Die Ausstellung „einerseits – andererseits“ ist noch bis 22. März im Kornhaus zu sehen
Fünf Künstler zu Gast in Kirchheim

Kirchheim. Die Möglichkeit, andere Positionen kennenzulernen, den eigenen Horizont zu erweitern und Netzwerke aufzubauen, bieten die


Ausstellungskooperationen des Kirchheimer Kunstvereins seit etlichen Jahren in bewährter Manier. Diesmal sind fünf Künstlermitglieder des Vereins „Kultur am Kelterberg“ aus Vaihingen im Kirchheimer Kornhaus zu Gast, die im Rahmen der Vernissage von Museumsleiterin Stefanie Schwarzenbek, die dem Vaihinger Kultur-Verein zugleich als ehemaliges Vorstandsmitglied eng verbunden ist, begrüßt wurden.

Harald Marquardt, als „Mar­quardtHarald“ selbst künstlerisch vertreten, übernahm die Einführung in die Ausstellung, die ihren Besuchern in reduzierter, jedoch profilierter Präsenz Plastiken, Objekte, Fotografie und Radierung nahebringt. Das vermeintlich Unspektakuläre der Figuren von Birgit Feil stellte Marquardt als die wesentliche Qualität ihrer Arbeiten heraus. Statt sich expressiv in den Vordergrund zu spielen oder auf den Effekt ablenkender Accessoires zu vertrauen, nehmen Birgit Feils in Beton ausgeführte, teils bemalte Protagonisten lässige, zumindest unprätentiöse Posen ein, die sich gerade in ihrer bescheidenen Nähe zu alltäglichen Normen dem Blick des Betrachters umso sprechender und vielschichtiger zu öffnen vermögen.

Mit vier großformatigen C-Prints ist die Fotokünstlerin Ingrid Schütz vertreten, die ihren Arbeiten eine umfangreiche, stetig wachsende Sammlung von rot-weiß gepunkteten Dingen des Alltagslebens zugrunde legt und unter dem Arbeitstitel „Ende der Unschuld“ immer wieder neuen Betrachtungen und Reflexionen unterzieht. Marquardt verwies auf den assoziativen Gehalt des rot-weißen Punktemusters, das kollektive Erinnerung wecke und die Welt der Märchen berühre.

„Zeit, eine Stadt und seine Einwohner kennenzulernen, müsste man haben“, dachte sich Daniela Wolf, die sich unter anderem mit ihrer 30-teiligen Fotoarbeit „Rendezvous in Rastatt“ beteiligt. Im Bemühen, Fotografie und kommunikative Strategien zu verschränken, entdeckte die gebürtige Ost-Berlinerin das Genre der inszenierten Fotografie. Urbane Orte werden zum temporären Fotoset, an dem mit zufällig in der Stadt getroffenen Menschen entsprechende Fotoinszenierungen erarbeitet werden.

Acht Landschaftsradierungen in Kaltnadeltechnik präsentiert der Maler und Zeichner Jürgen Zeller. Der Mitbegründer der Berliner Künstlergruppe „Großgörschen 35“, der auch Markus Lüpertz und Lambert Maria Wintersberger angehörten, begann mit der abstrakten Malerei und fand über die gegenständliche Aktzeichnung zur Landschaftsdarstellung. Zellers Arbeiten würdigte Marquardt als „protokollarische Momentaufnahmen von widerständigem Fels und dessen Verwitterung“, bei denen die „Kräfte der Natur mit deren Ausstrahlung von Dauer“ zusammenwirkten.

In der eigenen Betrachtung reduzierte sich die Repräsentanz von „MarquardtHaralds“ Werken auf eine Skizze der künstlerischen Arbeitsweise. Als Zeichner und „Objektmacher“ stets zweigleisig vorgehend, werden auch die künstlerischen Konzepte parallel auf Papier und dreidimensional im Raum ausgeführt. Zu studieren etwa im Kontext von „MarquardtHaralds“ Werkzyklus „Seelenknochen“, mit dem er versucht, die dem Sichtbaren entzogene Seele zu visualisieren.

Die Ausstellung des Kunstvereins Kirchheim mit Künstlermitgliedern des Vaihinger Vereins „Kultur am Kelterberg“ ist noch bis Sonntag, 22.  März im 1. Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kornhaus zu sehen. Am Sonntag, 8. März, gastiert um 17 Uhr in der Galerie das Duo „Cellamis“, bestehend aus Urs Läpple und Lia Vielhaber, die Werke von J.  Strauß, Beethoven und Boccherini zu Gehör bringen.