Der Jusi bei Kohlberg ist ein Rückzugsgebiet für viele bedrohte Arten
Fantastischer Panoramablick

Der Jusi bei Kohlberg im Landkreis Esslingen ist ein bekannter Berg am Rand der Schwäbischen Alb, der herrliche Wanderwege und eine großartige Aussicht bietet. Als Naturschutzgebiet feiert der Jusi nunmehr seinen 20. Geburtstag.

Kohlberg. „Als ehemaliger Vulkanschlot ist der Berg eine geologische Besonderheit“, betont Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider. „Er weist schutzbedürftige Lebensräume wie Halbtrockenrasen, Felsen und naturnahe Laubwälder auf und ist damit Refugium zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.“

Kernstück des fast 50 Hektar großen Naturschutzgebiets ist der waldfreie, weit ins Albvorland hinausragende Bergrücken des Jusi mit seinen teilweise verbuschten Halbtrockenrasen. Aber auch der angrenzende Laubwald mit seltenen Baumarten und wertvollen Altholzbeständen und weiter im Süden die Wiesen, Hecken, Feldgehölze und Streuobstbestände bereichern das Schutzgebiet. „Damit das Gelände Rückzugsgebiet vieler bedrohter Arten bleibt, sind gehörige Anstrengungen erforderlich“, sagt Schneider. „Zum einen müssen die Halbtrockenrasen regelmäßig mit Schafen beweidet werden, damit sie nicht verbuschen. Zum andern müssen die Besuchermassen gelenkt werden.“ Letzteres geschieht mithilfe von Schautafeln, mithilfe eines Faltblatts sowie eines sachkundig geschriebenen Führers und sonntäglicher Führungen durch die Volunteers des Landkreises Esslingen. Bereits kurz nachdem das Regierungspräsidium den Jusi unter Naturschutz gestellt hatte, konnten die starken Vegetationsschäden am Aufstiegsweg gestoppt werden: Die Trampelpfade, die vom eigentlichen Weg abwichen, wurden geschlossen und der Hauptweg saniert. An den steilsten Stellen wurden Stufen angelegt.

„Der Jusi hat seine Besonderheit dem vulkanischen Ursprung zu verdanken. Er ist mit über 1 000 Metern Durchmesser der größte herausgewitterte Vulkanschlot des Urach-Kirchheimer Vulkangebiets“, so der Regierungsvizepräsident. Und da sich der Berg direkt am Albrand befindet, ragt er von Westen gesehen aus dem Albvorland auf, hängt aber im Südosten mit der Schwäbischen Alb zusammen. Der Jusi besteht aus Vulkantuff – feinsten Lavateilchen, die nach den Vulkanausbrüchen im Tertiär, vor 16 bis 20 Millionen Jahren, beim Erkalten mit Gesteinsbruchstücken des durchschlagenen Gebirges zusammengebacken wurden. Am Anstiegsweg über den Jusi-Rücken fallen drei große Kalkgesteinsbrocken auf: Es sind herausgewitterte Weißjura-Sinkschollen, die während der mehrmaligen Vulkanausbrüche aus den Schloträndern abbrachen und in die Vulkanröhre sanken.

Die besonderen Pflanzen- und Tierarten, die den Jusi auszeichnen, können Spaziergänger von den Wanderwegen aus beobachten. Charakteristische Pflanzen der Halbtrockenrasen und Schafweiden sind zum Beispiel Disteln, Thymian, dornige Hauhechel und Enziane. Sie werden von den Schafen wegen der Stacheln, der ätherischen Öle oder bitterer, giftiger Inhaltsstoffe gemieden. Im Frühsommer können Orchideen wie Bienen-Ragwurz und Mücken-Handwurz bewundert werden. Seltene Heuschreckenarten wie der braune Grashüpfer und die blauflügelige Ödlandschrecke sind auf Vulkanschutt und Felsen auszumachen. Eine Vielzahl an Vögeln unterstreicht den hohen Wert des Schutzgebiets, wie Baumpieper, Neuntöter, Mönchsgrasmücke und Goldammer. Im Laubwald gedeihen die Türkenbundlilie und Orchideen wie stattliches Knabenkraut, rotes und weißes Waldvögelein. Eine Besonderheit ist der Eichen-Trockenwald mit Traubeneiche, Elsbeere und Kreuzungsformen aus Flaumeiche und Traubeneiche. In der Krautschicht kommen hier tief wurzelnde, Trockenheit ertragende Pflanzen wie Ästige Graslilie, Pfirsichblättrige Glockenblume und Kalkaster vor.

Den Jusi als Wanderberg zu preisen, hieße „Eulen nach Athen tragen“, zumal ein Hauptwanderweg des Schwäbischen Albvereins und ein geologischer Lehrpfad über den Jusi führen und eine Feuerstelle und Schutzhütte in der Nähe des Jusi-Gipfels zur Rast einladen. „Der Ausblick ist überwältigend: Nirgends sonst kann man den Albrand besser überblicken als hier, weil auf dem gesamten Aufstieg von Kohlberg kein Wald die Sicht einschränkt. Das Panorama reicht vom Hohenzollern bis zu den drei Kaiserbergen und vom Schwarzwald über den Schönbuch und die Filder bis zum Schwäbisch-Fränkischen Wald“, so Schneider.

Bei aller Begeisterung müssen im Naturschutzgebiet einige Verhaltensregeln beherzigt werden. Feuermachen ist nur an der Feuerstelle bei der Unterstandshütte erlaubt. Abfälle müssen wieder mitgenommen werden. Außerdem ist Radfahren verboten, Hunde müssen an die Leine, und es dürfen weder Pflanzen noch Tiere entnommen werden.pm