Irene Strifler
Kirchheim. Lange Reden und eine endlose Reihe von Ehrengästen gehören nicht dazu, wenn das Unternehmerinnennetzwerk feiert. Wohl aber herzliche Worte, zahllose Umarmungen, leckere Häppchen und ein paar überraschende Gags. Mit diesen Zutaten gelang „frauen unternehmen“ eine pfiffige Feier.
Am 1. März 2002 war es soweit: Elf Frauen gründeten das Netzwerk und schufen so einen verbindlichen Rahmen für bisher schon bestehende Kontakte. Regelmäßige Treffen, Vorträge, Stammtische zu bestimmten Themen aber auch Blicke über den Tellerrand hinaus und Fahrten zu entfernteren frauengeführten Unternehmen zieren die lange Liste der bisherigen Aktivitäten. „Das besondere an unserem Netzwerk ist die Vielfalt an Branchen und Personen“ freute sich die Vorsitzende Irmela Gaber über die bunte Mischung, die von der Papierkunst-Fachfrau über die Steuerberaterin bis zur Landschaftsarchitektin reicht. Diese Vielfalt sei die Grundlage für gesundes Wachstum. „Gewachsen sind neben dem Verein aber auch Kontakte, Partnerschaften und Freundschaften“, betonte Gaber und lud interessierte Frauen dazu ein, vorbeizuschauen.
„Es ist gut, dass dieses Netzwerk in unserer Stadt existiert und Verantwortung übernimmt“, würdigte Angelika Matt-Heidecker die Verdienste des Vereins, dem sie weiterhin ein „aktives Dasein“ wünschte. Kirchheims Oberbürgermeisterin, selbst Mitglied bei „frauen unternehmen“, bezog sich auf eine aktuelle Studie und vielleicht auch auf eigene Erfahrung, als sie verkündete: „Frauen versprechen Erfolg!“ Unternehmen, in deren oberen Etagen Frauen anzutreffen sind, entwickelten sich meist positiv. Dies könne einerseits an den Frauen liegen, andererseits aber auch am modernen, positiven Klima in wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen. Ganz sicher war sich die Stadtchefin in ihrer Einschätzung, dass Frauen Teams positiv beeinflussen, da sie oftmals über ein ausgeprägteres soziales Gespür verfügten.
Die Tatsache, dass in börsennotierten Unternehmen der Frauenanteil auf Vorstandsebene immer noch bei nur drei Prozent liegt, regte die Oberbürgermeisterin dazu an, die Verhältnisse im Kirchheimer Rathaus unter die Lupe zu nehmen: Unter den 24 Führungskräften vom Ortsvorsteher und Amtsleiter bis zur Oberbürgermeisterin gibt es neun Frauen, also fast 38 Prozent. Interessant zu wissen ist hier allerdings auch, dass fast 77 Prozent aller in der Stadtverwaltung Beschäftigten Frauen sind.
Passend zum Thema Gleichstellung war als Hauptredner Professor Dr. Dr. Horst Landauer aus Aschaffenburg angekündigt. Er stellte sein Buch vor mit dem sperrigen Titel „Wirklichkeit und Vision des Gleichstellungs-Controlling als betriebswirtschaftliches Instrument des Gender-Mainstreaming“. Doch wer glaubte, die Frauen wollten sich den fröhlichen Abend mit trockenen (pseudo-)wissenschaftlichen Erkenntnissen verderben, der lag schief: Auf komödiantische Weise nahm der selbst ernannte Professor in unverständlichen fremdwortgespickten Schachtelsätzen, denen es mitunter am Verb fehlte, leere (männliche?) Phrasendrescherei aufs Korn. Abschließend signierte er im Foyer sein neues Buch „Raum für Visionen“. Und was fanden die Frauen darin vor, als sie das Bändchen aufschlugen? - Lauter leere Seiten! Die wird „frauen unternehmen“ in nächster Zeit sicher lässig mit eigenen Aktionen und Visionen füllen.
Zunächst jedoch war Feiern angesagt: Mit „The Bliss“ ging die Party ab, pardon, wurde das Networking zu später Stunde intensiviert.