Basketball
Fahrplanmäßig wieder in der Spur

Basketball Die Knights reisen mit der Bahn zum Auswärtsspiel gegen Schalke und finden gegen den Tabellenvorletzten zurück auf die Erfolgsschiene. Von Bernd Köble

Heißt es nun „in Schalke“ oder bergmännisch korrekt „auf Schalke?“ Diese Diskussion kann man sich getrost schenken, solange die sich um Basketball und nicht um Fußball dreht. Die Schalker Korbjäger jedenfalls spielen anders als die Knappen im zwanzig Kilometer entfernten Oberhausen, auch wenn Willy Jürissen, nach dem die dortige Halle benannt ist, als legendärer Toreverhinderer im Fußball zwischen den Pfosten stand. Für Rot-Weiß wohlgemerkt und nicht für Königsblau.

Zwar gibt es im Basketball wie man weiß keine Torhüter, einen wie Jürissen hätte es am Mittwochabend an dessen Gedenkstätte so oder so nicht gebraucht. Was im Duell der Schalker mit den Gästen aus Kirchheim an Würfen in der ersten Hälfte beiderseits daneben ging, hätte auch für zwei Spiele gereicht. Nett anzusehen war das natürlich nicht, aber darum ging es ja auch nicht. Was am Ende wichtiger war: Kein Kirchheimer Ziel blieb unerreicht. Das Spiel gewonnen, den direkten Vergleich geholt und nach zuletzt zwei Niederlagen die Kurve gekriegt.

Bleibt die Frage, woran lag‘s? „Wir waren diesmal von Anfang an präsent und haben gezeigt, dass wir die Bedeutung dieses Spiels verstanden haben“, meint Headcoach David Rösch. Vielleicht sollten Basketballer aber auch einfach öfter mit der Bahn reisen. Das entspannt nicht nur, man kann sich anders als in Bus oder Flieger vor dem Spiel auch mal die langen Beine vertreten. Die Zugfahrt mit Hotelübernachtung - womöglich ein Erfolgsmodell. Zumindest was Wochentagsreisen zur Rushhour in Ballungsräume wie das Ruhrgebiet angeht. Die Mannschaft fand‘s gut, der Trainer auch, und Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt fügt hinzu: „Es gibt einem auch aus Klimaschutzgründen ein besseres Gefühl.“

Allerdings: Verlorene Reboundstärke findet man auch im Zugabteil selten wieder. Warum es daran seit drei Spielen hapert, weiß im Kirchheimer Lager niemand so recht. Schließlich lagen die Ritter vor dem Schalke-Spiel auf Platz drei im ligaweiten Ranking - hinter Teams wie Bremerhaven und Leverkusen. Mit der erkältungsbedingten Zwangspause von Keith Rendleman, dem bis dahin versiertesten Kirchheimer Ballpflücker ist das allein kaum zu erklären. „Wir arbeiten im Moment defensiv gut“, meint David Rösch, „aber wir müssen uns dafür auch belohnen.“ Soll heißen: Den Gegner zum schlechten Wurf zwingen und anschließend entspannt zugucken wie der Ball ans Brett klatscht, bringt‘s nicht.

Eine Extra-Belohnung hätte sich am Mittwoch hingegen Andi Kronhardt verdient. Was der auf seine alten Tage aufs Parkett legt, ist aller Ehren wert. Im Hinspiel lehrte der 30-Jährige die Schalker mit 17 Punkten und 14 Rebounds das Fürchten, diesmal zeigte er dem Gegner, wo filigrantechnisch der Hammer hängt. Sein blind gespielter Rückhandpass hinter dem Kopf auf Kevin Wohlrath, der den Assist zum 66:58 nutzte, wäre allein schon das Eintrittsgeld wert gewesen. 18 Kronhardt-Punkte gab‘s zusätzlich noch obendrauf.

Jetzt freuen sich alle aufs nächste Heimspiel am Samstag, auch wenn der Gegner Nürnberg heißt. Trotz einer Vier-Punkte-Strafe vor wenigen Wochen stehen die Franken als Siebte schon wieder auf einem Play-off-Platz. Dass auch das Team von Ralph Junge offene Flanken bietet, demonstrierte am Mittwochabend ausgerechnet das Tabellen-Schlusslicht aus Ehingen, das viele bereits abgeschrieben haben. Mitte des Schlussviertels lagen die Urspringschüler auswärts noch mit acht Punkten vorn, nachdem sie bereits in der ersten Hälfte mit elf Zählern geführt hatten. Am Ende entschieden die abgezockten Gastgeber das Spiel an der Freiwurflinie mit 68:59 für sich.

„Nürnberg ist natürlich Favorit“, sagt David Rösch. „Aber hier in Kirchheim, in diesem Hexenkessel, muss sich jede Mannschaft warm anziehen.“ Schwer zu sagen, auf welches Erfolgsrezept Trainerfuchs Ralph Junge setzt. Fest steht: Er und seine Mannschaft kommen am Samstag mit dem Bus.