Ein Virus legt das ganze Land lahm. Das ganze Land? In Kirchheim zumindest gibt es einen Club, der sich dagegen wehrt, gleich auf alle angenehmen Dinge des Lebens zu verzichten: Der Club Bastion will nicht sofort alle seine Veranstaltungen absagen. „Wir halten den Spielbetrieb so lange wie möglich aufrecht“, heißt es auf der Homepage. Das ist kein Zeichen trotziger Unvernunft. Im Gegenteil: „Besonnen und vorsichtig handeln, halten wir für sehr wichtig“, schreiben die Bastioniken weiter. Deswegen gibt es vorerst neue Regeln: Die Anzahl der Plätze wird auf die Hälfte reduziert. Alle Besucher sollen sich gleich nach dem Eingang erst einmal gründlich die Hände waschen, bevor sie weiter in den Keller gehen.
Mit den aktuellen Empfehlungen der Stadt Kirchheim zum Umgang mit dem Coronavirus lässt sich diese Vorgehensweise vereinbaren, erklärt Katrin Strobel von der Bastion: „Wir haben bei der Stadt nachgefragt, und es hieß, dass ja noch nichts untersagt sei.“ Die Verhaltensetikette, auf die Bastions-Besucher aufmerksam gemacht werden, gelte als geeignet. „Wer unter dieser Voraussetzung kommen möchte, ist bei uns herzlich willkommen“, sagt Katrin Strobel. Die Bastion will an ihren Veranstaltungen auch deshalb festhalten, weil sie sich den Besuchern wie den Künstlern verpflichtet fühlt: „Unsere Künstler leben von ihren Auftritten.“
Corona und die Kirchen
Die großen Chorkonzerte gestalten überwiegend die eigenen Laienchöre. Folglich dürfte es kaum auffallen, wenn bis zu Beginn der Karwoche die Kirchenkonzerte in den evangelischen Kirchen ausfallen. „Danach müssen wir schauen, wie es weitergeht. Zu Karfreitag und Ostern können wir noch nichts sagen“, stellt Bezirkskantor Ralf Sach fest. Was weiterhin stattfinden könne, seien die Proben.
Die Karwoche ist aber nicht nur musikalisch eine Herausforderung für die Kirchen. „Viele Termine können wir verschieben, aber nicht die Karwoche“, sagt Axel Rickelt, Pfarrer der evangelischen Stadtkirchengemeinde Kirchheims und stellvertretender Dekan. Normale Gottesdienste finden weiter statt. Einzelveranstaltungen werden dagegen fast alle abgesagt. „Regelmäßige Gruppen und Kreise können sich treffen, wenn sie die Verhaltensmaßregeln einhalten. Aber unsere Seniorenkreise fallen aus. Es ist nicht sinnvoll, wenn 30 Menschen, die zur Hochrisikogruppe gehören, in einem Raum zusammenkommen.“
Der Konfirmandenunterricht finde weiterhin statt - weil das Risiko als geringer gilt. Axel Rickelt selbst hat seine Konfirmandenfreizeit aber verschoben: „Ich wollte die Eltern nicht in die Situation bringen, entscheiden zu müssen, ob sie ihr Kind auf die Freizeit schicken oder nicht.“
Auch in den katholischen Kirchen gibt es Gottesdienste wie gewohnt - fast. Dekanatsreferentin Barbara Strifler nennt Einschränkungen: „Wir verzichten auf die Mundkommunion und auf das Handgeben zum Friedensgruß. Außerdem sind die Weihwasserbecken geleert.“ Über die Erstkommunionen ist noch nicht entschieden: „Der Weiße Sonntag ist der traditionelle Termin. Aber von dem kann man notfalls auch abweichen. Ostern können wir dagegen nicht verschieben.“ Sollten die Osternachtsfeiern virusbedingt abgesagt werden müssen, sei Kreativität gefragt: „Das Osterfest fällt nicht aus. Vielleicht wird man es zu Hause feiern müssen.“
Hoffen auf Frühjahr und Sommer
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Corona-Krise auch nach Ostern noch anhält, ist groß: In der Kirchheimer Gemeinderatssitzung sprach Oberbürgermeister Pascal Bader davon, dass der Höhepunkt der Infektionsfälle sicher nicht vor Mai erreicht sein werde. „Wenn wir empfehlen, Veranstaltungen abzusagen, wollen wir die Verläufe dadurch aufhalten, so gut es eben geht.“ Aus ärztlicher Sicht fügte Grünen-Stadtrat Jürgen Berghold die Hoffnung hinzu, dass zumindest die Atemwegserkrankungen im Frühjahr und im Sommer zurückgehen dürften.