Kreis Esslingen. Um Gefährdungen von Kindern zu vermeiden, bietet das Amt für Soziale Dienste und Psychologische Beratung des Landkreises Esslingen gemeinsam mit den vier Psychologischen Beratungsstellen der freien Träger und vielen weiteren Kooperationspartnern frühe Beratung und Hilfen (ProjuFa) an. Besonders wirksam kann das Angebot zur frühzeitigen Unterstützung von Familien mit kleinen Kindern von null bis drei Jahren durch eine Vernetzung mit Fachkräften aus dem Gesundheitswesen arbeiten.
In jedem ProjuFa-Team ist neben sozialpädagogischen Fachkräften eine Hebamme angestellt, um Familien vor Ort sowohl in medizinischer als auch in psychosozialer Hinsicht flexibel zu unterstützen.
Die Vernetzung von Jugendhilfe und Gesundheitswesen im Landkreis Esslingen weitet sich seit der Gründung von ProjuFa im Jahr 2007 immer mehr aus. Im vergangenen Jahr fanden 36 Prozent aller betreuten Familien den Weg zu ProjuFa direkt über Ärzte, Hebammen, Arzthelferinnen oder Kliniken.
Die große Resonanz auf die gemeinsame Einladung von ProjuFa und der Klinik für Kinder und Jugendliche in Esslingen zu einer Fortbildung belegte jüngst aufs Neue das starke Interesse an einer Zusammenarbeit. Vor etwa 100 Teilnehmern gab Professor Ute Ziegenhain, Leiterin der Sektion Pädagogik, Jugendhilfe, Bindungsforschung und Entwicklungspsychopathologie an der Uniklinik Ulm, einen anschaulichen Einblick in das Thema „Elterliche Feinfühligkeit und kindliche Entwicklung“. Die frühesten Bezugspersonen eines kleinen Kindes könnten dessen Entwicklung entscheidend fördern, oder auch behindern. Frühe Verhaltensprobleme zeigten sich zunächst in der Beziehungsdynamik. Die Referentin hob deshalb eindrücklich hervor, welch große Bedeutung feinfühliges Elternverhalten auf die Entwicklung des Kindes habe und stellte für die Beratungspraxis eine wissenschaftlich entwickelte „Skala elterlicher Feinfühligkeit“ sowie Methoden zur Förderung von Eltern-Kind-Beziehungen vor.
Die Erkenntnisse werden ihren Widerhall in der Zusammenarbeit der Fachkräfte der Jugendhilfe und der Gesundheitsexperten finden. Die vier regionalen ProjuFa-Teams in Esslingen, Filderstadt, Nürtingen und Kirchheim laden regelmäßig zu runden Tischen ein, um die Kooperation zu vertiefen.
Die kassenärztliche Vereinigung Baden Württemberg fördert die Vernetzung durch ärztliche Qualitätszirkel zu den Themen „Frühe Hilfen“ und „mögliche Kindeswohlgefährdung“, die von einem Tandem aus Medizin und Jugendhilfe moderiert werden. Ziel ist eine bessere Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten und Jugendämtern in der gemeinsamen Bearbeitung von schwierigen Fällen. Im Filderraum gibt es bereits einen solchen Qualitätszirkel, in Nürtingen steht ein weiterer Qualitätszirkel vor der Gründung.
Solche interdisziplinären Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen ermöglichen es den Kooperationspartnern genauso wie den Familien, zeitnah und unbürokratisch an eines der vier ProjuFa-Teams heranzutreten. Eltern können es mit Unterstützung lernen, die Signale ihres Kindes aufmerksam wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und angemessen darauf zu reagieren. Damit können sie ihren Kindern emotionale Sicherheit vermitteln und einen Puffer gegen Stress schaffen. Je früher eine solche Intervention ansetzt, umso größer sind die Chancen, schädliche Einflüsse auf die kindliche Entwicklung zu vermeiden.
ProjuFa-Ansprechpartnerin in Kirchheim ist Sabine Stoll. Sie ist telefonisch erreichbar unter der Nummer 07 11/39 02-29 59 beziehungsweise per Mail unter Stoll.Sabine@lra-es.de. la