Das Sportgericht des Fußballbezirks Neckar/Fils hat das am 2. Dezember in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit abgebrochene Bezirksliga-Topspiel zwischen Spitzenreiter FC Frickenhausen und Verfolger TSV Köngen mit 0:3 gewertet. Zum Zeitpunkt des Abbruchs hatte Gastgeber FCF mit 1:0 geführt, als es in der 96. Minute zu einem Mittelfeld-Gerangel zwischen Kevin Kaiser (Köngen) und Giuseppe Pirracchio (Frickenhausen) kam. Das Scharmützel mündete in einer Rudelbildung und jeweils der Roten Karte für beide Hauptakteure. An der unübersichtlichen Situation mit rund einem Dutzend Spielern beteiligten sich auch bis zu vier auf den Platz gestürmte Zuschauer.
Freigesprochen wurden die Gastgeber derweil vom Vorwurf einer Vernachlässigung der Platzdisziplin. Es sei „schlechterdings nicht möglich neben jedem Zuschauer einen Ordner zu platzieren“, heißt es im Urteil, „Hinweise, dass die beteiligten Personen bereits in der Vergangenheit auffällig waren, sind nicht gegeben.“
Eine Geldstrafe bleibt den Frickenhausenern somit erspart, das Abgeben der Punkte an den Titel-Konkurrenten Köngen wohl nicht. Als dafür ausschlaggebend sahen es die Urteilenden an, dass es sich bei den Platzsturm-Zuschauern „unzweifelhaft um Anhänger des 1. FC Frickenhausen“ gehandelt habe. „An den Begriff Anhänger sind keine erhöhten Anforderungen zu stellen, es genügt wenn ein Zuschauer für einen Verein Partei ergreift“, schlussfolgert das Bezirkssportgericht.
Im griechisch-römischen Stil
Schiedsrichter Horst Schulz (Sindelfingen), er betrachtete damals das gesamte Geschehen aus einer Distanz von rund 20 Metern, schilderte dem Sportgericht seine Sicht der Dinge. Nach einer „spieltypischen Aktion um den Ball zwischen den Spielern Kaiser und Pirracchio“ hätte er sich eigentlich „auf den weiteren Spielverlauf konzentriert“, hörte jedoch hinter sich „wie die zwei Spieler sich stritten“. Er habe dann eine Gerangel „im Griechisch-Römischen Stil“ beobachtet sowie den Fall des Duos auf den Kunstrasen. In die folgende Rudelbildung hätten sich schließlich vier hinzugeeilte Zuschauer eingemischt. „Einer der Zuschauer bekam den Spieler des TSV Köngen zu greifen“, führte Schulz aus, „ich sah, wie er dem Spieler an den Hals ging und versuchte ihn zu schlagen, was ihm aufgrund eines Ausweichmanövers des Spielers nicht gelang.“
Das Sportgericht äußerte daher keinen Zweifel, „dass der Angriff auf den Spieler klar die Anhängerschaft zum 1. FC Frickenhausen begründet“. Allerdings kursierten im Gerichtsverfahren und in den jeweiligen Vereinen auch andere Beschreibungen des Geschehens als die des Schiedsrichters. Unstrittig dagegen, dass sich die Gemüter recht schnell beruhigten, viele Besucher sogar fest mit der Weiterführung der Partie rechneten. Schulz brach jedoch das Match überraschend ab.
Der FC Frickenhausen, der bis auf Weiteres nur noch sieben Punkte Vorsprung auf den neuen Tabellenzweiten aus Köngen hat, wird gegen das Sportgerichtsurteil Berufung einlegen. „Es geht um eine sportlich faire Lösung“, betont FCF-Vorstandsmitglied Martin Mayer, zumal beide Mannschaften nach dem Gerangel sofort „um Deeskalation bemüht waren.“