Kreis Esslingen. Die AOK Neckar-Fils versteht sich nach den Worten von Dieter Kress nicht nur als zahlungskräftige Krankenkasse, sondern auch als Akteurin im Gesundheitswesen. Eine Rolle, die nach der Fusion am 1. Juli 2007 noch gestärkt worden sei. Damals wurden die 38 Bezirksdirektionen im Land zu 14 größeren Einheiten zusammengefasst.
Auf das Binnenverhältnis bezogen habe es nach der Verschmelzung weder Verlierer noch Gewinner gegeben, stellte der stellvertretende Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils, Thomas Schneider, gestern während einer Pressekonferenz fest. Immerhin hatte es seinerzeit in der Belegschaft durchaus Befürchtungen gegeben, die Fusion könne zu Entlassungen und zu unzumutbaren Anfahrtswegen führen. Tatsächlich sind heute mit 642 Mitarbeitern etwa ebenso viele Beschäftigte in Diensten der AOK Neckar-Fils wie vorher in Zeiten, als die Bezirksdirektionen Esslingen, Göppingen und Nürtingen-Kirchheim noch getrennt waren.
Dass die Übung unter dem Strich gelungen ist, bestätigt der Vorsitzende des AOK-Bezirksrats Andreas Streitberger (IG Metall) aus dem Blickwinkel der Versicherten. Die starke regionale Ausrichtung der Kasse sei erhalten geblieben, die Beratungsqualität habe sich erhöht und auch räumlich sei man mit neuen Kundencentern besser aufgestellt als vor der Fusion. Präventionsangebote und Kooperationen mit Unternehmen hätten sich seit dem Zusammenschluss ebenfalls positiv entwickelt, die Fortbildung der Mitarbeiter werde konsequent betrieben, um dem Trend nach immer mehr spezialisierten Kräften Rechnung tragen zu können. Streitbergers Kollege Dieter Hummel (Südwestmetall) räumt aus Arbeitgebersicht ein, dass die Fusion bei den Beschäftigten zunächst nicht so gut angekommen sei. Heute stellt er fest: „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist gestärkt worden.“ Die Strukturen seien nun besser vernetzt, Erfolge gebe es bei der Zusammenarbeit mit einzelnen Kliniken, etwa mit der Klinik am Eichert in Göppingen, ausgeweitet worden sei das betriebliche Gesundheitsmanagement.
Mit rund 311 000 Versicherten war die AOK Neckar-Fils 2007 an den Start gegangen. Nach einem leichten Abschwung bis Ende 2009 geht es seither wieder spürbar aufwärts, aktuell sind etwa 305 000 Personen bei der Kasse versichert. Noch in diesem Jahr, spätestens aber im nächsten Jahr, soll die Schallmauer von 310 000 Versicherten durchbrochen werden.
Etwa 200 000 Besucher in den Kundenzentren und zirka 250 000 telefonische Kontakte jährlich sowie eine nachgewiesene steigende Kundenzufriedenheit sind aus Sicht der Geschäftsleitung weitere Indizien dafür, dass sich die Fusion zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat. Das gilt laut Kress auch für die Kostenseite trotz breiteren Angebots, zu dem beispielsweise auch ein Kundenempfangsmanagement in den größeren Servicecentern gehört. „Mehr Wirtschaftlichkeit nicht durch Abbau, sondern durch mehr Spezialisierung“, nennt Kress das Rezept. Darüber hinaus seien teure Doppelstrukturen abgebaut worden – aber das gelte ja für alle Fusionen.
Mit den vielen Versicherten und 900 Millionen Euro, die von der AOK Neckar-Fils jährlich an Leistungen in der Kranken- und Pflegeversicherung erbracht werden, stellt die Kasse einen bedeutenden Faktor dar. Dass sich die Kreiskliniken und das Esslinger Klinikum nunmehr ernsthaft um Kooperations- oder gar um Fusionsmöglichkeiten bemühen, ist auch dem Einfluss der AOK zu verdanken.
„Ich erkenne den Willen aller Beteiligten, die Krankenhauslandschaft im Kreis Esslingen auf eine zukunftsfähige Basis zu stellen“, sagt Dieter Kress. Ein weiteres Nebeneinander bringe einzelne Krankenhäuser finanziell in Schieflage und dies gefährde letztlich die flächendeckende Versorgung der Patientinnen und Patienten.