Bewohnerinnen bekommen die Wohnungsknappheit im Raum Kirchheim zu spüren
Frauen bleiben länger im Frauenhaus

Im vergangenen Jahr haben 21 Frauen mit 16 Kindern im Kirchheimer Frauenhaus Unterschlupf gefunden. Die Einrichtung, die vom Verein „Frauen helfen Frauen“ getragen wird, war damit gut ausgelastet. Zum Problem wird immer mehr der leer gefegte Wohnungsmarkt: Weil viele Frauen keine Unterkunft finden, müssen sie länger im Frauenhaus bleiben.

Kirchheim. Das Frauenhaus bietet Frauen und Kindern, die von Gewalt bedroht oder betroffen sind, Unterkunft, Schutz und Hilfe. In dem Haus, dessen Adresse anonym bleiben muss, stehen zwölf Plätze für vier bis sechs Frauen mit ihren Kindern zur Verfügung. Die Frauen leben in einer Art Wohngemeinschaft zusammen und versorgen sich und ihre Kinder selbst. Eine Sozialpädagogin steht den Kindern als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Gleichzeitig werden die Frauen von Sozialpädagoginnen be­treut, um die erlebte Gewalt verarbeiten zu können und den Start ins neue Leben zu bewältigen. Dazu gehört Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen genauso wie Begleitung bei Gerichtsterminen und die Hilfe bei der Job- oder Wohnungssuche.

Letzteres wird laut „Frauen helfen Frauen“, dem Trägerverein des Frauenhauses, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, immer schwieriger. „Die Verweildauer der Bewohnerinnen im Kirchheimer Frauenhaus nimmt zu, weil sie kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden können“, sagt Irmgard Pfleiderer von „Frauen helfen Frauen“. Wie fast überall in Deutschland sei auch in Kirchheim und im Raum Stuttgart der Wohnungsmarkt eng. Der noch vorhandene Wohnraum sei sehr teuer, deshalb hätten Frauenhausbewohnerinnen schlechte Chancen, als Vermieterinnen ausgewählt zu werden. Die Frauen lebten häufig von Arbeitslosengeld II, hätten meist ein oder mehrere Kinder und teilweise Migrationshintergrund. „Viele Vermieter haben Bedenken, ihre Wohnung an diese Menschen zu vermieten“, weiß Susanne Lorch, die ebenfalls im Frauenhaus arbeitet.

Erschwerend kommt laut „Frauen helfen Frauen“ hinzu, dass immer mehr Wohnungen über Makler vermietet werden, was die Zahlung einer Provision mit sich bringt. „Die Regel ist aber, dass von der ARGE lediglich die Kaution auf Darlehensbasis übernommen wird, und nicht die Provision“, sagt Irmgard Pfleiderer. Sozialen Wohnungsbau gebe es nicht, weil sich keine Bauträger mehr fänden, die daran Interesse hätten.

Gespräche, die der Träger des Frauenhauses mit Vertretern der Städte Nürtingen, Wendlingen und Weilheim geführt hat, haben aus Sicht des Vereins nicht zum erwünschten Ergebnis geführt. „Alle Gesprächspartner hatten vollstes Verständnis für unsere Lage, signa­lisierten aber gleichzeitig, dass sie momentan und auf absehbare Zeit keinen Wohnraum zur Verfügung hätten“, sagt Susanne Lorch. Das einzige positive Signal sei von der Christlichen Initiative Kirchheims (CIK) gekommen, die angeboten hätte, den erforderlichen Genossenschaftsanteil bei einer zu mietenden Kreisbau-Wohnung zu übernehmen. Dankbar ist der Verein auch der Stadt Kirchheim, die jedes Jahr eine Wohnung für eine bedürftige Familie bereithält. „Das zeigt, dass die Stadt Kirchheim sich um Menschen mit geringem Einkommen, zu denen oft Frauen gehören, kümmert“, sagt Susanne Lorch.

Wie schwierig der Wohnungsmarkt für die Frauenhausbewohnerinnen momentan ist, beschreibt die 35 Jahre alte Ayse, die in Wahrheit anders heißt, in ihrem Erfahrungsbericht, der im Bericht über das Jahr 2012 erschienen ist. „Als Alleinerziehende eine Wohnung zu finden, ist so gut wie unmöglich“, schreibt sie. Was früher als voll Berufstätige kein Thema gewesen sei, sei jetzt problematisch. „Man sollte echt schauen, dass man seinen Radius erweitert und auch die Ansprüche runterschraubt“, schreibt sie.