Die Kirchheimer Bäckerei Kienzle feiert 100-jähriges Bestehen – Fünfte Generation sitzt schon in den Startlöchern
Fleiß, Ausdauer und KönnenInfo

Seit 100 Jahren gibt es die Kirchheimer Bäckerei Kienzle. Dieses Jubiläum wollen die Inhaber Peter und Sabine Kienzle am morgigen Sonntag, 1. Juli, mit einem großen Backstubenfest gebührend feiern.

Kirchheim. Georg Kienzle lernte im Jahr 1899 in Stuttgart den Beruf des Bäckers. 1910 machte er den Bäckermeister, um ein eigenes Geschäft eröffnen zu können. Nach langer Suche fand er schließlich in Kirchheim eine leer stehende Bäckerei. Der Standort am fast unbebauten Stadtrand (damals sprach man vom Niemandsland) schien schlecht zu sein, denn einige Bäckermeister waren dort zuvor bereits gescheitert. Doch ein Geschäft in besserer Lage konnten sich der Sohn eines Fuhrknechts und seine Verlobte nicht leisten. Also kauften Georg Kienzle und seine künftige Ehefrau Martha Köhler im Jahr 1912 die verlassene Bäckerei samt Inventar an der Ölstraße 1 (diese wurde später in die Dieselstraße umbenannt) und machten sich in der Teckstadt selbstständig. Mit Fleiß, Ausdauer und Können etablierten die Eheleute trotz der beiden Weltkriege die „Brot- & Feinbäckerei Georg Kienzle“.

Richard Kienzle kam als einziger der drei Söhne aus dem Zweiten Weltkrieg zurück und führte ab dem Jahr 1953 mit seiner Frau Johanna den Betrieb weiter. Es war die Zeit des Wiederaufbaus und Wirtschaftswunders. In der Umgebung wurden immer mehr Häuser gebaut, deren Bewohner versorgt werden mussten. Neben Backwaren waren in der Bäckerei Obst, Gemüse und sonstige Waren des täglichen Bedarfs erhältlich.

In der Backstube wurde das Ehepaar bald von seinem Sohn Werner kräftig unterstützt. In Esslingen hatte er den Beruf des Bäckers gelernt und war dann als Geselle in mehreren Betrieben tätig. 1962 absolvierte er die Meisterprüfung und arbeitete fortan in der heimischen Backstube.

Eine große Wende brachte Ende der 70er-Jahre die Eröffnung des Supermarktes „EZA“ in direkter Nachbarschaft. Es war einer der ersten großen Supermärkte im Land, und niemand konnte vorhersagen, wie er sich auf den Fortbestand der Bäckerei Kienzle auswirken würde. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Werner Kienzle mit seiner Frau Inge offiziell den elterlichen Betrieb. Der Ladenbereich wurde komplett umgestaltet und die Backstube vergrößert. Obst, Gemüse und andere Lebensmittel des täglichen Bedarfs wurden von diesem Zeitpunkt an so gut wie nicht mehr angeboten. Man konzen­trierte sich vielmehr auf die „Spezialitäten-Bäckerei Kienzle“.

Das neue Konzept wurde sehr gut angenommen – und in den folgenden Jahren wuchs der Betrieb auf drei Verkaufsstellen in Kirchheim mit etwa 30  Mitarbeitern. Daran kann sich Peter Kienzle, der heutige Inhaber der Bäckerei, noch gut erinnern. „Denn das geschah zu meiner eigenen Lehrzeit als Bäcker.“

Einen weiteren Meilenstein gab es 1987: den Neubau der Backstube mit angeschlossenem Fachgeschäft in der Gaußstraße 10 im Kirchheimer Gewerbegebiet Bohnau. Schulungs- und Büroräume sowie eine Wohnung im Obergeschoss gehörten ebenfalls zu dem Neubau. Die Betriebsabläufe in der Backstube wurden so geplant, dass Backwaren in traditioneller Handarbeit ohne großen Maschineneinsatz, aber trotzdem rationell hergestellt werden konnten. Auch ökologische und arbeitsmedizinische Aspekte standen im Pflichtenheft der neuen Backstube.

Seit 1992 führt Peter Kienzle zusammen mit Ehefrau Sabine die Bäckerei als „Spezialitäten-Bäckerei Kienzle GmbH“. Auch seine Mutter Inge Kienzle ist noch tatkräftig mit an Bord. Die Bäckerei beschäftigt rund 60 Mitarbeiter.

Mittlerweile steht die fünfte Generation der Bäckerei schon in den Startlöchern: Patrick, der älteste Sohn von Peter und Sabine Kienzle, studiert Betriebswirtschaft, um für die Aufgaben im Büro fit zu sein. Sein Bruder Philip hat im Juli 2011 mit nur 19 Jahren seine Bäckermeister-Prüfung abgelegt. Und Stefan, der Jüngste, macht derzeit eine Ausbildung zum Bäcker.pm

Gefeiert wird das 100-jährige Jubiläum am Sonntag, 1. Juli, von 11 bis 17 Uhr mit einem Backstubenfest in der Gaußstraße 10 in Kirchheim. An diesem Tag kann man dem Bäcker bei der Arbeit zuschauen. Außerdem gibt es für die kleinen Gäste eine Kinder-Backstube, eine Hüpfburg und Frisbee-Werfen. Für die Bewirtung ist gesorgt.