Kirchheim. Schon von Weitem sind Stimmen und helles Lachen zu hören. Über einen mit Sonnenblumen geschmückten schmalen Weg gelangen die Gäste zu einem roten Häuschen mit drei riesigen Kastanienbäumen im Garten. Es erinnert ein bisschen an das Zuhause von Schneewittchen und den sieben Zwergen. Aber nein, in der Regel sind es 15 Zwerge und zwei gute Feen, die hier ein- und ausgehen. Von Alltag kann heute aber keine Rede sein. Die Kinder laufen aufgeregt durcheinander. Sie spüren, dass heute ein ganz besonderer Tag ist. Der kleine Jeff verkündet stolz: „Unser Kindergarten wird heute 40 Jahre alt, so alt wie meine Mama und noch viel älter, also uralt“, und schwupps ist der Kleine im bunten Zirkuszelt verschwunden.
Jeff hat recht: Das Kinderhaus, das im Jahre 1972 von Birgit Hammer und fünf weiteren mutigen Elternpaaren gegründet wurde, wird 40. „Wir wollten uns nicht an Vorgaben halten und Auflagen erfüllen. Wir wollten mehr Freiheit für unsere Kinder, und, was damals noch als exotisch galt, auch die Väter sollten sich aktiv mit einbringen“, verrät Brunhilde Bregizer, die zu Beginn 13 Jahre ehrenamtlich als Erzieherin im Kinderhaus arbeitete. „Ich bin sehr stolz auf das, was wir zusammen geleistet haben, und vor allem darauf, dass sich in den 40 Jahren grundlegende Dinge nicht verändert haben.“ Dazu zählt auch die hohe Verantwortung, die Eltern für die Erziehung ihrer Kinder übernehmen, indem sie Hand in Hand mit den Erzieherinnen arbeiten. Gerhard Gertitschke erwähnt anerkennend: „Ich bedanke mich im Namen der Stadt Kirchheim für Ihre wunderbare Arbeit. Das Kinderhaus ist eine echte Alternative und eine Bereicherung für unsere Stadt.“
Das Fest ist mittlerweile in vollem Gange. Die Kinder singen ein eigens komponiertes Kinderhaus-Lied. Zwischen Spielstraße, Popcorn, Waffeln und Würstchen vom Grill wird in Erinnerungen gekramt und über die Geschichte des Kinderhauses sinniert.
Einen Programm-Höhepunkt stellt die Darbietung des Improtheaters Neckarzwerge dar. „Man fühlt sich wie in einer großen Familie“, schwärmt ein ehemaliges Kinderhauskind. Für die Erzieherinnen und ehemaligen Kinderhausmütter Ursula Rothfuß-Tangl und Beate Müller-Hannig ist das schon lange so. „Die Elternpartnerschaft, die auch wieder mehr in den Orientierungsplan der städtischen Kindergärten aufgenommen wurde, wird bei uns seit Bestand praktiziert. Die Eltern sind in die pädagogische Arbeit eingebunden. Wer will, kann hier alles mitkriegen, es entsteht Transparenz und dadurch ergeben sich gigantische Möglichkeiten“, sagen sie. Manch einer der Gäste äußert am Ende des bunten Tages seine Anerkennung darüber, wie viel Schönes und Erstaunliches 15 Elternpaare, deren Kinder und zwei Erzieherinnen auf die Beine stellen können.