Bei der Dettinger Fruchtsaftkelterei Blankenhorn können Kunden ihr Obst zu Apfelsaft pressen und abpacken lassen
Garantiert eigene Äpfel in der Safttüte

Dettingen. Auf dem Hof von Ingrid und Walter Blankenhorn stapeln sich Kisten und Säcke mit Äpfeln. Zentner für Zentner hieven die Kunden das Obst in den Eingangsbereich der Mosterei. Michael Attinger


kippt das Obst durch eine Luke im Boden. Mit lautem Platschen fällt das Obst in die Waschanlage der Kelter. Der Gastwirt wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sein Blick wandert über die Fahrzeugschlange auf der Zufahrtsstraße. Stoßstange an Stoßstange reihen sich Traktoren, Pkws und Transporter auf.

Die Fahrer halten einen Plausch. Sie vertreiben sich die Wartezeit. Genau wie Michael Attinger bringen auch sie ihr Obst in die Mosterei Blankenhorn. Der Betreiber der Kirchheimer Stiftsscheuer lässt in der Fruchtsaftkelterei den Saft seiner Äpfel in Bag-in-Box-Verpackungen füllen. Die bestehen aus einem Innenbeutel, der in einem Karton verpackt wird. „Bei dem Verfahren schmeckt der Saft sogar nach Monaten noch so, als sei er gerade erst gekeltert worden“, sagt Attinger. Der Gastwirt schenkt den Saft auch in seinem Betrieb aus. „Ein Vorteil ist ganz klar, dass die Äpfel von meiner Wiese kommen“, sagt Michael Attinger. „Anders als bei Flaschen, die ich gegen Gutschriften bekomme, weiß ich bei diesem Verfahren, dass die Äpfel aus biologischem Anbau stammen.“

Durch ein Rohr werden die Äpfel in der Waschanlage in eine Mühle gezogen. Die zerkleinert sie. Patrick Lang zieht den Auffangbehälter herunter. Das Apfelmus fällt auf ein Tuch. Rasch wickelt er es ein. Seine Hand greift nach einem Holzrost. Den legt er auf das Tuch. Schicht um Schicht stapelt er so das Apfelmus auf. „In jedem Tuch befindet sich ungefähr ein halber Zentner Apfelbrei“, erzählt Ingrid Blankenhorn. Zwischenzeitlich schiebt Patrick Lang den Behälter auf die Presse. Mit einem Druck von 300 Bar werden die etwa 24 Holzroste zusammengedrückt. Der Saft quillt aus den Tüchern, plätschert in ein Auffangbecken und fließt von dort über Filter und Schläuche direkt ins Plastikfass.

Wenig später zieht Patrick Lang die Tücher von den Holzrosten. Die Pressrückstände, die Trester genannt werden, stapelt er auf einem Haufen. „Früher wurden die Rückstände von den Landwirten an die Tiere verfüttert“, erzählt Ingrid Blankenhorn. „Heute fragen teilweise noch Förster an. Aber in aller Regel geben wir den Kunden den Trester mit, weil wir ihn nicht entsorgen können.“

Walter Blankenhorn hebt das Fass mit einem Hubwagen an. Er zieht es in eine Nebenhalle. Dann schließt er den Schlauch der Abfüllanlage an. Der Inhaber des Getränkehandels und der Fruchtsaftkelterei Blankhorn greift sich einen Kunststoffbeutel. Eilig fixiert er die sogenannte Bag an der Abfüllanlage. Zwischenzeitlich wird der Saft in einem Wärmetauscher auf bis zu 82 Grad erhitzt. Auf diese Weise wird die Flüssigkeit pas­teurisiert, die Abfüllanlage zieht die Luft aus dem Beutel. Liter für Liter fließt frisch gepresster Apfelsaft hinein. Vorsichtig stützt Walter Blankenhorn die Bag mit der Hand ab. Wenige Sekunden später schnellt die Verschlussaufnahme der Maschine nach vorn und setzt den Zapfhahn auf den Beutel.

„Durch das einmalige Erhitzen und die luftdichte Verpackung ist der Saft lange haltbar“, berichtet Ingrid Blankenhorn. „Die Bag-in-Box kann bis zu 18 Monate gelagert werden, in unverschlossenem Zustand bis zu drei Monate.“ Und das ohne Geschmackseinbußen wie die Geschäftsführerin betont. „Geschmack und Aroma bleiben geschützt“, so Blankenhorn weiter. „Denn durch die luftdichte Verpackung wird eine Gärung verhindert.“ Dazu trage auch die Ventiltechnik des Zapfhahns bei, die verhindere, dass beim Gebrauch durch den Kunden Luft in den Beutel eintrete. Die 56-Jährige fährt fort: „Saft, der in Flaschen gefüllt wird, wird zweimal erhitzt, beim Bag-in-Box-Verfahren nur einmal. Das macht sich beim Aroma bemerkbar.“ Außerdem schone das Verfahren Inhaltsstoffe und Vitamine.

Das bestätigt auch Waltraud Eckle. „Der Saft schmeckt einfach wie frisch gekeltert“, erzählt die Frau aus Heidenheim. Zusammen mit ihrem Mann hat sie die rund 50 Kilometer nach Dettingen zurückgelegt. „Bei uns gibt es das Bag-in-Box-Verfahren nicht“, berichtet Eckle. „Dass ich dafür weit fahren muss macht mir nichts aus, denn die Qualität des Saftes ist so gut, dass sich die Strecke auf jeden Fall lohnt.“ Waltraud Eckle lässt den Saftbeutel in den Karton gleiten. Dann faltet sie ihn zu. Mit einem kräftigen Ruck hebt sie den Karton mit fünf Liter Apfelsaft an. Mit schnellen Schritten läuft sie zum Transporter. Die Ladefläche ist halb voll. Etwa 400 Liter Saft lassen Waltraud Eckle und ihr Mann in Beutel abfüllen.

Auch Michael Blankenhorn bestätigt, dass das Verfahren praktisch sei. „Die Verpackung spart Platz und der Saft ist schnell abgefüllt“, so der Mann aus Dettingen.

Walter Blankenhorn fährt mit dem Gabelstapler über den Hof. Langsam hebt er eine große Kiste an. Die fährt er zur Pressanlage. Der 60-Jährige springt vom Stapler. Ein Helfer öffnet die Kiste. Apfel um Apfel kullert in den Waschtrog. Tag für Tag ist der Geschäftsmann seit September in der Fruchtsaftkelterei im Einsatz. Der Betrieb läuft auf Hochtouren. Bis November werden noch viele Tonnen Obst durch die Presse laufen und unzählige Bags mit Saft gefüllt.