Holzmaden. Denkt man an Fossilien, so hat man in der Regel Bilder von grauen Versteinerungen aus längst vergangenen Zeiten im Kopf. Ute Hauff kennt sich bestens mit ihnen aus, schließlich ist sie schon als Kind durch die Schieferbrüche der Urweltgemeinde gestreift und quasi mit dem Thema groß geworden. Seit mittlerweile 24 Jahren hat sie als Fachfrau an der Seite ihres Mannes das Urweltmuseum Hauff in Holzmaden mitgeprägt und ermöglicht den Besuchern einen Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit der Schwäbischen Alb.
Unter dem Label „Hauff Fossil Art“ betrachtet die Fossilienfreundin die in Holzmaden ans Tageslicht geförderten Seelilien, Ammoniten, Arietiten, Krokodile und Ichthyosaurier von einer anderen, ästhetischeren Seite: Als veredelte Repliken erwachen die Fundstücke in Gold, Silber und Kupfer zu neuem Leben und werden auf Holz, Schiefer und Plexiglas oder als Lichtreflektor von ihr in Szene gesetzt. Entstanden sind dadurch rund 40 von der Urwelt inspirierte Kunstwerke in verschiedenen Größen, die im Verkaufspavillon des Urweltmuseums betrachtet und erworben werden können.
„Ich war immer fasziniert von den filigranen Strukturen der Fossilien“, erzählt die Holzmadenerin. Vor allem die Kelche der Seelilien und die Ammoniten haben es ihr angetan. „Durch die Veredelung ist es mir möglich, diese Fossilien völlig neu auf den Betrachter wirken zu lassen und seine Fantasie anzuregen.“ Durch die Verwendung von Gold und Silber und verschiedener Naturmaterialien verleiht sie den rund 180 Millionen Jahre alten Schätzen des Jurameers den Glanz, den sie in ihren Augen verdient haben. In gewisser Weise treffen so Paläontologie und Kunst aufeinander.
Die Idee dazu hat Ute Hauff lange Zeit mit sich herumgetragen. „Ich wollte schon seit Jahren etwas in dieser Richtung mit den Fossilien versuchen und hatte ein ungefähres Bild davon im Kopf, wie es aussehen könnte“, sagt sie. Einen wichtigen Impuls zur Umsetzung ihrer Vorstellungen hat ihr schließlich die Teilnahme an der Ausstellung „Golden Times“ im Atelier Lamisse in Stuttgart gegeben. Dort hat sie im November erstmals ihre Werke der Öffentlichkeit präsentiert. Als dieser Termin feststand, habe sie sich ranhalten müssen, um ihn auch einhalten zu können, schmunzelt sie.
Von der Versteinerung bis zum fertigen Kunstwerk ist es nämlich ein langer Weg. Als Grundlage dienen Ute Hauff die Fossilien aus dem umfangreichen Fundus des Urweltmuseums, der in der Fachwelt mit seinen rund 400 Exponaten als einmalig gilt. Zunächst wird vom Originalfossil eine Kopie erstellt, die als Grundlage für eine Abgussform benötigt wird. Eine solche Form kann dann ungefähr zehn bis zwölf Mal verwendet werden – der Abguss erfolgt mit Epoxidharz. „Was den Prozess so langwierig macht, sind die involvierten Trocknungszeiten und die Handarbeit, die vor allem beim Herausfräsen der Details in der Fossilienstruktur geleistet werden muss“, erläutert die Urweltkünstlerin. Beides nehme teilweise mehrere Stunden in Anspruch. Hinzu kommt die passende Auswahl von Materialien wie Schiefer, Holz oder Plexiglas und deren Bearbeitung, sowie noch einmal bis zu vier Arbeitsgänge für die eigentliche Veredelung. „Alles in allem kann es schon mal bis zu zwei Wochen dauern“, sagt Ute Hauff. Der Kreativität sind dabei aber so gut wie keine Grenzen gesetzt. Zu den bisher fertig gestellten Kunstwerken gehören beispielsweise ein vergoldetes Urweltkrokodil auf einer Schieferplatte, versilberte oder vergoldete Seelilien auf rustikalen Holzdielen oder Kupfer- oder Messinghintergrund, sowie verschiedene Lichtreflektoren. Es sind Unikate, keine zwei sehen gleich aus. Erste Kunden hat es schon gegeben – vor allem nach der Ausstellung in Stuttgart haben sich einige Begeisterte gefunden, die sich ein solches Fossilienkunstwerk nach Hause holen wollten.
Eines betont die Holzmadener Künstlerin jedoch: „Die Wertigkeit bleibt für mich immer bei den Originalen.“ Ein Abguss, selbst wenn er veredelt wurde, erfülle einen völlig anderen Anspruch. „Ein Original will man so erhalten, wie es die Natur geliefert hat. Mit meiner Fossilienkunst kann ich ganz anders an die Sache herangehen, die Natur in ihrer Wirkung inszenieren.“