In einem gemeinsamen Projekt bringen die „Freunde“ ihr „Wohnzimmer“ auf Vordermann
Gaiserplatz kann sich sehen lassen

Am Gaiserplatz tut sich was. Die Außenwände bekommen einen neuen Anstrich. Prädikat: künstlerisch und sozialpädagogisch besonders wertvoll.

Kirchheim. Bei den „Freunden vom Gaiserplatz“ herrscht Aufbruchstimmung. Das Projekt, ihr „Wohnzimmer“ auf Vordermann zu bringen, reißt alle mit – wenn auch in unter­schiedlicher Intensität. Von der Diakonischen Bezirksstelle Kirchheim und von der benachbarten Christuskirchengemeinde initiiert, abgesegnet von der Stadtverwaltung und unterstützt durch die Weihnachtsaktion des Teckboten, entsteht dort etwas Neues: Die Gebäude bekommen einen neuen Anstrich. Die öffentlichen Toiletten sind wieder zugänglich. Sie werden betreut von den dort ansässigen „Freunden“. Und aus dem ehemaligen Kiosk soll in Bälde eine „Wärmestube“ werden. Somit haben die „Freunde“ auch im Winter einen festen Aufenthaltsort – warm und trocken.

Ingrid Riedl, die Leiterin der Diakoniestation, spricht bei der Außengestaltung schon vom zweiten Schritt. Der erste Schritt war die Öffnung der Toiletten. Markus Hofmann, einer der total engagierten „Freunde vom Gaiserplatz“, berichtet: „Das mit den Klos hat sich schon ganz gut eingespielt. Zwei, drei Leute von uns haben einen Schlüssel. Der Erste, der morgens kommt, schließt auf, der Letzte, der abends geht, schließt zu.“ Die Toiletten werden häufig benutzt, und war von allen möglichen Passanten. „Wir machen das ja nicht nur für uns“, sagt Markus Hofmann, „wir machen das für alle Kirchheimer.“

In Zukunft ist vielleicht noch mit viel mehr Passanten zu rechnen, die sich auf die Toiletten am Gaiserplatz „trauen“. Schließlich erstrahlen die Außenwände seit Kurzem in einem freundlichen, einladenden Gelbton. Die Grundarbeit leisten die „Freunde“ allesamt selbst, letzte Hand legt dagegen der Lenninger Künstler Rainer Hoffelner an: „Eberhard Haußmann vom Kreisdiakonieverband hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das Künstlerische zu übernehmen – damit die Wände nicht einfach nur weiß gestrichen sind.“

Selbstverständlich hat Rainer Hoffelner zugesagt. Für die Ausgestaltung hat er zwar kein gänzlich neues Werk geschaffen, sondern auf frühere Arbeiten zurückgegriffen. Aber Experten erkennen sofort die künstlerische Handschrift des Lenningers, der auf dem knallig gelben oder auch auf dem etwas dezenteren blauen Hintergrund seine berühmten kleinen „Männchen“ anbringt, bei denen es sich oft genug auch um „Weibchen“ handelt. Er hofft, dass irgendwelche Graffiti-Sprayer, die sich für die Wände interessieren könnten, genügend Respekt für die Kunst aufbringen und den Gaiserplatz künftig nicht mehr für ihre Streifzüge nutzen. Markus Hofmann unterstützt ihn in diesem Fall auch ideell und ergänzt: „Ich glaube nicht, dass sich da jetzt ein Sprayer traut, das zu verunstalten.“

Grundsätzlich sind die „Freunde“, die Hoffelner als ausgesprochen „schaffig“ lobt, nämlich stolz auf ihr neues Werk, auf das gemeinsame Projekt. Und sie sind auch stolz auf die positiven Reaktionen, die sie bekommen haben. Rainer Hoffelner zufolge haben schon etliche Passanten gefragt, ob sie die Arbeit fotografieren dürfen und ob sie die Fotos auch posten können. Das ist natürlich ganz im Sinne der Initiatoren. Schließlich gibt es bei diesem Projekt nichts zu verheimlichen. Günter Lube, den die anderen voll ehrlichem Respekt als ihren „Hausmeister“ vorstellen, freut sich ebenfalls über die Außenwirkung: „Wir haben schon viel Lob gekriegt.“ Wenn jemand sagt: „Ich finde das gut, was ihr da macht“, dann ist das eine Form der Anerkennung, wie sie ihnen nicht jeden Tag begegnet.

Und das schweißt auf eine ganz andere Art zusammen, wie überhaupt die gemeinsame konstruktive Arbeit. Ingrid Riedl ist ganz begeistert von den vielen Talenten, die sich da plötzlich auftun. Uwe Pokorny beispielsweise ist gelernter Gipser. Keine Frage, dass die Außenwände nach dem Abwaschen und vor dem Grundieren durch die „Freunde“ erst einmal fachmännisch ausgebessert wurden. „Außer Gipsern haben wir hier auch Maurer und Elektriker“, fügt Markus Hofmann hinzu. „Der eine kann halt das, der andre was anderes. Wir verstehen alle unser Handwerk.“