Eine Erfolgsgeschichte: Seit zehn Jahren bereichert Schulkunst die Ausstellungen im Lenninger Schlössle
Frische junge Frühlingsfarben

Lenningen. Jedes Jahr im Frühjahr putzt sich das Oberlenninger Schlössle fein heraus mit jungen Bildwerken zwischen altem Fachwerk. Zum zehnten Mal zeigen die 


Erika Hillegaart

Lenninger Schulen in der Gemeindebücherei Arbeiten aus dem Kunstunterricht. Mit Malerei, Grafiken, Collagen und Plastiken ist die Palette der Fantasie und der unterschiedlichen Techniken breit gefächert. Auch dieses Jahr treiben es die Schüler wieder bunt und bringen viel Farbe ins Haus. Und nicht nur Farbe. Mit dem „Kids Chorios“, dem Unterlenninger Kinderchor unter der Leitung von Martina Eberle wirbelt musikalischer Schwung durchs Haus, bringt mit einem Boogiesong Bewegung in die junge Kunstszene.

„Die für mich spannendste Ausstellung im Jahr voller Überraschungen und Vielfalt hat Einzug gehalten“, sagt Ev Dörsam, Bücherei- und Museumsleiterin. Sie ermuntert die vielen Gäste zu Entdeckungen „wie kreativ Schule sein kann.“ Ein Thema für alle Schularten und Klassenstufen in Baden-Württemberg hieß: „Farbe – Licht!“ Jetzt wollen diese Lenninger Farbfantasien im Frühlingslicht bewundert werden. Dort am besten, wo sie wundersam wirken, weil sie die Räume verändern und wo bunte Geschichten wohnen: im Schlössle.

Da schwimmen bunte Fische durch das Luftmeer, spielen Finger mit dem Licht, drehen sich Farbkreise, zeigen Schattenrisse Profil im Gegenlicht, schillert ein CD-Mobile in den Regenbogenfarben, machen Clowns bunt befrackt ihre Späße wie der Karneval der Hände. Die Buchstabenfresserchen zeigen warme und kalte Farben im Widerstreit, Collagen in einer Farbe weisen auf deren variablen Reichtum. Töpferware, Mosaiken, Fadenbilder, geometrische Puzzle, Plastiken, Flechtbilder. Ein zoologischer Garten mit allerlei bunt gehäkeltem Getier erzählt, wie heute Handarbeit geht. Topflappen häkeln war gestern.

Auch ist im Kunstunterricht die Kunstgeschichte stets gegenwärtig mit dem Projekt „Einen Künstler kennenlernen“. Hundertwasser, Picasso, Matisse, Vermeer regten zu Imitationen an. Auch Kunstfälscher waren am Werk. Wassily Kandinskys „Improvisation 9“ haben die Förderschüler mit selbst hergestellten Pflanzenfarben gefälscht und dafür einen Sonderpreis von der Staatsgalerie erhalten.

Wie groß ist der Spielraum für die freie Fantasie? Wie werden die Impulse durch Vorgaben gelenkt? Die Themen für die Oberklassen zielten auf genaue Beobachtung und Schulung des Zeichnens von Details bei Taschen, Brillen, Werkzeugen.

Die Kunst aus den Lenninger Klassenzimmern holten die Kunsterzieherinnen Rose Gruner und Elke Gaiser, ehemals zweite Vorsitzende des Förderkreises Schlössle, vor einem Jahrzehnt in das historische Gebäude. Mit diesem Brückenschlag werde bei den Schülern das Interesse für die Kunst wach bleiben und Lust auf neue Ausstellungen machen. Seitdem ist die Beziehung zum Oberlenninger Kulturhaus gewachsen. Nicht zuletzt kommen die Schüler wegen der Begleitprogramme zu Ausstellungen, zu Workshops, zu den Lesewettbewerben und wegen des gut sortierten Jugendbuchangebots: „Das alte Schlössle soll jung bleiben“, wünschen sich Ev Dörsam und die Senioren des Förderkreises Schlössle und fördern auch mit dieser Ausstellung die junge neue Bildersprache.

Und noch eine Rückbesinnung: Vor genau hundert Jahren reisten August Macke, Paul Klee und Louis Moil­liet nach Tunis. Licht und Farbe werden durch diese Künstler zu einem zentralen Thema in der Malerei des 20. Jahrhunderts.

Mit einem Jahreszeitenlied und viel Bewegung verabschieden sich die munteren Minis aus Unterlenningen. „Was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten und der Winter nicht genießen“, sagt der Lebenskünstler. Ja, das ist’s für alle, die nach Nachwuchs und neuen Ideen suchen, damit das Schlössle „jung“ bleibt. Denn „Stillstand gibt es nicht“, sagt Jean Tinguelly, der Basler Mobile-Künstler, “es bewegt sich alles“.

Eine besondere Überraschung: Die Osterferien geben Gelegenheit, Hasen und Karotten in einer Hügellandschaft zu bewundern, beide fingergroß, von Klasse 2 mit leichter Hand gemalt. Die Ausstellung „Bilder aus dem Kunstunterricht – eine Gemeinschaftsausstellung der Lenninger Schulen“ ist bis zum 10. Mai zu sehen.