er möchte freilich eine erfolgreiche Saison mit der A-Jugend der Berliner spielen.
Aber nicht nur. „Ich schaue auf die nächsten zwei Jahre, ich will ein gutes Abitur machen. Das ist mir sehr wichtig, denn man darf sich nicht nur auf den Handball verlassen.“ Sigor Paesler